Fritz-Höger-Preis 2014: „Grand Prix“ für den Siza-Pavillon Insel Hombroich
Das Deutsche Architekturzentrum (DAZ) in Berlin Schauplatz war Schauplatz der Verleihung des Fritz-Höger-Preises 2014 für Backstein-Architektur. Große Sieger des Abends waren Álvaro Siza und Rudolf Finsterwalder, die für den Siza-Pavillon Insel Hombroich mit dem Grand Prix geehrt wurden. Darüber hinaus wurden – neben dem Grand Prix – erstmalig der Fritz-Höger-Preis in Gold und Silber sowie die Auszeichnung Special Mention vergeben.
Mit über 500 eingereichten Projekten und großer internationaler Resonanz hat der zum dritten Mal ausgelobte Fritz-Höger-Preis 2014 für Backstein-Architektur seinen festen Platz unter den bedeutenden Architekturpreisen gefunden und präsentiert einmal mehr einen beeindruckenden Querschnitt internationaler Backstein-Architektur.
Winner Grand Prix, Winner Gold sowie das „Beste Passivhausprojekt“
Die diesjährigen Siegerprojekte verdeutlichen eindrucksvoll das gestalterische Potenzial, das Bauen mit Backstein zu einem elementaren Bestandteil zeitgenössischer Baukunst macht. So vereint der Siza-Pavillon Insel Hombroich (Álvaro Siza/Rudolf Finsterwalder, Stephanskirchen | Winner Grand Prix) – losgelöst von gestalterischen Konventionen – Architektur, Kunst und Natur zu einer eindrucksvollen Gesamtkomposition. Dem reduzierten Museumsbau gelingt die Inszenierung des Ortes. Dabei steht weniger die Selbstinszenierung im Fokus als vielmehr die Vermittlung von Architektur.
Eine andere Philosophie wurde beim Umbau des Atelierhauses in der Züricher Dubsstrasse (Boltshauser Architekten, Zürich | Winner Gold „Büro- und Gewerbebauten“) verfolgt. Im Hof einer Blockrandbebauung präsentiert sich das neu gestaltete Gebäude mit kraftvoller Präsenz und differenziert sich selbstbewusst von dem ihm umgebenen Bestand.
Dass sich beim Bauen mit Backstein beständige Solidität und filigrane Details nicht ausschließen, zeigt das Projekt „Defence Colony Residence“ in Neu-Delhi (vir.mueller architects, Neu-Delhi, Indien | Winner Gold „Wohnungsbau/Geschosswohnungsbau“). Das reichhaltige architektonische Erbe der indischen Hauptstadt zitierend ist diese erdbebensicher konstruierte Wohnanlage alles andere als ein Anachronismus. Sein transluzentes Mauerwerk verleiht dem robusten Bauwerk eine Anmutung von Leichtigkeit und bildet für seine Bewohner gleichzeitig eine Schnittstelle zwischen öffentlichem und privatem Raum. Das Zusammenspiel von Offen- und Geschlossenheit bestimmt auch den Entwurf des Projekts „1101 House“ (H Arquitectes, Sabadell, Barcelona, Spanien | Winner Gold „Einfamilienhaus/Doppelhaushälfte“).
Die Komposition des dreiteiligen Gebäudeensembles lässt die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum schwinden und vereint Wohnfläche und Garten zu einem zusammengehörigen Ganzen.
Mit dem Museum Luthers Sterbehaus (VON M, Stuttgart | Winner Gold „Öffentliche Bauten, Sport und Freizeit“) gehört ein weiterer Museumsbau zu den diesjährigen Siegerprojekten. Mit respektvoller Zurückhaltung und architektonischer Eigenständigkeit wahrt der moderne Neubau angemessene Distanz zum geschichtsträchtigen Bestand.
Nicht nur Neubauten wurden mit dem Fritz-Höger-Preis 2014 ausgezeichnet, sondern auch zwei Sanierungsprojekte. Bei der Erweiterung und Sanierung des Hamburger Bestattungsforums Ohlsdorf (Dohse Architekten, Hamburg | Winner Gold „Ganzheitliche Sanierung“) stand ein zentraler Aspekt im Fokus: die Nähe zum Originalentwurf des Hamburger Baudenkmals. So wurde das ursprüngliche Backsteindach der Fritz-Schumacher-Halle nach historischem Vorbild wieder hergestellt. Die Wiederherstellung des Ursprungszustands war keine Option bei dem „Wiederaufbau“ des abgebrannten Astley Castles in Warwickshire, UK (Witherford Watson Mann Architects, London, UK| Winner Gold „Weiterbauen im Bestand“). Der inmitten der historischen Mauern eingefügte Neubau stabilisiert die Ruine und integriert sie in ein neues lebendiges Haus – ohne ihr ihren offenen Charakter zu nehmen.
Auch beim erstmalig ausgelobten Newcomer-Award wurden vielversprechende Projekte eingereicht, von denen ebenfalls zwei mit dem Fritz-Höger-Preis in Gold ausgezeichnet wurden. Dabei handelt es sich um Einfamilienhaus-Projekte wie sie – nicht zuletzt wegen ihrer Standorte – verschiedener nicht sein können. Zwischen Palmen verortet ist „House LS“ in Madampe, Sri Lanka, (M&DB Architecten, Den Haag, Niederlande | Winner Gold „Newcomer-Award“) ein anschauliches Beispiel für architektonische Simplizität. Fernab falscher Kolonialstil-Romantik drückt sich die eigentliche Qualität des Strandhauses in seiner zurückhaltenden Präsenz und kontrastierenden Materialität aus. Weniger exotisch aber ein gelungenes Beispiel für umgenutzen Bestand ist das in der Magdeburger Börde gelegene Haus Stein (Jan Rösler Architekten, Berlin | Winner Gold „Newcomer-Award“). Wenn sich das Gebäude mit Leben füllt, offenbart sich sein Wandel vom landwirtschaftlichen Zweckbau in ein atmosphärisches Wohnhaus.
Dass Backstein die optimale Basis für energieoptimiertes Bauen ist, zeigt das Gymnasium mit Sporthalle und Jugendhaus in Frankfurt-Riedberg, Frankfurt am Main (Ackermann + Raff, Stuttgart | Winner Silver „Bestes Passivhausprojekt“). Als wichtiger Baustein des neuen Stadtquartiers ist das innovative Schulgebäude – über seinen formalen Zweck hinaus – ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit und daher Sieger in der Kategorie „Bestes Passivhausprojekt“.
Ausstellung im DAZ
Fast alle ausgezeichneten Projekte werden bis zum 19. Oktober 2014 im Deutschen Architektur Zentrum (DAZ, Köpenicker Straße 48/49 Taut Saal, 10179 Berlin) im Rahmen einer Ausstellung im Detail gezeigt und später an verschiedenen Hochschulen in Deutschland als Wanderausstellung zu sehen sein. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.