Digitalisierung als große Chance für Energieeffizienz und Klimaschutz
Alf Tomalla, Geschäftsführer der Aareon Deutschland GmbH und verantwortlich für den Bereich digitale Lösungen in der DACH-Region, blickt in die Zukunft der Wohnungswirtschaft.
Zu den großen Herausforderungen dieser Zeit zählt der Klimaschutz. Bis 2030 soll der europaweite Energieverbrauch um 32,5 Prozent im Vergleich zur Prognose von 2007 gesenkt werden. Nachhaltiges Handeln ist somit in nahezu allen Lebensbereichen von großer Relevanz. Nur durch einen verantwortungsbewussten Umgang mit den begrenzten Ressourcen kann es gelingen, die Klimaziele zu erreichen. Der Immobilienwirtschaft kommt hier besondere Bedeutung zu. Immerhin verursacht der Gebäudesektor in Deutschland rund 30 Prozent der CO2-Emissionen. Zudem entfallen etwa 35 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs auf Gebäude.
Unternehmerische Verantwortung kombiniert mit gesellschaftlichen und regulatorischen Faktoren sind maßgebliche Treiber für die Immobilienwirtschaft, der Gesellschaft ressourcenschonenden, lebenswerten und komfortablen Wohn- bzw. Nutzraum in Immobilien bereitzustellen. Mit Fokus auf den Gebäudebestand bedeutet das, mehr nachhaltige Materialien bei Instandhaltung und Modernisierung zu nutzen, moderne Energiekonzepte zu integrieren und Gebäude mittels smarter Infrastruktur effizient und digital zu managen.
Für eine nachhaltig energieeffiziente und ökologische Bewirtschaftung von Immobilien ist die Nutzung von Daten, die sich sowohl aus Bestandsdaten als auch über Sensorik gewonnenen Daten generieren, sehr wichtig. So können smarte Gebäude entstehen, die durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bereich der Energieeffizienz stetig dazulernen. Beispielsweise kann eine Lösung zur vorausschauenden Wartung durch intelligente Datenverarbeitung mögliche Anomalien an der Gebäudetechnik erkennen und Empfehlungen zur Optimierung der Energieeffizienz geben. Oder Immobilienverwalter können mit einer digitalen Energie- und CO2-Analyse ihren Bestand durch einen automatisierten, energetischen Sanierungsprozess ziel- und zukunftsorientiert entwickeln.
Darüber hinaus geht es aber auch um die Sensibilisierung der Bewohner bzw. Nutzer des Gebäudes für ihren individuellen Energieverbrauch. Denn wie sehr die energieeffizienten Maßnahmen wie beispielsweise Gebäudedämmung greifen, hängt signifikant vom Verhalten der Bewohner bzw. Nutzer ab, solange noch keine automatische Steuerung vorgenommen wird. Wird die Heizung nicht bedarfsgerecht reguliert, wird falsch gelüftet oder werden viele nicht genutzte Elektrogeräte dauerhaft im Stand-by-Modus betrieben, bleibt der Gebäudebeitrag zur CO2-Reduktion überschaubar.
Die EED (EU-Energieeffizienz-Richtlinie) mit der novellierten Heizkostenverordnung für Deutschland zielt darauf ab, Mieter durch eine höhere Transparenz ihres Verbrauchsverhaltens zu einem sparsameren Umgang mit Wasser und Wärme zu bewegen. Erhält der Bewohner fortan monatliche Informationen – zum Beispiel in seiner Mieter-App – über seinen Energieverbrauch, sieht er, wie sich das auf seine Nebenkosten auswirkt. Der Anreiz, das eigene Verhalten anzupassen, kann sich dadurch deutlich erhöhen. Optimalerweise erhält der Bewohner dann noch Tipps für eine effektivere Energienutzung, oder im Idealfall steuert ein auf künstlicher Intelligenz basierendes lernendes System mithilfe von Sensoren und Datenanalyse die Energienutzung. Für die Immobilienwirtschaft ist die Digitalisierung somit der Schlüssel für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz.