Charmantes Wohnareal
In der Altstadt von Regensburg entstanden auf einem 3.100 Quadratmeter großen Grundstück in zehn Häusern 123 Komfortwohnungen. Ein Neubau, der sich optisch in die bestehende Bebauung integriert. Das Ostermeier-Quartier gilt als vorbildlich für die zeitgemäße Schaffung von Wohnraum unter Steildächern.
Nur Glück gehabt oder gut geplant und ausgewählt? Mit dem besonderen Bauobjekt im Ostermeier-Quartier in der Altstadt von Regensburg haben Stadt und Bewohner einen großen Gewinn gemacht. Denn den Gebäuden auf dem Areal der ehemaligen Wurstfabrik Ostermeier ist der Charakter eines Neubaus kaum anzumerken. Optimal gelungen sind die zeitgemäße Schaffung von Wohnraum, unweit des Regensburger Doms und die Integration der Häuser mit Steildächern in Biberdoppeldeckung in das Gesamtbild der Regensburger Altstadt.
123 Komfortwohnungen sind auf dem Gelände entstanden, sie konnten perfekt in die Bestandssituation integriert werden. Wesentlichen Anteil am gelungen Äußeren haben die Steildächer in Biberdoppeldeckung in zwei Farbtönen. Für den optimalen Brand- und Schallschutz unterhalb sorgt eine Betonschalenkonstruktion.
Verdichtung in der historischen Altstadt
Verdichtung im Ortskern, das Schaffen von neuem Wohnraum, ohne das Gesamtbild der historischen Altstadt Regensburg zu durchbrechen – dieses Vorhaben sollte gelingen. Dafür setzte sich vor allem Investor Peter Trepnau ein. Im Herzen der Donaustadt sollte etwas Einmaliges entstehen. Ein Architektenwettbewerb folgte. Den gewann das Berliner Architekturbüro von Professor Carsten Lorenzen. Als einziger Teilnehmer schlug er keinen Einzelbau vor. Der Siegerentwurf beinhaltete zehn vierstöckige Einzelhäuser, die ein Karree bilden.
Extreme Steildächer mit Dachgauben und Dachterrassen, die einen exklusiven Blick auf Donau, Dom und die Altstadt Regensburgs eröffnen, vier Haustypen, die ineinander verschachtelt einen Innenhof umschließen und so auch für Rückzugsräume sorgen. Für die Investitionssumme von 45 Millionen Euro entstanden in den zehn Häusern des Donaumarkt-Karrees in bester Lage auf einer Fläche von 3.100 m2 123 Ein- bis Sechs-Zimmer-Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 8.730 m2.
Begrünter Innenhof und Blick auf den Dom
Balkone, Dachgauben und versteckte Dachterrassen bilden ein schönes harmonisches Zusammenspiel. Die extremen Steildächer sorgen für mehr Wohnraum unter dem Dach, die Balkone und Loggien öffnen sich zum begrünten Innenhof hin und schaffen ein entspanntes Ambiente. Wer als Passant die von weitem verschachtelt wirkenden Wohnhäuser im Ostermeier-Quartier betrachtet, mag zunächst davon überzeugt sein, dass es sich hier um einen erstklassig modernisierten Bestand von alten Lager- beziehungsweise Wohnhäusern handelt. Doch es steckt ein meisterhaft geglücktes Konzept eines Architektenteams dahinter, das bei genauer Betrachtung dem interessierten Passanten ein perfekt in den Kontext eingebautes Neubauprojekt präsentiert.
Allein auf die Dachlandschaft bezogen könnte man dem Areal auf den ersten Blick attestieren, dass dort aus alten Häusern das Beste herausgeholt wurde. Was ist der Grund für diese tolle optische Wirkung? Zum großen Teil sicherlich die Rundschnittbiber des Dachziegelherstellers Erlus aus Neufahrn in Niederbayern. Die Nuancierung zweier Naturrot-Töne ist so typisch für das Stadtbild, dass sie sich gleich nach der Eindeckung als „alte Bekannte“ ins allgemeine Stadtbild eingliedern. Aus Sicht der Denkmalpflege hätte diese Wunsch-Optik auch nicht anders ausfallen dürfen. Doch auch die Schleppgauben verleihen der Zugehörigkeit zur Altstadt der Donaustadt Nachdruck. Die markante Bauart von Dachluken zur Belüftung eines Lagerhauses oder zur Zierde von Bürgerhäusern setzt im Steildach einen sehr bedeutsamen Akzent.
