Neue Grundlagen
Liegenschaftsbestandsdokumentation des Bundes
Die digitale Dokumentation des Liegenschaftsbestandes des Bundes hat in den vergangenen Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. Die digitalen Bestandsdaten sind sowohl für die technische Planung, den Bau und den Betrieb als auch für die kaufmännische Bewirtschaftung der Liegenschaften von der Beschaffung bis hin zur Veräußerung erforderlich.
Diese am Lebenszyklus der Liegenschaften orientierten Daten werden von den Bauverwaltungen des Bundes und der Länder (BV), der Bundeswehr, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und weiteren Beteiligten für die Erledigung ihrer Aufgaben wiederkehrend benötigt.
Auch der Anwenderkreis, der die digitalen Liegenschaftsbestandsdaten nutzt, insbesondere in den baudurchführenden Ebenen und den nutzenden sowie hausverwaltenden Dienststellen, hat sich kontinuierlich erweitert. Dadurch hat neben der vermessungstechnischen Erfassung von raumbezogenen Geometriedaten die Erhebung und Bereitstellung alphanumerischer Daten (Fachdaten und Dokumente), die konsistent mit den Geometriedaten verknüpft und aufgabengerecht ausgewertet werden können, einen hohen Stellenwert bekommen.
Um diesem gerecht werden zu können, haben die Obersten Technischen Instanzen (OTI) in den Bundesministerien des Innern, für Bau und Heimat (BMI) sowie der Verteidigung (BMVg) im Benehmen mit der BImA im Oktober 2018 eigenständige Baufachliche Richtlinien Liegenschaftsbestandsdokumentation (BFR LBestand) eingeführt.
Mit der Einführung der BFR LBestand verbunden ist die Freigabe eines neuen Datenmodells und einer neuen Basissoftware für die Liegenschaftsbestandsdokumentation sowie die Einführung der 4. Auflage der Baufachlichen Richtlinien Vermessung (BFR Verm). Diese vier Komponenten bilden die neuen Grundlagen der Liegenschaftsbestandsdokumentation des Bundes.
Diese Richtlinien steuern die Aufgabenerledigung in den BV sowie die Nutzung der Daten in der Bundeswehr und der BImA. Schwerpunkt der BFR LBestand ist die Darstellung der grundlegenden Prozesse der Liegenschaftsbestandsdokumentation sowie die Herausgabe des neuen Datenmodells. Darüber hinaus werden auch die vorhandenen Dokumente und Materialien zur Liegenschaftsbestandsdokumentation vereinigt.
Das Liegenschaftsbestandsmodell (LgBestMod) beschreibt den Umfang der digitalen Liegenschaftsbestandsdokumentation, der sich nach dem fachlichen Datenbedarf für Planung, Bau, Betrieb und Bewirtschaftung von Bundesliegenschaften richtet. Damit sind bundesweit einheitliche Vorgaben zur Erhebung von Bestandsdaten festgelegt. Das Katalogwerk des LgBestMod löst die Systemkataloge der BFR Vermessung ab. Das normbasierte LgBestMod setzt auf dem von der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV) festgelegten AdV-Basisschema und den Geodaten-Standards der Normenreihe ISO 19100 auf.
Die Baufachlichen Richtlinien Vermessung (BFR Verm) wurden mit geänderten Zielen und Inhalten fortgeschrieben. Der Fokus der Regelungen liegt auf allen vermessungstechnischen Leistungen auf Liegenschaften des Bundes. Die bisherigen spezifischen Regelungen zur Liegenschaftsbestandsdokumentation wurden ausgegliedert und in die BFR LBestand überführt.
Die Liegenschaftsbestandsdokumentation wird in den BV digital geführt. Hierzu wird bundesweit einheitlich das Liegenschaftsinformationssystem Außenanlagen (LISA) eingesetzt. LISA wird im Auftrag des BMI und des BMVg durch die Entwicklungsstellen beim Niedersächsischen Landesamt für Bau und Liegenschaften (NLBL) und beim Landesamt GeoInformation Bremen (GeoBremen) entwickelt.
Mit der Freigabe und Einführung der ersten Komponenten der neuen LISA-Basissoftware zur Datennutzung (Auskunft) in den BV war bereits im Jahr 2013 der erste wichtige Schritt zur Umstellung des LISA auf aktuelle und ArcGIS basierte Software erreicht. Nach weiteren Entwicklungsschritten wurde in 2018 neben dem Auskunftssystem auch die neue Bearbeitungskomponente des LISA freigegeben. Die jetzt verfügbare Software arbeitet mit dem neuen LgBestMod und basiert auf der ArcGIS Version 10.5.1. Dadurch ist die Kompatibilität zu den gängigen Windows Betriebssystemen sichergestellt.
Mit dem Bearbeitungssystem können die Leitstellen Vermessung in den BV ihre Aufgabe zur Führung der Liegenschaftsbestandsdokumentation auf Basis des LgBestMod weiterführen. Das Bearbeitungssystem stellt dafür Funktionalitäten zur Bearbeitung und Prüfung der Daten bereit. Der Austausch mit anderen Anwendern und Ingenieurbüros erfolgt über die Normbasierte Austauschschnittstelle (NAS) im Format GML.
Während zur Datennutzung bisher eine zyklische Konvertierung der noch im bisherigen System geführten Daten in die neuen Auskunftssysteme des LISA durchgeführt wurde, ist mit der Freigabe des LISA Bearbeitungssystems eine Migration zur Übernahme in die ArcGIS-basierte Datenhaltungskomponente notwendig. Mit Hilfe der Software LISA-Migration findet dabei mittels komplexer Migrationsstrategien eine Überführung der nach dem Modell der BFR Verm Systemkataloge geführten Daten in das Datenmodell des LgBestMod statt. Da die Migrationsanwendung auf den Primärdaten arbeitet und im Server den Datenbestand für die weitere Datenfortführung erzeugt, sind die Qualitätsanforderungen hoch und es wird eine intensive Prüfung durchgeführt.
Die Einführung der BFR LBestand mit dem LgBestMod, der BFR Verm und die Freigabe des aktuellen LISA zur Primärdatenhaltung ist im Jahr Oktober 2018 erfolgt. Die BV wurden zum Systemumstieg sowie zur Datenmigration informiert. Die Migration der Daten aller Bundesliegenschaften soll zum 31. Dezember 2019 abgeschlossen werden. In der Einführungs- und Umstellungsphase werden die Anwender in den BV durch Unterstützung bei der Installation, Informations- und Schulungsveranstaltungen sowie weitere Supportleistungen begleitet.
Mit Einführung der neuen Grundlagen für die Liegenschaftsbestandsdokumentation des Bundes und des darauf abgestimmten Liegenschaftsinformationssystems Außenanlagen LISA im Jahre 2018 steht die Liegenschaftsbestandsdokumentation auch weiterhin auf einer soliden Basis. Die gleichbleibend hohe Qualität und Vergleichbarkeit der Daten für alle Bundesliegenschaften als Basis für die weitere Digitalisierung der Fachaufgaben ist gesichert.
amt für Bau und Liegenschaften), Manfred Brede (Landesamt GeoInformation Bremen), Frank Cremer (Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Referat BW I 5)