Holzbausiedlung

Lebenswert, lebendig und ausgezeichnet

Wohnen ist ein Grundbedürfnis und bezahlbarer Wohnraum ein wichtiges Element des sozialen Zusammenhalts – aber besonders in den Großstädten und Metropolregionen Deutschlands Mangelware. Um diesem Problem zu begegnen, hat die Stadt München bei der Entwicklung des Geländes der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne die Chance ergriffen und über die Vergabe der Grundstücke soziale und ökologische Standards festgelegt.

Es ist ein Quartier mit 1.800 Wohnungen entstanden, das Vorbildcharakter für ganz München und weit darüber hinaus hat. Im südlichen Bereich des Quartiers auf fünf von 16 Baufeldern wurde auf Antrag der Grünen im Stadtrat die erste ökologische Musterhaussiedlung Münchens errichtet. Acht Projekte mit insgesamt 566 Wohneinheiten wurden komplett in Holz- und Holzhybridbauweise ausgeführt – die bundesweit größte Siedlung aus Holz. Nur 20 Prozent der Wohnungen sind selbst genutztes Eigentum, 80 Prozent werden vermietet. 

Mit diesem europaweit einmaligen Pilotprojekt für nachhaltiges Bauen möchte die Stadt München den modernen Holzbau im urbanen Umfeld etablieren und neue Maßstäbe im Bereich Klimaschutz, Ressourcen schonendes und CO2-sparendes Bauen setzen. Besonderes Augenmerk legt man dabei auf den Einsatz nachwachsender Rohstoffe (NAWAROS). Denn Bauen mit Holz wird im Hinblick auf langfristige Siedlungsentwicklung und notwendige Klimaschutzziele in Zukunft maßgeblich sein. 

Um die Realisierung zu ermöglichen, hatte die Stadt ein eigenes Förderprogramm ins Leben gerufen. Die Beteiligten erhielten einen Zuschuss für die etwas höheren Erstinvestitionen im Holzbau. Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung München erhielt im September 2021 für dieses Vorzeigebeispiel den Deutschen Holzbaupreis. Er gilt als Deutschlands wichtigste Auszeichnung für Gebäude aus Holz.

Inmitten einer der teuersten Städte Deutschlands ist bezahlbarer Wohnraum entstanden, hier leben und wohnen jetzt Familien mit Kindern, Junge und Ältere, Menschen verschiedener Einkommensschichten sowie unterschiedlicher Herkunft miteinander und verwirklichen gemeinsam ihre Vorstellungen von nachbarschaftlichem Wohnen. Diese Vielfalt ist Programm der „Münchner Mischung“, einem Mix aus unterschiedlichen Akteur*innen, Wohnformen, Projekten und Förderprogrammen. 

Die Verantwortlichen legten Wert auf die Aktivierung und Beteiligung der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner, auf Gemeinschaftseinrichtungen, eine gute Infrastruktur bei gleichzeitiger Verkehrsreduzierung, attraktive Freiräume mit Aufenthaltsqualität, fußläufige Nahversorgung und vernetzte Nachbarschaften. Neben Wohnungen entstanden im Prinz-Eugen-Park auch Kindertagesstätten, eine Grundschule mit Hort und Tagesheim, eine Dreifachturnhalle mit Schwimmbad, ein Alten- und Servicezentrum sowie ein Bürger- und Kulturtreff. Außerdem gibt es Werkstätten, Co-Working-Spaces, einen überdachten Marktplatz, Urban-Gardening-Flächen und vieles mehr.

Als Marktführer nachhaltiger, mineralischer Bauprodukte war KEIMFARBEN (www.keimfarben.de) an insgesamt fünf zukunftsweisenden Bauprojekten des Prinz-Eugen-Parks beteiligt, drei davon in der Mustersiedlung, sie werden nachfolgend vorgestellt.