Vier Gauben-Breiten
Bei dem Bauvorhaben Ostermeier-Quartier mit insgesamt 70 Schleppgauben sind es sogar vier unterschiedliche Gauben-Breiten, die deshalb differieren, um je nach Lage und Nutzung einer Wohnung möglichst günstigen Lichteinfall zu fördern. Die Zusammenstellung der sehr variantenreichen Häuser legte auch einen Grundstein dafür, dass die unterschiedlich großen Gebäude sich sehr schön in die Altstadt integrieren. Das Projekt fügt sich derart überzeugend ein, die Fassaden kommen bewusst ohne protzige Akzente aus und mit dem durchgefärbten Edelkratzputz in erdigen Farben sind sie sehr zurückhaltend gestaltet.
Dächer mit je einem Giebel
Dem Betrachter des Areals bleibt die massive Dachkonstruktion meist verborgen. Dabei ist genau das eine Meisterleistung im wahrsten Sinne des Wortes, denn die sehr steilen Dächer waren eine Herausforderung für die Verarbeiter. Die Häuser unterschiedlicher Größen haben jeweils diverse stark geneigte Dachflächen mit immer nur einem Giebel. Der ist mal in den Innenhof, mal zur Straßenseite ausgerichtet. In scheinbar kurioser Weise wechseln sich die obligatorischen Sargdeckel-Konstruktionen der Häuser mit einem Walm oder einer besonders steilen Dachfläche ab. Interessant ist, dass ein gekappter First vom Gehsteig aus nicht als Störfaktor in der Dachgestaltung wahrgenommen wird. Mal sind es nur 2 m bis zum gedachten First, um so Platz für schmale Oberlichter in der Dachspitze zu schaffen. Mal ist die Form des Sargdeckels so ausgeprägt, dass sich Möglichkeiten für einen kleinen Dachgarten mit Sitzgelegenheit ergeben und einen grandiosen Ausblick über die Domstadt eröffnen.
Aufwändiger Brand- und Schallschutz
Um Dachgeschosse in vollem Umfang für komfortablen Wohnraum nutzen zu können, müssen sehr komplexe Rahmenbedingungen erfüllt sein. Brand- und Schallschutz nehmen dabei einen breiten Raum ein. Deshalb ist Beton in großem Umfang zur Anwendung gekommen: angefangen von der hochwassergeschützten Tiefgarage in drei Ebenen bis hin zur Sargdeckelkonstruktion in luftiger Höhe. Damit die Massivbauweise letztlich den Effizienzstandard für ein KfW-70-Geäbude erreicht, bedarf es einer Dämmung, die nichts dem Zufall überlässt, sondern im System wirkt. Auf den Rohbeton für die insgesamt 2.800 m2 großen Dachflächen kam zunächst ein bituminöser Voranstrich, um der kaltselbstklebenden Dampfbremse eine sichere Haftung zu bieten. Darauf folgte eine 140 mm dicke Polyurethan-Aufdachdämmung, die gleichzeitig als naht- und perforationsgesicherte Unterdeckung der Klasse 3 wirkt.
Steildächer zwischen 45 und 65 Grad
In der Dachlandschaft mit Neigungen zwischen 45 und 65 Grad treten unterschiedliche Schubkräfte auf. Um es für die Dachprofis bei der Verarbeitung möglichst einfach zu machen, wurde für die Klasse 3 Unterdeckung vom statisch ungünstigsten Fall ausgegangen und die Befestigungstechnik darauf abgestimmt. Die Verschraubung der speziellen Befestiger erfolgte mit Musterschablonen durch die Konterlatten und die Dämmung hindurch direkt in den Sargdeckel. Darauf folgten die Dachlatten und die Biberdoppeldeckung. Dort, wo die Schrägdächer der unterschiedlichen, aber miteinander verbundenen Häuser ineinander übergehen, sorgen Brandwände für eine sichere Trennung. Dazu wurden im Rinnenbereich bis 1 m hohe Metalllatten und nicht brennbare Wärmedämmung verbaut.
