Bewegtbild
frisst Bandbreite!
Ein ganz normaler Abend einer deutschen Familie: Die Tochter chattet mit einer Freundin via Videoanruf, der Sohn spielt PlayStation, die Mutter streamt am TV einen Spielfilm und der Vater schaut sich am Tablet die Zusammenfassung des letzten Bundesliga-Spieltags an. Was vor Jahren mit dem Fernseher als einzigem Bild-Empfangsgerät noch undenkbar war, ist mittlerweile Standard – überall läuft Bewegtbild über das Internet.
Möglich machen das zum einen der technische Fortschritt um Smartphones und Co. und zum anderen Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon Prime Video oder SkyGo. Der Markt boomt – das Strategieberatungs-Unternehmen McKinsey prognostiziert, dass die Ausgaben für Video-Inhalte in Deutschland bis 2021 auf über 16 Milliarden Euro wachsen werden. Das sind knapp 25 Prozent mehr als noch 2017. Bedeuten diese Zahlen das Ende des linearen Fernsehens?
Lineares Fernsehen bekommt Konkurrenz
Nicht unbedingt. Doch das lineare Fernsehen steht mittlerweile in großer Konkurrenz zu Angeboten, die über das Internet konsumiert werden. Das sogenannte Video-on-Demand (VoD) ist besonders bei den Jüngeren beliebt. Aber auch die ältere Generation nutzt immer häufiger VoD-Angebote, wie die Medienanstalten in ihrem Digitalisierungsbericht 2018 feststellen. Das haben auch die Programmanbieter längst erkannt und vermarkten ihr Angebot mittlerweile über mehrere Ausspielwege, bis es dann letztendlich zu einer Ausstrahlung im linearen Fernsehprogramm kommt.
Neben dem Fernsehen spielen auch Messaging-Dienste wie WhatsApp eine wichtige Rolle für die hohe Nachfrage nach Bewegtbild. Schon heute sind Video-Anrufe zentraler Bestandteil des Angebots und auch Videos oder weiterführende Links zu Video-Plattformen wie YouTube erfreuen sich unter den Nutzern großer Beliebtheit.
Bedarfsgerechter Ausbau
Egal über welche Plattform oder über welches Empfangsgerät: Bewegtbild via Internet frisst Bandbreite. Und das nicht zu knapp. Besonders, wenn mehrere Personen im Haushalt gleichzeitig auf die verschiedenen Angebote zugreifen, sind für Mehrfamilienhäuser zukünftig hohe Geschwindigkeiten von 1 Gbit/s und mehr notwendig – wenn auch die Qualitätsanforderungen an die Übertragungsstandards weiterwachsen. Ist HDTV (High Definition Television) heute bereits üblich, wird Ultra HDTV (4K) bereits häufig von den OTT-Anbietern (Over The Top) wie Netflix und Co. angeboten. 8K Angebote, also fast dreidimensionales Fernsehen, wird bereits in Asien realisiert. Das alles geht nur mit geeigneter Infrastruktur. Darauf muss sich die Wohnungswirtschaft mit entsprechenden Bandbreiten-Angeboten vorbereiten und die passenden Lieferanten vorhalten.
In der Regel gibt es in Deutschland zwei verschiedene Infrastrukturen: die Kupferdoppelader-Infrastruktur, also ältere Telekom-Leitungen, und die Koaxial-Infrastruktur eines Kabelnetzbetreibers. Die technischen Voraussetzungen der Kupferdoppelader, beispielsweise in Verbindung mit dem sogenannten Vectoring und neuerdings Super-Vectoring, lassen eine maximale Bandbreite von 250 MBit/s zu. Koaxialkabel schaffen unter bestimmten Voraussetzungen, wie einem Glasfaseranschluss bis ins Haus, bereits 1 Gbit/s und mehr. Die Glasfaser gilt daher als Königsweg, um die wachsende Nachfrage nach hohen Bandbreiten zu decken.
Glasfaser ja, aber wie?
Eine Methode die Bandbreite deutlich zu erhöhen, ist der Fiber-to-the-Building (FTTB)-Anschluss. Hier wird eine Glasfaseranbindung direkt bis ins Haus installiert. Dafür ändern viele Kabelnetzbetreiber die bisherige Zuführung über eine koaxiale Infrastruktur und schließen die Glasfaser mit einem optisch-elektronischen Wandler (Micro- oder Mininode) an die vorhandene Hausverteilanlage an. Durch diese Vorgehensweise sind Kabelnetzbetreiber in der Lage, bedarfsgerecht Bandbreitenerweiterungen vorzunehmen. Neueinsteiger im Breitbandmarkt, wie Stadtwerke oder alternative Netzbetreiber, installieren sowieso direkte Glasfaserverbindungen bis ins Haus.
Die beste Möglichkeit, um zukünftig eine hohe Bandbreite in den Häusern bereitzustellen, ist neben dem Glasfaseranschluss bis ins Haus (FTTB), nach heutigem Stand der Technik, eine eigene Glasfaserinfrastruktur als Hausverteilanlage. Die wird entweder durch das Wohnungsunternehmen selbst oder einen alternativen Netz- oder Kabelnetzbetreiber realisiert. Hier spricht man von der sogenannten Fiber-to-the-Home (FTTH)-Installation.
Aktuell wird dazu die Glasfaser bis in die Wohnung geführt und dort häufig mit einem CAT7- oder einem Koaxialkabel weiter verteilt. Zudem besteht die Möglichkeit, die Glasfaser direkt an eine Multimediadose anzuschließen. Dabei gilt es allerdings zu beachten, dass derzeit ein direkter Anschluss der Geräte an das Glasfasernetz noch nicht möglich ist. Das optische Signal muss zunächst in ein elektrisches Signal umgewandelt werden. Dies bewerkstelligt ein Wandler, entweder in einem Multimedia-Verteiler in der Wohnung oder an der Dose.
Voraussetzungen schaffen
Wohnungsunternehmen sollten bei Neubauten und Modernisierungen bereits heute die notwendigen Vorkehrungen treffen, um auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet zu sein. Wenn noch kein Glasfaseranschluss bis zum Haus in Sicht ist, gibt es neben der direkten Installation der Glasfaserkabel die Möglichkeit, sogenannte Kombinationskabel zu verlegen. Dabei wird die Koaxial-Infrastruktur mit einem Leerröhrchen ausgestattet, in das im Nachhinein die Glasfasern mit Pressluft eingeblasen werden können.
Besonders bei Modernisierungen sollte diese vergleichsweise günstige Methode in Betracht gezogen werden – beim Neubau ist eine Glasfaserinfrastruktur nahezu unverzichtbar. Hier helfen Experten, die individuelle Situation richtig einzuschätzen.
Fest steht: Nur wer bereit ist, auch die sogenannte letzte Meile zu gehen, und sein Hausnetz den gestiegenen Anforderungen und technischen Möglichkeiten anzupassen, kann dem zukünftigen Breitbandbedarf, den das Bewegtbild mit sich bringt, gelassen entgegensehen.
Nur wer bereit ist, auch die sogenannte letzte Meile zu gehen, kann dem zukünftigen Breitbandbedarf, den das Bewegtbild mit sich bringt, gelassen entgegensehen.