Eine Frage der Interpretation

Liebe Leserinnen und Leser,

wie jeder weiß, ist „alles nur eine Frage der Interpretation“. Ob das Glas nun halb voll oder halb leer ist, hängt nicht zuletzt von der persönlichen Sichtweise ab und welche Ziele verfolgt werden. Ein gutes Beispiel dafür sind die jüngsten Baugenehmigungszahlen. Eigentlich erfreuliche Zahlen. Denn Deutsche Bauherren sind weiter fleißig. Vor allem Wohnungen in Mehrfamilienhäusern bauen sie nach wie vor gern.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es zwischen Januar und  September 2014 für 212.600 Einheiten grünes Licht. Das waren 5,2% oder 10.400 Wohnungen mehr als im Vorjahreszeitraum. Zugegeben: Da­­mit hat die Hausse auf dem Wohnungsmarkt etwas an Schwung verloren. Im starken Auftaktquartal hatte das Plus noch bei 15,3% gelegen. Doch unterm Strich hat sich der 2010 begonnene Aufwärtstrend bei den Baugenehmigungen aber fortgesetzt. Das gilt vor allem für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern (+9,8%).

Gleichwohl wird das Ergebnis recht unterschiedlich bewertet. Die Schutzgemeinschaft für Baufinanzierende beispielsweise spricht von einem nach wie vor „ungebrochenen Bauboom“. Für die Verbraucherschützer sind besonders „die  derzeit güns-tigen Hypothekenzinsen sowie stabile Wirtschaftsdaten in Deutschland ein sehr starkes Signal für den Hausbau“.

Beim Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) dagegen hebt Präsident Axel Gedaschko mahnend den Finger. Dass die Dynamik bei den Baugenehmigungen nachgelassen hat, verwundert ihn nicht. „Eine zusätzliche Überregulierung des Marktes und völlig überhöhte Anforderungen an den Wohnungsbau“ seien nun mal der falsche Weg. Regulierungsvorhaben wie Mietpreisbegrenzungen würgten den bislang positiven Neubau-Trend ab und verkehrten ihn ins Gegenteil. Stattdessen fordert Gedaschko Investitionszuschüsse oder verbesserte  Abschreibungsbedingungen, damit der Wohnungsmarkt in Ballungsregionen angekurbelt wird.

Es ist eben alles Auslegungssache.

Dass die Debatte über die Einführung einer Mietpreisbremse die Vermieter alarmiert hat, ist indes offensichtlich. Laut einer Studie des Berliner Instituts Regiokontext für die Bundestagsfraktion der Grünen langen sie offenbar noch einmal zu, bevor der gesetzliche Miet-Deckel verabschiedet wird.

Danach ziehen vor allem die Mieten in den städtischen Ballungsräumen künstlich befeuert an. Offenbar handelten die Vermieter, so lange sie noch könnten, vorsorglich, um den möglichen Folgen eines solchen Gesetzes zu begegnen.

Das ist nun wirklich nicht die feine englische Art.

Herzliche Grüße

Ihr

Wohnungen in Mehrfamilienhäusern werden besonders gern gebaut.

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