Punkthäuser und GartenhofhäuserWA14 Ost

Der Gebäudecluster aus zwei Stadthäusern mit je acht Wohnungen, zwölf Wohnungen im Atrium und acht Gartenhäusern, bildet eine kompakte Bebauung, deren Elemente über Wohngassen und Wohnwege miteinander vernetzt sind. Die Gebäude umschließen im Inneren eine Art Dorfplatz, der als Treffpunkt für die Bewohner dient. Über die Wegeführung sind alle Gebäude miteinander verbunden, sodass der Eindruck eines homogenen Gebäudeensembles entsteht, das von großflächigen Parkanlagen umgeben ist und wie mit dem Umraum verwoben erscheint. Das gesamte Baufeld ist barrierefrei und so gestaltet, dass ein soziales Miteinander entstehen kann. Das Gemeinschaftshaus mit Veranstaltungsraum, Gästeappartement und Co-Working-Raum soll eine lebendige Gemeinschaft und persönliche Kontakte fördern.

„Unser Büro hat seit 25 Jahren Erfahrungen mit Gebäuden in Holzbauweise, deshalb war das Projekt technisch nichts Neues für uns“, erklärt Margarita Lemoni von der ArchitekturWerkstatt Vallentin aus München. Die Außenwände der Bauten mit insgesamt 36 Wohneinheiten sind in Holzständerbauweise konzipiert. Innenwände und Geschossdecken wurden in Brettsperrholz ausgeführt, die Treppenhäuser und Wohnungstrennwände aus Schallschutzgründen zweischalig und mit KEIM Lignosil-Inco, einer mineralisch matten Innenfarbe für Holz, lasiert. 

Alle Fassaden sind einheitlich gestaltet: Die senkrechte Holzverschalung aus sägerauen Lärchenbrettern wurde auf Wunsch der Bauherrengemeinschaft Team3 mit der silikatischen Vergrauungslasur KEIM Lignosil-Verano vorvergraut, um die unterschiedliche Sonneneinstrahlung und Bewitterung zu egalisieren und von Anfang an eine einheitlich ruhige, silbergrau patinierte Optik zu vermitteln. Horizontal verlaufende Bänder aus wetterfestem Cortenstahl mit integrierten Winkeln zur Führung der Schiebeläden sollen den geschossweisen Brandüberschlag verhindern. Gestalterisch verbinden die Horizontalbänder die Gebäude visuell miteinander und machen die Clusterstruktur sichtbar.

 „Die Holzbauweise ermöglicht ohne großen zusätzlichen Aufwand den Passivhausstandard, den wir mit LowTech- und PlusEnergie-Konzepten kombiniert haben“, so Architektin Lemoni. „Die NAWAROS, die hier vermehrt zum Einsatz gekommen sind, werden ein großes Thema für das Bauen in der Zukunft sein.“ Die Stadt München begleitet dieses Projekt mit einem CO2-Monitoring, um festzustellen, welche Speicher- und Einsparmöglichkeiten hinsichtlich des Treibhausgases im Holzbau stecken.

Holz-Hybridbau WA15 West

Eine private Baugemeinschaft, bestehend aus 45 Bauherren, realisierte ebenso viele Wohneinheiten in drei höhenmäßig gestaffelten Gebäuden: Einem Kopfbau, ein fünfgeschossiges Mehrfamilienhaus und eine Reihenhauszeile mit drei Geschossen. Integriert wurden ein Gemeinschaftsraum, zwei Gästeappartements, ein Kinderkino für die Baugemeinschaft sowie eine Markthalle und ein Partykeller für das ganze Baufeld.

„Der siebengeschossige Kopfbau in Holzbauweise war nach der Bayerischen Bauordnung eigentlich nicht genehmigungsfähig“, sagt Sibylle Hüther von H2R Architekten. „Die Realisierung wurde erst durch ein Brandschutz-Gutachten von Prof. Winter von der TU München im Vorfeld der Planungen möglich.“ Die Erschließung der Wohnanlage erfolgt über einen Betonkern. Die Außenwände des Gebäudes wurden mit einem tragenden Brettsperrholzkern und außenliegender Dämmebene mit Holzschalung ausgeführt. Die Fassade wird geprägt von weit auskragenden Balkonen, horizontalen Fensterbändern und der vertikal gegliederten Holzverschalung mit deutlich abgesetzter geschossweiser Stoßfuge.

