Grüne Qualität,
die sich rechnet
Projektbeispiele für eine Integration von Ökologie und Ökonomie sind freifinanzierte Mehrfamilienhäuser in Passivhausbauweise, die in Hamburg umgesetzt wurden. Die Wohnungen wurden vermarktet, ohne die beim Passivhausbau üblichen Fördermittel in Anspruch zu nehmen.
Dank des technischen Fortschrittes ist es heute möglich, das Immobiliensegment weitestgehend aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen herauszulösen und den Energiehaushalt erheblich zu entlasten. Gemessen am Passivhausmaßstab beläuft sich das Energieeinsparpotenzial im Gebäudebestand der Bundesrepublik auf etwa 459 Mrd. kWh allein für Wohnungen, wie eine von Imvest Projektentwicklung bei Novel Media in Auftrag gegebene Studie feststellte. Das ist viermal soviel Energie, wie noch in 2010 von allen Kernkraftwerken in Deutschland in Form von Strom zur Verfügung gestellt wurde.
Die ökologische Notwendigkeit einer energetischen Modernisierung des Gebäudebereiches und ein dabei erforderlicher Schwerpunkt auf dem Passivhausstandard ist unbestritten. Für den Einzug in ein Passivhaus ist dies zumeist jedoch nicht der ausschlaggebende Grund. An erster Stelle stehen für Erwerber und Bewohner i.d.R. die Einsparungen bei den Energiekosten*, also die Wirtschaftlichkeit einer solchen Investition. Dementsprechend gehört es für das Baugewerbe zu den dringlichsten Aufgaben, den wirtschaftlichen Aspekt energieeffizienten Bauens und Wohnens mit den Belangen des Umweltschutzes in Einklang zu bringen.
Beispiele für eine erfolgreiche
Integration von Ökologie und Ökonomie
Bei den in Hamburg freifinanzierten Mehrfamilienhäusern in Passivhausbauweise handelt es sich um Wohnungen, die fertig gestellt und vermarktet wurden, ohne die beim Passivhausbau üblichen Fördermittel in Anspruch zu nehmen. Lediglich Käufer der Einheiten profitierten später von Effizienz-Zuschüssen der Wohnungsbaukreditanstalt Hamburg. Damit wurde ein Beweis erbracht, dass es durch abteilungsübergreifende Effizienz und das entsprechende Knowhow möglich ist, energetisch hocheffiziente Immobilien zu marktfähigen Preisen zu realisieren.
Voraussetzungen für die Verwirklichung dieser Vorhaben finden sich für die konkreten Projekte Barenbleek 17-21 und Heidewinkel 14 in den Unternehmensstrukturen und damit einhergehend in einer Herangehensweise, die auf die spezifischen Bedürfnisse des Passivhausbaus zugeschnitten ist und dabei die Arbeitsbereiche von Planung und Bau über den Vertrieb bis hin zu einem fortgesetzten Monitoring umfasst.
Planung und Bau
Gerade bei einem anspruchsvollen Projekt, wie es ein Passiv-Mehrfamilienhaus darstellt, ist es unerlässlich, individuell, detailliert und vorausschauend zu planen, vor allem auch für eine kostenoptimierte Umsetzung solcher Bauvorhaben. Eine fachübergreifende Arbeitsorganisation, die auf Rückmeldungen aus allen Abteilungen bis in den Entwurf hinein angelegt ist, bildet dafür die Grundlage. Dies betrifft bei Passivhäusern unter anderem die Berücksichtigung und Berechnung der Wärmebrücken, auf die ein besonderes Augenmerk zu legen ist. Diese sind nicht nur in der Theorie energetisch relevant, sondern stellen auch die Bauausführung immer wieder vor Fragestellungen, denen nicht mit pauschalen und althergebrachten Vorgehensweisen und Lösungen zu begegnen ist. Hier liegt ein großes Fehlerpotenzial, welches die enge Abstimmung aller Projektbeteiligten notwendig macht.
Ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis bei Bauprojekten ist grundsätzlich nur durch Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit der Planung zu erreichen. Kommt es während der Bauphase zu größeren Änderungen oder Verzögerungen, steigt der finanzielle Aufwand. Hervorzuheben ist in dem Zusammenhang der Arbeitsschritt der Wand- bzw. Dämmdi-cken-Kalkulation. Bereits im Entwurfsstadium müssen die Werte möglichst genau feststehen, da die bestehenden Baugrenzen ausgeschöpft werden sollen (oder ggf. zwingend einzuhalten sind) und die verkaufbaren Flächen letztlich maßgeblich die Rentabilität eines Objektes bestimmen. Eine nachträgliche Änderung eines derart relevanten Details ist nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich. In der Praxis wurde bei der Imvest Projektentwicklung daher ein diesbezüglicher Planungsstandard herausgearbeitet, welcher sich wiederholt als zutreffend herausgestellt hat.
