Erhöhtes Wärmebedürfnis Einzelner

Heizkosten: Alle zahlen für Einen

Hausmeister in Mehrfamilienhäusern können ein Lied davon singen: Selbst bei optimal eingestellter Heizanlage klagen spätestens mit den ersten kalten Herbsttagen einzelne Bewohner, dass es in der eigenen Wohnung nicht warm genug werde und man doch die Heizung etwas höher drehen solle. Schließlich zahle man ja im Rahmen der Heizkostenabrechnung auch die Mehrkosten dafür.  Gegen ein Verstellen der Heizkurve für höhere Raumtemperaturen des Einzelnen wäre eigentlich nichts einzuwenden, wenn da nicht die Folgen für die Hausgemeinschaft wären. Die werden regelmäßig unterschätzt.

Ob und welche Mehrkosten dies verursacht, hat das Institut für Energietechnik an der Technischen Universität Dresden im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Heiz- und Wasserkostenverteilung untersucht. Anhand von Fallbeispielen zeigt die Studie, dass sich das stärkere Wärmebedürfnis einzelner Bewohner auf die Wärmebilanz des gesamten Hauses auswirkt. Solche Forderungen sind technisch nur mit dem Anheben der zentralen Vorlauftemperatur zu erfüllen. Die Wärmebedarfswerte der Ge­­bäude und damit auch die Energieträgerzufuhr (Endenergiebedarf Raumheizung) erhöhen sich dann zwischen 4 % bei älteren Häusern und bis zu 11 % bei Neubauten. Deshalb sollten Vorlauftemperatureinstellungen nicht leichtfertig er­­höht werden. Die meist unnö­tigen Kosten dafür müssen alle Bewohner des Gebäudes bezahlen.

Untersuchungen an Mehrfamilienhäusern

Die Untersuchungen zum Mehrverbrauch wurden an zwei repräsentativen Mehrfamilienhäusern mit zwölf Wohneinheiten durchgeführt. Die Wohnungen haben eine Grundfläche von durchschnittlich 95 m². Um Ergebnisse für unterschiedliche Baualtersklassen zu erhalten, wurde der veränderte Heizwärmeverbrauch für zwei Ge­­bäude berechnet, eines nach der Wärmeschutzverordnung ab 1982 und eines nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) ab 2009.

In ersterem ergibt sich ein durchschnittlicher Jahresheizwärmebedarf pro m² von 92,3 kWh, beim EnEV-2009-Gebäude von 22,5 kWh. Ausgehend von einer normalen Beheizung mit 20 °C für Wohnräume und 24 °C für Bäder wurden verschiedene extreme Beheizungssituationen, sowohl einzeln, als auch in Kombination betrachtet. Dazu gehören das Erhöhen der Solltemperatur in einem Raum, das Erhöhen der Solltemperatur in allen Räumen, die Verringerung des Luftwechsels und das Anheben der Soll-Vorlauftemperatur für das ge­­samte Gebäude.

Fazit: Abzuraten ist von schnellen Lösungen, bei denen der Hausmeister einfach die Vorlauftemperatur hochregelt, damit auch erhöhte Temperaturforderungen Einzelner erfüllt werden. Diese Möglichkeit scheint zwar praktisch und vermeidet Reklamationen, ist aber teuer für alle.

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