Fassadensanierung

Mehr Lebensqualität im Essener Südosten

Im zentral gelegenen Südostviertel in Essen führt die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Allbau GmbH aktuell eine groß angelegte Modernisierung durch. Im Fokus stehen dabei neben der energetischen Sanierung auch eine optische Aufwertung des Quartiers sowie eine Erhöhung der Lebensqualität.

Mit 93 Gebäuden, 595 Mietwohnungen und drei Gewerbeeinheiten sind die so genannten SüdOstHöfe in Essen das größte zusammenhängende Quartier der Allbau GmbH. Es liegt im Südostviertel und weist – an die Autobahn A40 angrenzend – eine enge Bebauung auf.

Da die Gebäude, die größtenteils aus den 1950er-Jahren stammen, schon lange nicht mehr dem aktuellen energetischen Standard entsprachen, investierte die Allbau GmbH rund 26 Mio. € in eine optische und energetische Aufwertung des Quartiers. Die Arbeiten wurden im Juni 2016 aufgenommen und sollen bis Mitte 2019 abgeschlossen sein.

Quartiersaufwertung im großen Stil

Mit der Quartierssanierung in Essen beteiligt sich die Allbau GmbH als eines von sechs Wohnungsunternehmen im Ruhrgebiet an der Initiative „Besser Wohnen –Energetische Sanierung plus“. Die Gemeinschaftsinitiative unter Schirmherrschaft des Bauministeriums Nordrhein-Westfalen stellt nicht die Sanierung einzelner Wohneinheiten, sondern die Quartiere als Ganzes in den Fokus. So greifen auch in den SüdOstHöfen verschiedene Maßnahmen ineinander, um das Wohnumfeld nachhaltig zu verbessern und den Wohnstandard langfristig zu erhöhen. Dass die Bezahlbarkeit der Mieten gewährleistet bleiben muss, war eine der Kernbedingungen, zumal es sich bei den Mietern hier vorwiegend um Geringverdienende handelt. Mit 57 % weist das Viertel zudem einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund auf. Diese Menschen sollten durch die Modernisierung nicht verdrängt werden.

Potentiale nutzen

„Die Infrastruktur des Viertels bietet durchaus Potentiale“, sagt Frank Czarnecki, Projektleiter bei der Allbau GmbH. „Durch die innerstädtische Lage und die direkte Anbindung an die Autobahnen A40 und A52 zeichnen sich die SüdOstHöfe durch eine gute Erreichbarkeit mit dem PKW sowie eine gute ÖPNV-Anbindung aus. Kitas und Schulen liegen in unmittelbarer Nähe. Das Viertel verfügt zudem über eine Vielzahl grüner, vom Verkehrslärm gut abgeschirmter Innenhöfe, die sich optimal als Treffpunkt eignen. Diese positiven Aspekte hat die Allbau GmbH im Rahmen der Modernisierung aufgegriffen und weiter verstärkt.“  Durch neue Bänke sowie die Erstellung eines Beleuchtungskonzeptes und die Überarbeitung des Müllmanagements wurden die Außenanlagen optisch und funktional aufgewertet.

Außerdem ließ die Allbau GmbH dort neue große Balkone anbringen und die nicht mehr zeitgemäßen Nachtspeicher-Heizungen gegen moderne Heizungsanlagen austauschen. Sukzessive werden auch die in die Jahre gekommenen Bäder in den verschiedenen Wohneinheiten modernisiert.

Eine zentrale Maßnahme bei der Quartiersentwicklung war zudem die energetische Modernisierung der Fassaden.

Energetische Optimierung mit Mineralwoll-WDVS

„Die Allbau GmbH setzt seit etwa zwei Jahren bei Fassadensanierungen ausschließlich mineralische Dämmlösungen ein“, erläutert Frank Czarnecki. „Im Südostviertel kam das bewährte Wärmedämm-Verbundsystem weber.therm A 200 zum Einsatz. Bei einem Wärmeleitwert von 0,35 W/mK bietet es maximalen Brand- und Schallschutz. Letzterer ist insbesondere aufgrund der Lage direkt an der Autobahn ein wichtiger Faktor.“ Das mehrfach ausgezeichnete WDV-System besteht aus einer Mineralwoll-Dämmplatte, einem Klebe- und Armierungsmörtel, einem Armierungsgewebe sowie einem hydrophilen, pastösen Oberputz.

Da die Objekte in den SüdOstHöfen vor der Sanierung über keinerlei Wärmedämmung verfügten, entfielen die Kosten für einen Rückbau. Die 140 mm dicken Mineralwoll-Dämmplatten konnten direkt auf den tragfähigen Altputz aufgebracht und verdübelt werden. Insgesamt bearbeiteten die vier beauftragten Fachbetriebe Fischbach, Lückheide, Schlicht und der Generalunternehmer Heinrich Schmid in fünf Bauabschnitten so eine Fassadenfläche von mehr als 32.000 m2.

Biozidfreier Algenschutz

Als Oberflächen-Finish wählte der Bauherr einen Oberputz mit der umweltfreundlichen AquaBalance-Technologie. Die vom Baustoffhersteller Saint-Gobain Weber entwickelte Putztechnologie, die sowohl für mineralische als auch pastöse Oberputze verfügbar ist, greift das hydrophile Prinzip mineralischer Putze auf und verstärkt es. Dabei werden stehende Tropfen durch eine Art Löschblatteffekt auf der Fassadenoberfläche gespreizt und somit ihre Verdunstungsfläche erhöht. Gleichzeitig verfügen die Putze über eine ausgeprägte Kapillaraktivität, wodurch das Wasser von der obersten Putzlage gezogen und erst während der nächsten Trockenphase wieder abgegeben wird. Algen und Pilzen wird auf natürliche Weise das Wasser und damit die Lebensgrundlage entzogen.