So wird für Passivhäuser stets von 30 cm und für Energieeffizienzhäuser 55 mit 20 cm Dämmstärke geplant. In Kombination mit den Vorgaben der Statik ergibt sich somit der Gesamtwandquerschnitt. Die darüber hinaus notwendigen Anpassungen an den detaillierten Energiebedarf und die diesbezüglichen Grenzwerte, werden durch sämtliche anderen Außenbauteile (Fenster, Dach, Sohle) gesteuert, da diese einfacher änderbar sind. Der Erfolg von Projekten, wie sie in Barenbleek und Heidewinkel verwirklicht wurden, basiert allerdings nicht ausschließlich auf aus der Praxis abgeleiteten Standards, die eine weitreichende Prozessoptimierung gestatten. So gilt es stets auch, neue Entwicklungen im Blick zu haben, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
So stellt beispielsweise die Holzfachwerk-Attikakonstruktion anstelle der sonst üblichen Massivkonstruktionen aus Beton oder Mauerwerk bei dem Vorhaben in Barenbleek eine konzeptionelle Besonderheit dar, welche in vielerlei Hinsicht entscheidende Vorteile bietet. Die Holzfachwerk-Konstruktion ermöglichte nicht nur die Befestigung der notwendigen Dachterrassengeländer, die Anarbeitung der Abdichtung der Dachterrassen sowie eine wärmebrückenfreie Realisierung, sondern führt zudem zu einer schmaleren Bauweise, die eine größere Dachterrassenfläche erlaubte.
Konzepte, die außerdem Raum für unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten und Ansprüche späterer Bewohner schaffen, waren ein weiterer Baustein für die Effizienz bei der Umsetzung dieser Bauvorhaben. So blieb der Bauprozess insgesamt unberührt von individuellen Gestaltungswünschen, die sich erst im Laufe der eigentlichen Baumaßnahmen herauskristallisierten und zusätzliche Kosten dafür blieben auf die jeweiligen Einzelmaßnahmen beschränkt.
Erfahrungswerte im Monitoring
Sowohl für Bewohner als auch für die verantwortlichen Bauträger ist ein umfassendes Monitoring und die qualitative Auswertung der gesammelten Informationen letztlich der Schlüssel zum langfristigen Erfolg der Passivhaustechnologie. Zum einen kann im Interesse der Eigentümer bzw. Mieter ein nachhaltiger, energieeffizienter Betrieb der Immobilie sichergestellt werden. Zum anderen werden hierdurch Erfahrungswerte generiert, die dann in die laufende Projektentwicklung einfließen und eine konsequente und fortgesetzte Prozessoptimierung ermöglichen. So werden durch das Monitoring positive Rückkopplungs-Effekte in sämtlichen Arbeitsbereichen erzielt.
Fazit
Von politischer Seite sind im Bereich der Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäudebereich bis dato Versäumnisse zu konstatieren. Die bestehenden Defizite werden auch in absehbarer Zeit allem Anschein nach nicht aufgehoben. Dementsprechend hat sich das Baugewerbe im Sinne einer ökologisch verantwortungsvollen Branchenphilosophie der Frage zu stellen, welche Potenziale es innerhalb der Immobilienwirtschaft noch auszuschöpfen gilt und wo die Stellschrauben auch außerhalb staatlicher Förderung liegen, um für das Energetische Bauen und insbesondere Passivhaus- bzw. Plusenergiehaus-Technologien Akzeptanz und Nachfrage zu generieren. Ein wichtiger, möglicherweise sogar der wichtigste Faktor, ist hier der Aspekt der Wirtschaftlichkeit solcher Produkte. Dabei hängt es nach wie vor vom Einzelfall ab, ob eine Lösung ohne Subventionen für ein konkretes Bauvorhaben im Passivhaussegment gewinnbringend für alle Beteiligten umgesetzt werden kann. In jedem Fall bewirkt eine Reduzierung der Kosten seitens der Projektverantwortlichen eine bessere Positionierung von energetisch hocheffizienten Immobilien am Markt. Dies ist möglich durch eine gezielte Anpassung der Unternehmensstrukturen, effizient organisierte Arbeitsabläufe und zeitgemäße Konzepte sowie sachgerechte Kommunikationsleistungen und ein qualitatives Monitoring.
Die damit verbundenen Herausforderungen sind zum jetzigen Zeitpunkt eine Investition sowohl in das eigene Unternehmen im Hinblick auf einen Markt, der zwangsläufig wachsen wird, als auch in künftige Generationen, denen wir einen verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt schuldig sind.
Konzepte, die Raum für unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten und Ansprüche späterer Bewohner schaffen, waren ein Baustein für die Effizienz bei der Umsetzung der Bauvorhaben.
Auf die Berücksichtigung und Berechnung der Wärmebrücken ist ein besonderes Augenmerk
zu legen.