Baufertigstellungszahlen 2017: Warum die Trendwende noch nicht in Sicht ist
Die ernüchternden Baufertigstellungszahlen 2017, die das Statistische Bundesamt veröffentlicht hat, dürfen leider niemanden überraschen. Der geringe Anstieg von 2,6 % auf 285.000 Wohnungen zeigt: Ein Ende der Wohnungsknappheit ist nicht absehbar. Im Gegenteil: Mehrere Indikatoren lassen vermuten, dass die Zahl der Fertigstellungen in Kürze sogar sinken wird.
Hintergrund ist der zeitliche Verzug, mit denen sie der Entwicklung der Baugenehmigungen folgen. Da die Baugenehmigungen 2017 um 7,3 % gesunken sind, werden zwangsläufig auch bald weniger Wohnungen fertig gestellt. Dieser Rückgang wird sich vermutlich in ein bis zwei Jahren abbilden, wenn der derzeitige Überhang an genehmigten, aber noch nicht fertig gebauten Projekten abgearbeitet ist.
Dieser Überhang ist auch durch Vorzieheffekte durch die Einführung der EnEV 2016 bedingt, die zu stark ansteigenden Baugenehmigungszahlen beim Jahreswechsel 2015/16 geführt hatten. Nach Rückmeldungen unserer BFW-Mitglieder hatten viele ihre Baugenehmigungsanträge Ende 2015 gestellt, um noch die alten Regelungen der EnEV 2014 nutzen zu können. Schließlich haben die Regelungen der verschärften EnEV 2016 die Baukosten um 7 % in die Höhe getrieben.
Auch die Äußerungen der BFW-Mitglieder, die für über 50 % des Wohnungsneubaus zuständig sind, lassen Rückschlüsse auf die Entwicklung der Baufertigstellungszahlen zu. 60 % von ihnen stellen fest, dass sich die Rahmenbedingungen für den Neubau 2017 verschlechtert haben. Auf dieser Datenbasis erstellt der BFW-Neubauradar die Prognose, dass der Anstieg der Baufertigstellungen nur noch von kurzer Dauer ist und wieder in Richtung 250.000 zurückgehen wird, falls starke Impulse aus der Politik ausbleiben.
Umso wichtiger sind die entschiedenen, positiven Signale des neuen Bundesbauministers Horst Seehofer. Die Einführung des Baukindergeldes und der Sonderabschreibung sind Schritte, um die Weichen auf mehr Neubau zu stellen. Vor allem aber sollen nun auch die Empfehlungen der Baukostensenkungskommission angepackt werden.
Nur so können wir wieder einfacher, schneller und kostengünstiger bauen!