Den hohen Vorfertigungsgrad erreichte man durch eine frühe Festlegung auf die ausführenden Holzbauunternehmen und die enge Detailabstimmung aller beteiligten Planer. Sämtliche Fensterelemente, die Fassadenschalung aus Fichte, die bereits im Sägewerk mit KEIM Lignosil-Color vorlasiert wurde, sowie die Faserzementplatten für die Fassadengestaltung wurden in der Holzbau-Arbeitsgemeinschaft Huber & Sohn und Anton Ambros GmbH vormontiert.

Eine besondere Herausforderung ergab sich durch die Vielzahl der Bauherren, denn aufgrund der Bauherrengemeinschaft erfolgten die Grundrissplanung und die Ausstattung der einzelnen Wohnungen und Häuser individuell, sodass die Planung und Ausführung sehr aufwendig wurden. In den Innenräumen kamen ebenfalls Produkte von KEIM zum Einsatz. „Auf Wunsch der Architekten haben wir den Gemeinschaftsraum mit der Premium Innenfarbe KEIM Optil, unter anderem auch in Gold, ausgeführt“, erläutert Malermeister Robert Opfergeld und fügt hinzu: „Außerdem haben uns einige Wohnungsbesitzer beauftragt, in ihren Wohnungen KEIM Biosil zu verarbeiten.“ Die ökologische Silikatfarbe KEIM Biosil unterstützt ein gesundes Raumklima und ist auch für sensible Personen wie Kinder und Allergiker bestens geeignet.

Wohnanlage in Blockrandbebauung WA11 Ost

Der L-förmige Winkelbau des Schweizer Büros Atelier 5 Architekten am Maria-Nindl-Platz umschließt einen großen Innenhof mit Gemeinschaftspavillon und bildet mit dem gegen-überliegenden Bau eine offene Blockrandbebauung. Hier wohnen Menschen aller Generationen in ihren verschiedenen Lebensphasen und prägen durch die Vielfalt ihrer Herkunft und ihres sozialen Hintergrunds die Nachbarschaft.

Auftakt der Wohnungserschließung ist eine von oben belichtete gemeinschaftliche Gasse im Erdgeschoss des Nordflügels. Von hier aus betritt man die Laubengänge im Süden und Osten, die die Wohnungen in den vier Obergeschossen erschließen.

Das Herzstück jeder der 82 unterschiedlich geförderten Genossenschaftswohnungen ist ein „Allraum“, der die Gemeinschaftsfunktionen Kochen, Essen und Wohnen beherbergt. Daran schließen sich die Individualräume an, wovon mindestens einer als barrierefreies Schlafzimmer dienen kann. Neben dem differenzierten Angebot von 1- bis 5-Zimmerwohnungen entstanden eine „Clusterwohnung“ für eine fünfköpfige Wohngemeinschaft, zwei Zimmer die zeitlich befristet zur Wohnung dazu gemietet werden können, sowie ein Gästeapartment und Ateliers. Hofseitig wird dieses Angebot durch zwei nach Süden und Westen orientierte Gemeinschafträume mit eigener Dachterrasse ergänzt. Auf diese Weise hat man eine Flexibilität erreicht, die es ermöglichen, das Wohnen an unterschiedliche Bedürfnisse anzupassen.

Das Gebäude überzeugt durch Schweizer Präzision. Die in Holzbauweise errichteten Wohnungen stehen auf einem betonierten Sockel, auch die Treppen und Aufzugskerne sind aus Beton. Die Fassade wird ebenfalls von diesen beiden Materialien bestimmt: Aus Sichtbeton sind Balkone und Laubengänge, mit Holz verschalt die Wandflächen. Die Schalbretter wurden vorab mit der silikatischen Vergrauungslasur KEIM Lignosil-Verano lasiert. Einen freundlichen Farbkontrast setzt der warme honigfarbene Ton der Holzfenster. Alle Sichtbetonteile wurden mit KEIM Concretal-Lasur, einem Schutzanstrich auf Sol-Silikatbasis, versehen. „Wir von Atelier 5 arbeiten gerne und regelmäßig mit KEIM, denn die Qualität ist einfach ausgesprochen gut“, sagt Architekt Florian Luenstedt. „Es hat uns gefreut, dass wir auch bei diesem sozial geförderten Projekt die hochwertigen Produkte von KEIM einsetzen konnten.“

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