Das Hausnetz verändert sich
Privathaushalte und Unternehmen werden in den kommenden Jahren deutlich mehr Bandbreite abfordern als noch heute. Die aktuelle Infrastruktur kann dem nur bedingt standhalten. Besonders das Hausnetz, die sogenannte letzte Meile oder auch Netzebene 4, rückt daher stärker in den Fokus.
Experten gehen davon aus, dass sich die Nachfrage nach einer höheren Bandbreite bis 2025 mehr als verdoppeln wird. Hohe Geschwindigkeiten von 1 Gbit/s und mehr werden in Zukunft gefragt sein. Das geht nur mit geeigneter Infrastruktur. Doch warum steigt die Nachfrage immer weiter?
Höhere Bandbreite gefordert
Die höhere Bandbreite wird in erster Linie für Bewegtbilder – also Videoinhalte – benötigt. Diese verschlingen eine hohe Bandbreite und ihr Volumen wird in den nächsten Jahren deutlich ansteigen. In Privathaushalten hat das unter anderem mit dem geänderten Fernsehverhalten zu tun. Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon oder Maxdome sind aus vielen Haushalten nicht mehr wegzudenken – besonders bei der jüngeren Generation. Das lineare Fernsehen wird zwar nicht verdrängt, aber zumindest um neue Angebotsformen, wie Mediatheken, erweitert. Auch im Mobilfunk bekommt das Bewegtbild zukünftig eine größere Bedeutung. Schon heute sind Video-Anrufe wichtiger Bestandteil des Angebots verschiedener Messaging-Dienste. Darüber hinaus sorgen auch Sprachanwendungen und Apps dafür, dass Smartphones immer mehr Bandbreite benötigen und die Nachfrage nach mobilen Anwendungen steigt.
Neben dem Bewegtbild sind moderne Smart Home-Anwendungen, die verschiedenste Geräte über das Internet of Things (IoT) miteinander vernetzen, Grund für die hohe Nachfrage. Smart Home gilt als fester Bestandteil des Wohnens der nahen Zukunft.
Der Zugang zu all diesen Diensten und „Smarten Applikationen“ ist nur mit genügend Bandbreite möglich. Um diese zu erreichen, wird langfristig eine Glasfaserinfrastruktur unabdingbar sein.
Der aktuelle Stand
In der Regel gibt es in Deutschland zwei verschiedene Infrastrukturen: die Kupferdoppelader-Infrastruktur über ältere Telekom-Leitungen und die Koaxial-Infrastruktur eines Kabelnetzbetreibers. Die technischen Voraussetzungen der Kupferdoppelader, beispielsweise in Verbindung mit dem sogenannten Vectoring und neuerdings Super-Vectoring lassen eine maximale Bandbreite von 250 MBit/s zu. Koaxialkabel schaffen unter bestimmten Voraussetzungen, wie einem Glasfaseranschluss bis ins Haus, bereits 1 Gbit/s und mehr.
Schon heute bieten also beide Infrastrukturen die Möglichkeit, relativ hohe Bandbreiten in die Wohnungen zu liefern. Anlass für Panik gibt es daher nicht, jedoch ist auch klar, dass für die Zukunft Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um die erhöhte Nachfrage abzudecken.
Fiber-to-the-Building
Eine Methode die Bandbreite deutlich zu erhöhen, ist der Fiber-to-the-Building (FTTB)-Anschluss. Hier wird eine Glasfaseranbindung direkt bis ins Haus installiert. Hierfür ändern viele Kabelnetzbetreiber die bisherige Zuführung über eine koaxiale Infrastruktur der sogenannten Netzebene 3 und schließen die Glasfaser mit einem optisch-elektronischen Wandler (Micro- oder Mininode) an die vorhandene Hausverteilanlage der Netzebene 4 an. Durch diese Vorgehensweise sind Kabelnetzbetreiber in der Lage, bedarfsgerecht Bandbreitenerweiterungen vorzunehmen.
Andere Anbieter, wie die Deutsche Glasfaser, Inexio oder 1&1 Versatel, nutzen FTTB, um auf die Kupferdoppelader zuzugreifen. Auch auf diese Weise können erhebliche Bandbreitenerweiterungen realisiert werden.
Fiber-to-the-Home
Der Königsweg, um den Bedarf an Bandbreite abzudecken, ist jedoch eine eigene Glasfaserinfrastruktur im Haus – realisiert entweder durch das Wohnungsunternehmen selbst oder einen alternativen Netz- oder Kabelnetzbetreiber. Auch die Telekom bietet zwischenzeitlich FTTH-Installationen an. Aktuell wird dazu die Glasfaser bis in die Wohnung geführt und dort häufig mit einem CAT7- oder einem Koaxialkabel weiter verteilt. Zudem besteht die Möglichkeit, die Glasfaser direkt an eine Multimediadose anzuschließen. Dabei gilt es allerdings zu beachten, dass derzeit ein direkter Anschluss der Geräte an das Glasfasernetz noch nicht möglich ist. Das optische Signal muss zunächst in ein elektrisches Signal umgewandelt werden. Dies bewerkstelligt ein Router, entweder in einem Multimedia-Verteiler in der Wohnung oder an der Dose.
Der beschriebene Ausbau der Netzebene 4 ist allerdings mit höheren Kosten, verbunden. Daher schreitet der Ausbau derzeit nur langsam voran. Dennoch empfehlen Experten wie die DSC Dietmar Schickel Consulting Wohnungsunternehmen bei Neubauten und Modernisierungen bereits heute die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet zu sein.
Wenn noch kein Glasfaseranschluss bis zum Haus in Sicht ist, gibt es neben der direkten Installation der Glasfaserkabel die Möglichkeit, sogenannte Kombinationskabel zu verlegen. Dabei wird die Koaxial-Infrastruktur mit einem Leerröhrchen ausgestattet, in das im Nachhinein die Glasfasern mit Pressluft eingeblasen werden kann.
Bedarfsgerechter Ausbau
Der bedarfsgerechte Ausbau ist für eine breitbandige Zukunft unabdingbar. Daher ist es wichtig, eine Glasfaserinfrastruktur beim Neubau bereits heute vorzusehen und bei Modernisierungen alle Voraussetzungen dafür zu schaffen. Nur wer bereit ist, auch die letzte Meile zu gehen, und sein Hausnetz den gestiegenen Anforderungen und technischen Möglichkeiten anzupassen, kann dem zukünftigen Breitbandbedarf gelassen entgegensehen.
Nur wer bereit ist, sein Hausnetz den gestiegenen Anforderungen und technischen Möglichkeiten anzupassen, kann dem zukünftigen Breitbandbedarf gelassen entgegensehen.