Gegen den Strich denken

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der Neubau in Deutschland kommt langsam in Schwung. Vor allem in Mehrfamilienhäusern wurden im vergangenen Jahr mehr Wohnungen bewilligt. Auch wurde dank niedriger Zinsen und der hohen Nachfrage nach Immobilien kräftig renoviert.

Eine positive Entwicklung also, die auch von den Lobbyisten der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft anerkannt wird. Für Jürgen Michael Schick, Präsident des Immobilienverbandes IVD, beispielsweise „weist die Entwicklung der Baugenehmigungszahlen in die richtige Richtung.“

Er sagt aber auch: „Leider ist den Menschen, die derzeit eine Wohnung suchen, damit nicht geholfen.“ Denn Wohnungen, die jetzt genehmigt werden, würden „dem Markt im Durchschnitt erst 2021 zur Verfügung stehen“. Der eklatante Angebotsmangel auf dem Wohnungsmarkt muss nach den Worten von Schick aber so schnell wie möglich behoben werden. Deshalb fordert er: „Wir brauchen eine Wohnungspolitik ohne ideologischen Ballast und Lösungsvorschläge, die rasche Umsetzbarkeit und nachhaltige Effekte versprechen. Wir sollten keine Angst haben, gegen den Strich zu denken.“

Auch für Dr. Andreas Mattner, Präsident des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss, „zeigen die Zahlen in eine gute Richtung“. Dennoch bezweifelt er, dass die „aktuellen politischen Vorgaben für das ausgegebene Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in der laufenden Legislaturperiode ausreichen“. Ganz im Gegenteil: „Statt sich voll auf die Schaffung neuen Wohnraums zu konzentrieren, wird etwa das Mietrecht verschärft, das es Modernisierungen künftig ausbremst.“

Nicht wirklich zufrieden ist auch Andreas Ibel, Präsident des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen: „Trotz steigender Baugenehmigungszahlen ist ein Ende der Wohnungsknappheit nicht absehbar.“ Dabei stützt er sich auf die aktuelle Konjunkturumfrage unter den Mitgliedsunternehmen. „Fast 60 Prozent der Befragten haben festgestellt, dass sich die Rahmenbedingungen für den Neubau weiter verschlechtert haben.“ Die größte Hürde sei vor allem die fehlende Verfügbarkeit von Grundstücken.

Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, stellt zwar ebenfalls fest, „dass die Baugenehmigungszahlen steigen, aber noch zu langsam“. Der Trend reiche noch nicht aus, um die jährlich notwendigen 400.000 Wohnungen in Deutschland zu schaffen. Gedaschko: „Wenn dieser Wert in absehbarer Zeit nicht einmal bei den Genehmigungen erreicht wird, sieht es für die Zukunft des bezahlbaren Wohnens düster aus.“

Nach Einschätzung des IG Bau-Bundesvorsitzenden Robert Feiger läuft die Bundesregierung „Gefahr, ihr selbst gestecktes Ziel zu verfehlen und mahnt: „Der Wohnungsbau ist kein Saisonmotor, den man beliebig an- und ausschalten kann.“ 

Ob es aber in absehbarer Zeit überhaupt möglich ist, den Wohnungsbau zu beschleunigen, bleibt abzuwarten. Denn es fehlen schlicht und ergreifend Fachkräfte. Viele Firmen wollen zwar angesichts des Baumbooms neue Mitarbeiter einstellen, fahnden aber immer öfter vergeblich nach qualifiziertem Personal. 

Ihr   

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