Seniorenimmobilien: Ab 2030 ist jeder Dritte auf altersgerechte Wohnung angewiesen

Es sind nur noch zwölf Jahre bis etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung 65 Jahre und älter sein wird. Der Wunsch im Alter: Noch möglichst autark in den eigenen vier Wänden leben. Dennoch werden auch in der Gesellschaft die meisten von den Auswirkungen des demografischen Wandels überraschend erfasst.

Die Lebenserwartung der Menschen steigt, ein hundertjähriger Geburtstag ist heute keine Seltenheit mehr. Hieraus ergibt sich für die Immobilienwirtschaft der Auftrag, Häuser und Wohnungen so zu konzipieren, dass sie individualisierbar sind und sich auch im Nachhinein an verändernde Bedarfe in späteren Lebensphasen mit zunehmend gesundheitlichen Beeinträchtigungen anpassen können.

Auf dem BFW-Seniorenimmobilientag in Köln diskutierten rund 60 Experten die Auswirkungen des demografischen Wandels und aktuelle Entwicklungen bei Wohnformen für die ältere Generation. „Dreh- und Angelpunkt für lebenslanges Wohnen in den eigenen vier Wänden ist das Bad“, konstatierte Rolf Schettler, Vorsitzender des Arbeitskreises „Wohnen im Alter“ des BFW-Landesverbandes NRW. Solange man hier Anpassungen vornehmen könne, die den Bewohner bei nachlassender Mobilität unterstützen und häusliche Pflege ermöglichen, sei der Umzug in ein Pflegeheim vermeidbar.

Im Neubau steigern zudem Wasch- und Abstellräume auf der jeweiligen Wohnebene den Komfort. Ein speziell für junge Menschen mit Pflegebedarf konzipiertes Wohnhaus präsentierte Stefan Hettwer von der Hettwer-Gruppe. Wer in noch jungen Jahren durch einen Motorradunfall auf tägliche Pflegeunterstützung angewiesen sei, müsse sein Leben völlig neu ausrichten. Ohne die Hilfe von Angehörigen und finanziellen Rücklagen sei der Weg in ein Pflegeheim oft der einzige Weg. Für diese Zielgruppe errichtet Hettwer Häuser in Form von Wohngemeinschaften. Technische Neuheiten wie „Alexa“ und eine moderne Wohnraumausstattung stünden hier im Vordergrund, so der Referent.

Dass neben altersgerechtem Neubau auch die Anpassung des Wohnungsbestands eine große Rolle spielt, zeigt der Erfolg des KFW-Programms „Altersgerechter Umbau“. Die Fördermittel wurden 2017 bereits von 57 auf 75 Mio. € erhöht. „Dennoch sind die Fördermittel bereits zur Jahreshälfte aufgebraucht“, stellte Joachim Seeger, Ministerialrat im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat eindrücklich fest.

Die Bereitstellung altersgerechter Wohnungen ist in doppelter Hinsicht notwendig: Zum einen gilt es, möglichst vielen Menschen ein selbstbestimmtes Altern in Würde in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen und einen Umzug in eine Pflegeeinrichtung zu vermeiden. Zum anderen sind altersgerechte Wohnungen und die Kombination mit speziellen Wohnkonzepten auch volkswirtschaftlich von erheblicher Bedeutung: Nach einer Prognos-Studie aus dem Jahr 2013 beläuft sich das Einsparpotenzial  bei Sozial- und Pflegekassen auf 3 Mrd. € im Jahr, wenn nur 15 % der pflegebedürftig werdenden Personen häuslich betreut werden können und der Heimaufenthalt vermieden oder aufgeschoben wird.

Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen und dem BFW-Landesverband NRW organisiert.

Thematisch passende Artikel:

BFW-Seniorenimmobilientag: Ab 2030 braucht jeder Dritte eine altersgerechte Wohnung

Im Jahr 2030 wird jeder Dritte 65 Jahre oder älter sein. Das entspricht einem Mehrbedarf von bis zu drei Millionen altersgerechten Wohnungen: Schließlich ist der größte Wunsch der meisten...

mehr
Ausgabe 6/2013

Damit wir morgen nicht alt aussehen

Liebe Leserinnen und Leser, erst kürzlich trafen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und weitere Kabinettsmitglieder mit Experten beim zweiten...

mehr
Ausgabe 05/2011

Tag der älteren Generation Altersgerechte Wohnungen noch immer Mangelware

Angesichts des bundesweiten Tags der älteren Generation am 7. April wies der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, darauf hin, das altersgerechte Wohnungen in Deutschland noch...

mehr

BID sieht große Defizite bei der Bewältigung des demografischen Wandels in Deutschland

Anlässlich des Demografiekongresses 2013 fordert die BID Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (www.bid.info) die Bundesregierung zum stärkeren Engagement im Gebäudebereich...

mehr
Ausgabe 03/2011 Emnid-Umfrage

Wie wollen wir im Alter wohnen?

Diese Frage hat TNS Emnid in einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage unter deutschen Mietern und Eigentümern ab 50 Jahren ermittelt, die auf der BAU in München von Verbänden der Bau- und...

mehr