Militärischen Altlasten auf der Spur

Postgraduale akademische Zusatzausbildung zum „Fachplaner Kampfmittelräumung“ an der Universität der Bundeswehr München

Auch nach mehr als 75 Jahren nach dem Ende des 2. Weltkrieges stellen kampfmittelbelastete Flächen in der Bundesrepublik weiterhin eine signifikante Herausforderung dar – vor allem im Rahmen von Bau- und Konversionsmaßnahmen, aber z. B. auch im Bereich des vorsorgenden Waldbrandschutzes in Folge von Waldbrandereignissen z.B. in Lübtheen in 2019.

Je nach einzelfallabhängigen Faktoren – wie z. B. der Größe
der Liegenschaft, der historischen und geplanten Nutzung, etc. – kann für den fachgerechten Umgang mit diesen Risiken eine komplexe und umfangreiche Planung der Kampfmittelräummaßnahmen notwendig sein.   Voraussetzung hierfür ist das entsprechende Fachwissen und ingenieurtechnische Expertise.

Oftmals erreichen die Ingenieurleistungen weder die fachtechnischen Anforderungen noch die Zielstellungen. Die Folgen – Geld- und Zeitverlust bis hin zum Baustillstand und darüber hinaus die Gefährdung von Menschenleben und Schutzgütern – sind erheblich und sind weder aus fachlicher noch wirtschaftlicher Sicht tragbar. Bis dato existieren jedoch keine einheitlichen Anforderungen an die Qualifikation der Ingenieure oder eine Sachverständigenorganisation zur Zulassung und Überprüfung. Zudem fehlt ausreichend qualifiziertes akademisches Personal auf allen Seiten der am Räumprozess beteiligten Auftraggeber, Aufragnehmer und der Genehmigungsseite also von Ingenieurunternehmen, Bauindustrie, Behörden und Eigentümern.

Als eine der größten Eigentümerin von kampfmittelbelasteten Flächen – ihr gehören u.a. die aktiv genutzten und ehemalig militärisch genutzten Flächen des Bundes - ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in besonderem Maße betroffen: Zum Risikoabbau auf mehr als 1.400 bundesweit verteilten Liegenschaften sieht die BImA für die kommenden Jahre ein Kampfmittelprogramm mit einem Gesamtumfang von rund 700 Millionen Euro vor, bei dem sich der Fachkräftemangel deutlich abzeichnet.

Daher hat die BImA in Kooperation mit der Universität der Bundeswehr München (UniBwM), Institut für Bodenmechanik und Grundbau, zusammen mit dem Ingenieurtechnischen Verband für Altlastenmanagement und Flächenrecycling e.V. (ITVA) und mit weiteren Partnern, u. a. der Berufsgenossenschaft Bauwirtschaft (BG-Bau), eine akademische Zusatzausbildung initiiert. Ziel ist die postgraduale Ausbildung zum/zur „Fachplaner/ -in Kampfmittelräumung“. Die Lehrgänge werden am Lehrstuhl von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Conrad Boley, dem Institut für Bodenmechanik und Grundbau auf dem Gelände der UniBwM durchgeführt. Ein Beirat beteiligt sich als beratendes und empfehlendes Gremium an der Gestaltung der Ausbildung und soll der Sicherstellung des selbst auferlegten hohen Anspruchs dienen. Dieser setzt sich - neben einem ehemaligen und einem derzeitigen Vorstandsmitglied der BImA, Herrn Axel Kunze und Herrn Paul Fietz - aus Vertretern von BMI, BMVg, BG-Bau, Deutsche Bahn AG, ITVA sowie der Autobahn GmbH des Bundes zusammen.  Seit dem Beginn des Lehrbetriebs im Jahr 2017 konnten mittlerweile 4 Jahrgänge die Zusatzausbildung absolvieren. Der 5. Durchgang startet voraussichtlich im Herbst 2021.

Flexible Zeiteinteilung durch einen modularen Aufbau

Die Zusatzausbildung gliedert sich in vier Unterrichtsmodule mit Präsenz an der UniBwM (in Form von Blockveranstaltungen im Umfang von je 10 Tagen) sowie einer abschließenden Projektarbeit.

Da jedes der vier Module einzeln gebucht werden kann, besteht die Möglichkeit, die einzelnen Ausbildungsblöcke auf bis zu zwei Jahre zu verteilen. Jedes Modul schließt mit einem Leistungsnachweis ab, mit dessen Bestehen den Absolventinnen und Absolventen die erfolgreiche Teilnahme an dem jeweiligen Modul bescheinigt wird. Damit besteht auch die Möglichkeit, die Module 1–3 als gezielte Weiterbildungsmaßnahme einzeln zu belegen.

Praxis trifft Lehre – Verstärkte Zusammenarbeit mit der Branche

Der Lehrgang soll die notwendigen Kenntnisse für die Erbringung von Ingenieur- bzw. Planungsleistungen im Bereich der Kampfmittelräumung vermitteln. Richtschnur dafür bilden im Wesentlichen die fachspezifischen Anforderungen an freiberuflich Tätige gem. den Baufachlichen Richtlinien Kampfmittelräumung (BFR KMR) des Bundes.

Die Module stellen in sich geschlossene Lehreinheiten mit jeweils eigenen Themenschwerpunkten dar.

Die Lehrinhalte der Module 1 bis 4 werden im Wesentlichen in Form von Unterrichtseinheiten, Diskussionen, Einzel- und Gruppenarbeiten vermittelt und durch praktische Vorführungen und Exkursionen ergänzt. Die Referentinnen und Referenten sind Fachleute aus der Praxis mit umfangreicher Erfahrung in allen Phasen der Kampfmittelräumung.

Abschluss

Der Abschluss der Zusatzausbildung erfolgt über eine schriftliche Prüfung in Form einer Projektarbeit, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die vermittelten Lehrinhalte anwenden und eigenständig eine vorgegebene Aufgabenstellung bearbeiten. Die Bearbeitung beginnt im Anschluss an Modul 4 und beträgt 3 Monate. Voraussetzung für die Abschlussprüfung ist eine erfolgreiche Teilnahme an allen Modulen. Die bestandene Abschlussprüfung zum »Fachplaner/-in Kampfmittelräumung« wird durch ein Hochschulzertifikat dokumentiert.

Zulassung und Anmeldung

Zugelassen werden Hochschulabsolventen/-innen eines naturwissenschaftlichen/ingenieurtechnischen Studiengangs. Ausnahmen bei den Zulassungsvoraussetzungen sind bei als vergleichbar anzusehenden Qualifikationen, wie z. B.  ein abgeschlossenes Studium ohne technischen oder naturwissenschaftlichen Schwerpunkt zzgl. einer ausreichenden Berufserfahrung im Bereich der KMR, möglich.

Ein neuer Durchgang des Lehrgangs beginnt jährlich im III. Quartal. Weitere Infos unter www.fachplaner-kmr.de

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