Schleppgauben für mehr Lichteinfall
Für das Grundmodell der Schleppgaube im Ostermeier-Quartier mit insgesamt vier unterschiedlichen Breiten haben vielfältige Überlegungen Einfluss genommen. Rund um das Fenster mit einem oder zwei Flügeln sollte die konische Einfassung möglichst schlank bleiben. Erst zum Dach hin sollte sich die Gaube allmählich verbreitern. Für den Bewohner hat dies den Vorteil, dass der Lichteinfall ins Zimmer merklich reichhaltiger ist und man auch besser an das Fenster herantreten kann. Von außen betrachtet zeigt dies selbst bei einer Reihe von Gauben den erwünschten Effekt: Die Akzente in der Dachlandschaft sind zwar markant, wirken aber nicht überladen und weisen mit klaren Konturen und der Bekleidung aus Farbaluminium in Ziegelrot eine gelungene Zugehörigkeit zur Biberdoppeldeckung auf. Der mit 10 Grad extrem flachgeneigte Bereich über der mit Bibern eingedeckten Gaube entwässert Deckung und Unterdach in eine schmale Kastenrinne, deren Fallrohr innen verläuft und möglichst unscheinbar jeweils bis zur Seite einer Gaubenrüstung geführt wird. Gegen eindringenden Niederschlag war es unabdingbar, dass die Rundschnittbiber auf den Schleppgauben dieses wasserdichte Unterdach erhalten haben. Dazu ist die trapezförmige Konterlattung durch eine Abdichtung geschützt.
Biberschwanzziegel in zwei Farben
Auf der Traglatte kann jeder Biber entweder geschraubt oder geklammert sein – weil die Bemessungswerte nahezu identisch sind, ergeben sich für den Verarbeiter beide Möglichkeiten. Mal ist der Ergoldsbacher Biberschwanzziegel mit Rundschnitt im Format 18/38 in der Farbe Naturrot, mal als Sinterbiber, der um 100 Grad höher gebrannt ist, in unregelmäßiger Mischung auf die Traglatte gekommen. Dadurch erreicht die Doppeldeckung ein leicht geschecktes Verlege-Muster. Genau das traf die Erwartungen der Regensburger Stadtplaner, die eine klare Vorstellung von einer Engobe-freien Biberdeckung hatten.
Randabschluss filigran gehalten
Passend dazu sorgt der Firstziegel, der sich trocken verlegen lässt, für den Abschluss am Grat beziehungsweise Walm. Weil es keinen First gibt, benötigen alle zehn Häuser einen filigranen Randabschluss für die mehr oder weniger stark ausgeprägten Dachterrassenkonstruktionen. Auch dafür wurde das gleiche farblich passende Aluminiumblech genutzt. Das Ergebnis ist ein überaus gelungenes Gesamtbild einer Dachlandschaft von zehn Häusern, die sich so gut in die Silhouette benachbarter Wohngebäude der Altstadt einfügen, als ob es dort nichts anderes gegeben hätte.
Für großflächige Sanierungen von Altbeständen in Städten oder für Neubauten an verkehrsreichen Straßen bietet sich auch der neue Dachziegel Erlus Lotus Air an. Dieser Dachziegel trägt dazu bei, die Stickoxidbelastung in der Luft zu reduzieren. Erlus Lotus Air Dachziegel bauen 2,9 mg Stickoxide pro Quadratmeter und Stunde ab. Ein 160 m² Dach kann schon in jeder Sonnenstunde 464 mg Stickoxide in unbedenkliches Nitrat umwandeln. So können Sie also jährlich rund 10.000 km mit reinem Gewissen Auto fahren. Denn seine photokatalytische Beschichtung beinhaltet Anatas, eine spezielle Form von Titandioxid, die aktiv luftreinigend wirkt.
Balkone, Dachgauben und versteckte Dachterrassen bilden ein schönes harmonisches Zusammenspiel.
Die Nuancierung zweier Naturrot-Töne ist so typisch für das Stadtbild.