In den SüdOstHöfen kam der Silikonharz-Scheibenputz weber.pas 481 pas AquaBalance zum Einsatz. „Die Entscheidung für einen pastösen Oberputz begründet sich vor allem in dem Wunsch, die ursprüngliche Struktur der Fassaden zu bewahren“, erläutert Frank Czarnecki. So wurden die alten Putz-Profile zwar abgebrochen, jedoch nach Fertigstellung der Dämmmaßnahmen in ähnlicher Form wieder angebracht. Dies erforderte glatte Putzoberflächen. Gleichzeitig sah das Farbkonzept teils kräftige Farben vor, die so nur mit organischen Putzen umsetzbar waren.

Farbkonzept schafft Viertelgefühl

„Ziel der Gestaltung war es, den Straßenzügen ein einheitliches, harmonisches Flair zu verleihen und so den Wohlfühlfaktor für die Bewohner zu erhöhen“, sagt Béatrice Engel, Architekt-Colorist und Leiterin des Farbplanungsbüros ColorPlan die das Konzept für das Quartier entwarf. „Mit unserem Farbkonzept heben wir die bestehende Architektur mit ihren neoklassizistischen Elementen, Profilen und Verzierungen hervor und werten das Viertel optisch auf. Auch die Bewohner zeigten hier bereits im Vorfeld einige begrüßenswerte Initiativen. Liebevoll gepflegte Vorgärten, Pergolen und Lattenzäune mit Weinreben weisen darauf hin, dass die Mieter durchaus sensibel für ihre Umgebung sind.“

Eine Besonderheit an dem „Viertel der 3 Plätze“, wie Béatrice Engel das Quartier bezeichnet, ist der hohe Grünanteil, durch den das Areal im Sommer ein gänzlich anderes Erscheinungsbild aufweist als im Winter. Das Farbkonzept von Béatrice Engel bewegt sich in einem gelblichen bis rötlichen Farbspektrum. Durch Abstufungen der Farbtöne wird die Zusammengehörigkeit der Häuser hervorgehoben. Eckhäuser werden mit gesättigten Tönen betont und setzen somit Akzente. „Die Farbe unterstützt die Lektüre der Architektur und hebt gleichzeitig die zahlreichen Gliederungen und Verzierungen an den Fassaden hervor“, sagt Béatrice Engel. „Somit werden Symmetrien im einzelnen Bau ebenso erkennbar wie theatralische Perspektiven im gesamten Straßenzug.“

Grundstein ist gelegt

Mit der umfassenden Quartierssanierung legt die Allbau GmbH einen wichtigen Grundstein für eine positive Entwicklung des Südostviertels in Essen. Im nächsten Schritt will das kommunale Wohnungsunternehmen sich für eine Verbesserung der Nahversorgung einsetzen. In Kooperation mit der Polizei Essen werden außerdem Sicherheitsmaßnahmen zur Einbruchs- und Kriminalprävention durchgeführt. Durch die Modernisierung erzielte Energieeinsparungen sollen im Rahmen von Energieverbrauchsmessungen gemeinsam mit den Mietern dokumentiert werden.

Mit der Quartierssanierung beteiligt sich die Allbau GmbH an der
Initiative „Besser Wohnen – Energetische Sanierung plus“.

Eine zentrale Maßnahme bei der Quartiersentwicklung war die energetische Modernisierung der Fassaden.

Das Farbkonzept bewegt sich in einem gelblichen bis rötlichen Farbspektrum. Die Abstufungen der Farbtöne heben die Zusammengehörigkeit der Häuser hervor.

x

Thematisch passende Artikel:

Neue Lübecker: Zuwachs in Geesthacht – Quartierssanierung „Am Haferberg“ fast abgeschlossen

Die letzten Wohnungen der Neubauten „Am Haferberg“ in der schleswig-holsteinischen Stadt Geesthacht werden im Dezember übergeben. Die Baugenossenschaft Neue Lübecker (www.neueluebecker.de)...

mehr
Gewofag gewinnt Preis „Stadt bauen. Stadt leben.“

Quartiersentwicklung am Piusplatz

Die Gewofag (www.gewofag.de) erhielt kürzlich in Berlin den Nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur 2012 „Stadt bauen. Stadt leben.“ Gewonnen hat sie mit einem Projekt zur...

mehr
Ausgabe 03/2011

Modernisierung von Großwohnsiedlungen

Welches Ziel zuerst: Energetische Modernisierung, sozialräumliche Stabilisierung oder der Erhalt preisgünstigen Wohnraums? Gerade im Fall von Großwohnsiedlungen können Zielkonflikte auftreten....

mehr
Ausgabe 12/2015 Bauen im Bestand

Fassadensanierung: Adieu Tristesse – Willkommen Farbigkeit

Mit mehr als 13.800 Wohnungen in Hamburg und Umgebung und über 20.000 Mitgliedern ist der Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) eine der größten Wohnungsbaugenossenschaften im norddeutschen Raum....

mehr

Berliner Brunnenviertel: degewo weiterhin starker Partner der Quartiersentwicklung

„Gefestigte Strukturen“ und „positive Entwicklung“ – Begriffe, die verwendet werden, wenn heute die Rede vom Berliner Brunnenviertel ist. Vor allem zu Beginn des Jahrtausends war dies noch eine...

mehr