Damit es nicht bei jedem Schritt knirscht und klackt
Vier Gebäude aus dem Bestand der Vonovia wurden aufgestockt. Beim Bodenaufbau in den neuen Etagen testete das Wohnungsunternehmen verschiedene Trittschalldämmsysteme von Saint-Gobain Weber. Gewünscht war eine möglichst hohe Trittschallminderung bei schneller Verarbeitung.
2001 wurde das im Dortmunder Stadtteil Hörde angesiedelte Stahlwerk Phoenix nach fast 160 Jahren Laufzeit stillgelegt. Auf der Fläche entstand in den Folgejahren ein Naherholungsgebiet mit dem künstlich geschaffenen Phoenix-See. Dieser Wandel machte den Stadtteil zu einem außerordentlich beliebten Wohn- und Arbeitsort, mit der Folge, dass das Wohnraumangebot schnell hinter der Nachfrage zurückblieb.
Neue Wohnräume in Hörde
In Konsens mit Politik und Stadtverwaltungen versucht das Wohnungsbauunternehmen Vonovia, mit verschiedenen Neubau- und Nachverdichtungsvorhaben den Wohnraummangel in Ballungsgebieten zu lindern. Dafür baute das Unternehmen unter anderem in der Wohnsiedlung Binsengarten, die unweit des Phoenixsees liegt, vier Wohnhäuser aus: Auf jedes Gebäude wurde ein weiteres Stockwerk mit vier Wohnungen zusätzlicher Fläche aufgesetzt. So konnten in der begehrten Wohnlage 16 neue Wohnungen geschaffen werden.
Planung: Bodenaufbau für die neue Etage
Um die ehemaligen Dachböden bewohnbar zu machen, musste zunächst auf der 12 cm dicken, nur gering tragfähigen Stahlbetondecke eine ebene und besonders leichte Bodenfläche entstehen. Dabei legte der Bauherr Wert darauf, dass die Bodenkonstruktionen einen hohen Schallschutz bieten, um die darunter wohnenden Mietparteien vor Trittschall zu schützen.
Neben der Einhaltung der relevanten DIN-Norm 4109 (bewerteter Norm-Trittschallpegel von ≤ 50 dB), sollte der Bodenaufbau noch weitere Bedingungen erfüllen: Nach den Wünschen von Vonovia sollten alle neuen Wohnungen mit einer Fußbodenheizung ausgestattet werden. Dabei durfte das Einbaugewicht von 75 kg pro m2 nicht überschritten werden. Außerdem sollten die Böden möglichst schnell eingebaut werden, um die anderen Mieter so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.
Trittschallsysteme im Test
Bei der Planung wurden Fachberater des Baustoffherstellers Saint-Gobain Weber hinzugezogen. Nach ausführlicher Beratung wich man vom ersten Plan, einen Trockenestrich einzusetzen, ab. Stattdessen testete man parallel drei verschiedene Weber-Systemaufbauten mit Dünnestrich auf ihre trittschalldämmenden Eigenschaften. Es handelte sich dabei um vielschichtige Konstruktionen. Für diese – wie für alle mehrschichtigen Kons-truktionen – existiert aufgrund der Komplexität kein praxistaugliches Berechnungsverfahren gemäß Trittschallnorm DIN 4109. Um sicherzustellen, dass die Systeme dennoch die Anforderungen erfüllten, einigten sich alle Beteiligten auf einen Praxistest. Die Systeme wurden zunächst in drei Musterwohnungen eingebaut und nach dem Einbau Schallmessungen durchgeführt.
Bei der ersten Konstruktion kam eine Mineralwolldämmung als Trittschalldämmschicht zum Einsatz. Bei den beiden anderen handelte es sich um EPS-Systeme mit unterschiedlich hohen Dünnestrich-Schichten (25 mm und 30 mm).
Nach Fertigstellung der Probewohnungen führte das externe Bausachverständigen-Büro Institut Roger Grün GmbH Schallmessungen durch. Alle Systeme lagen weit unter dem von der Norm vorgegebenen Maximalwert von 50 dB: Bei dem EPS-System mit dem 25-mm-Aufbau des Dünnestrichs wurde ein bewerteter Norm-Trittschallpegel (L‘n,w) von 44 dB gemessen. Das Mineralwolle-System erzielte sogar einen Wert von 43 dB.
Leichtausgleich schafft Ebenheit
Die Strom- und Wasserleitungen für das neue Stockwerk wurden vor dem Bodeneinbau auf der Stahlbetondecke verlegt. Über den ummantelten Rohren musste danach eine ebene Fläche geschaffen werden, bevor die Fachhandwerker die Trittschalldämmung verlegen konnten.
Für den Rohrhöhenausgleich kam weber.floor 4520 zum Einsatz. Der Leichtausgleich wurde maschinell vor Ort gemischt und direkt in das neue Stockwerk gefördert. Besonders vorteilhaft war die schnelle Trocknung des Materials: Bereits eine Stunde nach Einbau war das Material begehbar. Als Zwischenlage unter der Fußbodenheizung wurde eine PE-Folie als Trennlage auf dem Leichtausgleich verlegt. Anschließend erfolgte der Einbau des Randdämmstreifens gefolgt von der Mineralwoll-Trittschalldämmung.
Estricheinbau mit Weber-PumpTruck
Das Fußboden-Heizsystem sollte unterhalb des Estrichs, bzw. in der Dämmschicht verbaut werden. Daher kam die Fußbodenheizung Bauart B zum Einsatz. Anschließend verlegten die Fachhandwerker eine Schrenzlage, um die Bodenfläche für die Estricharbeiten vorzubereiten. Der schnell belegreife Dünnestrich weber.floor 4365 wurde im Weber-PumpTruck geliefert. Dieses mobile Silo pumpte das Material direkt in das gewünschte Stockwerk. Dadurch entfielen der Transport von Materialsäcken durch das Treppenhaus sowie das erfahrungsgemäß staubige Anmischen in den Wohnungen.
Zudem verkürzte das Powerpaket die Einbauzeit beträchtlich: Aufgrund seiner hohen Flächenleistung konnten die Fachhandwerker jeweils ein neues Stockwerk innerhalb eines Vormittags komplett mit Dünnestrich ausstatten. Viele Hausbewohner bekamen daher von dem Einbau praktisch nichts mit – ein wohltuender Unterschied zu anderen Bauvorhaben, bei denen den anderen Mietparteien einiges an Geduld abverlangt wird.
Nach nur drei Tagen Trocknungszeit war der Dünnestrich belegreif. So konnten die Fachhandwerker die Arbeiten schnell abschließen. Mit einem gemessenen Trittschall von 43 dB (L‘ n,w) übertrifft das System die Anforderungen der Norm deutlich.
Drei verschiedene Systemaufbauten mit Dünnestrich wurden auf ihre trittschalldämmenden Eigenschaften getestet. Es handelte sich dabei um vielschichtige Konstruktionen.