„RE:frame Energieeffizienz“: Bund lobt Wettbewerb aus / Einreichungsphase läuft bis zum 31. August 2018

Neue Ideen für klimafreundliche Gebäude gesucht, die begeistern

Das Bundesumwelt- und das Bundesbauministerium wollen mehr Menschen für das Thema Energieeffizienz begeistern. Deshalb suchen sie neue Ideen für klimafreundliche Gebäude. Umgesetzt wird der Wettbewerb „RE:frame Energieeffizienz“ (www.reframe-wettbewerb.de) von der Deutschen Energie-Agentur (dena). BBB-Chefredakteur Achim Roggendorf sprach mit Christian Stolte, dena-Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude.

Herr Stolte, warum veranstaltet der Bund so einen Wettbewerb überhaupt? Was ist Ziel und Zweck?

Stolte: Der Ideenwettbewerb ist Teil des Aktionsplans Klimaschutz 2020 der Bundesregierung, der strategische Maßnahmen beschreibt, um die energiepolitischen Ziele zu erreichen, damit im Gebäudebereich neue klimagerechte Impulse gesetzt werden.

Konkret suchen wir mit RE:frame Energieeffizienz neue Wege dafür, dass sich mehr Menschen für das Thema energetisches Bauen und Sanieren begeistern. Das Thema soll attraktiver werden. Die Ideen sollen gar einen Bewusstseinswandel anstoßen und dadurch Sanierungsmaßnahmen auslösen, die einen Beitrag zur Energiewende leisten.

Eigentlich liegen die Vorteile effizienter Gebäude doch auf der Hand. Warum müssen dennoch neue Ideen her?

Stolte: Die Sanierungsquote deutscher Gebäude entspricht bei weitem nicht dem, was notwendig ist, um bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Bestand zu erreichen und den Endenergiebedarf massiv, nämlich um 60 % im Vergleich zu 2008, zu reduzieren.

Die Vorteile wie der steigende Wohnkomfort, das bessere Raumklima oder die Wertsteigerung eines energieeffizienten Hauses sind zu wenigen Menschen bekannt. Mit Blick auf die privaten Einfamilienhauseigentümer lässt sich festhalten, dass diejenigen, die in solchen Häusern wohnen, begeistert von dem Plus an Lebensqualität sind und es nicht mehr missen wollen – das wollen wir transportieren.

Warum hat das klimafreundliche Bauen und Sanieren so ein Imageproblem? Was ist da schiefgelaufen?

Stolte: Das neue Auto, die coole Kaffeemaschine oder die neue Küche: Dinge, für die wir uns entscheiden, weil wir sie schön, schnell oder modern empfinden, als Belohnung, Luxus oder Genuss. Sie passen zu uns und sind Ausdruck unseres Lifestyles. Wir entscheiden uns für sie jenseits reiner Vernunft oder einer kühlen Kosten-Nutzen-Rechnung. Hier entscheidet das Wollen, nicht das Müssen.

Energieeffizientes und klimafreundliches Bauen und Sanieren scheint dagegen ein Thema zu sein, was die Menschen kaum emotional anspricht, obwohl es doch um ihre Lebensqualität geht. Wir suchen deshalb Ideen, die für eine positive Konnotation sorgen und einen Imagewandel herbeiführen.

Gibt es wirklich so viele Probleme bei energieeffizienten Gebäuden, wie immer wieder behauptet wird?

Stolte: Vor allem die Wärmedämmung ist ein kontroverses Thema, die Kritik ist hier vielschichtig.
Eine energetische Sanierung sei unwirtschaftlich, die Dämmung führe zu Schimmel und Spechte picken Löcher in die Fassade. Diese und weitere Meldungen zu den vermeintlichen Nachteilen einer energetischen Sanierung tauchen leider immer wieder auf.

Dabei lassen sich die häufigsten Vorurteile leicht widerlegen. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele zeigt die dena seit Jahren, dass Sanierer von der deutlichen Wohnqualität überzeugt sind, 94 % der Bauherren würden die umgesetzten Maßnahmen weiterempfehlen. Zudem sind energetische Sanierungen bei fachkompetenter Umsetzung oftmals wirtschaftlich. Es handelt sich also eher um Mythen, die sich hartnäckig bei den Menschen halten. Auch hier kann eine verlässliche, informierende Kommunikation mit den Hauseigentümern ansetzen.

Warum sollte ich als „Ideengeber“ überhaupt am Wettbewerb teilnehmen?
Stolte: Weil die besten Ideen in die Auswahl zu einer möglichen Umsetzung kommen und weil man so einen eigenen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Zudem locken Preisgelder von insgesamt 45.000 €.

Mit welcher Erwartungshaltung werden die Jurymitglieder die Beiträge sichten?
Stolte: Die Jurymitglieder haben unterschiedliche Hintergründe: Verhaltensforschung, Soziologie oder auch Innovationsforschung. Diese Interdisziplinarität ist natürlich wichtig für die Bewertung der Idee. Entscheidend sind dabei drei Kriterien: Strahlkraft der Idee, ihre Umsetzbarkeit und inwiefern die Idee auf die Zielgruppe zugeschnitten ist. 

Was für Ideen würden Sie sich denn wünschen?
Stolte: Ich erhoffe mir inspirierende Beiträge, die neue kommunikative Ansätze darstellen. Die Energiewende braucht neuen Schwung, um erfolgreich zu sein. Dafür muss sie von einer Breite der Bevölkerung getragen werden, die hoffentlich durch die Ideen, die dieser Wettbewerb generiert, erreicht wird.

Baustaatssekretär Gunther Adler sagte zum Start des Wettbewerbs: „Von Menschen, die in energieeffizienten Häusern leben, wissen wir, wie begeistert sie von dem Plus an Lebensqualität und Komfort sind.“ Glauben Sie, dass der Ideenwettbewerb diese Begeisterung auch für andere Menschen erlebbar machen wird?
Stolte: Damit schließt sich der Kreis zum Beginn dieses Interviews: Ja, Ziel des Wettbewerbs ist es, die Begeisterung derjenigen, die bereits energieeffiziente Häuser erleben können und konnten, mithilfe der Ideen zu transportieren. Die Umsetzung von neuen kommunikativen Ansätzen, die in diesem Wettbewerb entstehen, kann das schaffen. Und ich bin zuversichtlich, dass das klappt.
 
Herr Stolte, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Wettbewerbsinfos gibt es unter www.reframe-wettbewerb.de

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