Moderne Wohnungen in alten Gebäuden
In der Füssener Altstadt wurden drei denkmalgeschützte Gebäude der Elektrizitätswerke Reutte zu Wohnungen umgebaut. Dabei handelt es sich um ein gelungenes Beispiel dafür, dass die Altbausubstanz und deren Möglichkeiten des Werterhalts und der Umnutzung nicht aus den Augen verloren werden dürfen.
Aus Gründen der Ressourcen- und Energieeinsparung ist ein sinnvoller Erhalt vorhandener Bebauung einem Abbruch und der Neuerstellung in vielen Fällen vorzuziehen, wenn es die Bausubstanz zulässt. Mit einer heute bezifferten technischen Lebensdauer massiver Wohn- und Gewerbegebäuden zwischen 60 und 80 Jahren zeigt sich, dass hierzulande sehr viele bestehende Gebäude zur Generalsanierung und energetischen Nach- und Umrüstung in allen Belangen anstehen.
Ein gelungenes Bauvorhaben
Inmitten der Füssener Altstadt entstanden durch Umbau und Sanierung der Elektrizitätswerke Reutte aus untergeordnet genutzten Gewerberäumlichkeiten 19 Wohneinheiten (43 bis 98 m² Wohnfläche). Optimal die Lage: in direkter Sichtnähe zur katholischen Spitalkirche Hl. Geist und dem ehemaligen Kloster St. Mang.
Es handelt sich um drei in historischer Weise aneinandergereihte Gebäude, die jedoch über keine trennenden Brandwände verfügten. Sie wurden großteils geschossübergreifend als Gewerbe- und Büroflächen genutzt; ebenso ein größeres Reiheneckhaus in gleicher Nutzung.
Die Lage im historischen Ensemble der Stadt Füssen brachte auch die Denkmalschutzbehörden ins Spiel. Die vier Gebäudeteile wurden von Grund auf kernsaniert. Dabei waren bei der Planung vielerlei Belange zu berücksichtigen.
Wünsche des Bauherrn
Für den Bauherrn waren es nicht nur die Wünsche der Denkmalpflege, die im Vordergrund stehen sollten. Ebenso war die Qualität der Wohnungen wichtig, eine weitestgehende Barrierefreiheit und die ausschließliche Verwendung wohngesunder und schadstoffarmer Baustoffe. Aus gebäudetechnischer Sicht mussten die Gebäude nach der Umnutzung den Anforderungen der Energieeinsparverordnung EnEV den Anforderungen an beheizte Wohngebäude genügen.
Enge Abstimmung zwischen den Baubeteiligten
Nach den zahlreichen Vorgesprächen des Bauherrn, dem Architekten, den Trägern öffentlicher Belange, der Stadt und den Nachbarn wurde das Bauvorhaben in 2015 genehmigt.
Vor allem die Ensemblefassaden in ihrem Erscheinungsbild mussten weitestgehend erhalten bleiben, um das Stadtbild wie gewohnt zu prägen.
Die Giebelfassaden durften geringfügig angehoben werden, um vernünftigen Wohnraum in den Dachgeschossen herzustellen. Straßenseitig erhielten die Gebäude nachträgliche Innendämmaßnahmen. Straßenabgewandt wurden rein mineralische Wärmedämmverbundsysteme auf die Fassade angebracht. Die Dachstühle wurden allesamt neu errichtet und bestimmungsgemäß gedämmt. Die Gebäudetechnik wurde komplett erneuert.
Bei der Planung solcher Bauvorhaben sind die vielseitigen Anforderungen, ähnlich einem Neubau, mit den Bedingungen des Altbaus in Einvernehmen zu bringen. Neben den allgemeinen technischen Anforderungen, wie Heizen, Lüften und Dämmen, geht es dabei auch um weitere Anforderungen, wie Altlastenentsorgung, bestandserhaltende- und bestandssichernde Maßnahmen, Wärmebrückenminimierung, schadstoffarmes Wohnen und Wohnhygiene.
Bereits während der Entkernung im Inneren der Gebäude, fand eine Probeentnahme an den verschiedenen bestehenden Außenputzen statt. Diese wurden im Baumit-Labor auf Bestandteile und Bindemittelzusammensetzung untersucht. Die benötigten Putze und Mörtel für Reparaturen und Ergänzungen konnten über die Historische Reihe HR von Baumit abgedeckt werden und somit möglichst nah am Original nachempfunden werden.
Die Putzauswahl auf der straßenabgewandten Seite fiel auf das rein mineralische Wärmedämmverbundsystem Mineralwolle-Fassade geklebt und gedübelt, Wärmeleitfähigkeitsgruppe 035, mit einem dickschichtigen, langlebigen Edelkratzputz KRP Jura in einer Dicke von 10 mm als Oberputz.
Edelkratzputzoberflächen sind selbstreinigend und werden nicht gestrichen. Die Lebenserwartung eines solchen Putzes beträgt je nach Himmelsrichtung und Schlagregen-, Hagelbelastung zwischen 40 und 100 Jahren. Durch das Abwittern der jeweils obersten Kornschicht wirkt ein solcher Putz Algen- und Pilzbefall sowie Verschmutzungen an der Putzoberfläche entgegen.
Wohngesunde Baustoffe
Im Innenbereich wurden die Wände und Decken mit dem ECO-zertifizierten Kalkputz Klima KP 36 W von Baumit verputzt, um dem Bauherrn den Wunsch nach wohngesunden Baustoffen zu erfüllen.
Aus Gründen der Ressourcen- und Energieeinsparung ist ein sinnvoller Erhalt vorhandener Bebauung einem Abbruch und der Neuerstellung in vielen Fällen vorzuziehen.