BBB Gipfel 2015: Networking auf höchstem Niveau
Am 16. und 17. November 2015 fand im Westin Grand Berlin der 6. BundesBauBlatt Gipfel statt. Die Kennzeichen der diesjährigen Exklusivveranstaltung für Wohnungswirtschaft und Industrie: ein anderer Veranstaltungsort, ein optimiertes Programm und mehr Raum für Networking.
Es war der 6. BundesBauBlatt Gipfel und dennoch eine Premiere, denn die Veranstaltung konnte erstmals mit einem beeindruckenden Potenzial aufwarten: Die Teilnehmer aus der Wohnungswirtschaft verwalten über 630.000 Wohneinheiten und ein Investitionsvolumen von rund 1 Mrd. Euro. Premieren gab es auch beim Programm: Live-Interviews mit Andreas Ibel und Axel Gedaschko sowie Best-Practice-Beispiele aus der Wohnungswirtschaft. Doch zurück zum Anfang.
Als erstes hieß Chefredakteur Achim Roggendorf Gunther Adler willkommen. Der BMUB-Staatssekretär wies darauf hin, dass der Wohnungsbau für alle Beteiligten eine Herausforderung darstelle. Notwendig seien mindestens 350.000 bis 400.000 neue Wohnungen pro Jahr. Dabei gehe es darum, preiswert zu bauen, damit bezahlbare Wohnungen angeboten werden könnten. Neben den 2 Mrd. Euro, die der Bund zusätzlich für den sozialen Wohnungsbau bereitstelle, seien weitere Maßnahmen wie steuerliche Anreize, die Überprüfung der Grunderwerbssteuer und ein Modellprojekt zum modularen Bauen im Gespräch.
Das Interview, das A. Roggendorf anschließend mit Andreas Ibel führte, stand unter dem Motto „Bauen statt Bremsen – Wie Wohnen wieder bezahlbar wird“. Der BFW-Präsident machte deutlich, dass das Bauen allein aus rechtlicher Sicht sehr komplex geworden sei. Die Regelungen des EU-Rechts, des Bundesrechts und des Kommunalrechts würden sich teilweise widersprechen und damit das Bauen erschweren. Er kritisierte die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2016, die die Baukosten um mindestens 7 bis 10 % erhöhen würde. Ibel plädierte dafür, bestehende Vorschriften auf Kompatibilität zu überprüfen und von weiteren Verschärfungen abzusehen.
Schmackhaftes Networking
Intensives Networking und das Aufgreifen aktueller Themen aus der Wohnungswirtschaft sind die Elemente des BundesBauBlatt Gipfels, die beim Business-Lunch mit moderierten Tischen anregend und schmackhaft miteinander kombiniert wurden.
Nach dem Essen referierte Peter Bachmann, Geschäftsführer des Sentinel Haus Instituts darüber, ob „Gesund Wohnen bauen teuer macht“. „Ja und Nein“, lautete seine Antwort. Aufgrund der verbesserten Dämmung und Luftdichtigkeit unserer Häuser ist die Luft in den Innenräumen im Laufe der Jahre immer schlechter geworden. Um dennoch eine hohe Qualität der Innenraumluft zu realisieren, sind Maßnahmen notwendig, die einen finanziellen Mehraufwand erfordern. Dieser rechnet sich jedoch durch Rechtssicherheit und bessere Vermietbarkeit. Wie die Qualitätssicherung zur Verbesserung der Raumluft in der Praxis umgesetzt wird, erläuterte Robert an der Brügge, Geschäftsführer Stadtsiedlung Heilbronn GmbH, u.a. anhand eines Mehrgenerationenhaus und eines Hochschulgebäudes.
Das anschließende Dialogforum war Networking pur. Die Teilnehmer knüpften gezielt neue Kontakte und sprachen Lösungen für aktuelle Aufgaben an. Die Fortsetzung der Gespräche erfolgte dann beim Abendprogramm, das mit Besichtigung des Berliner Doms und Abendessen in der Humboldt-Box ein stilvolles und zugleich lockeres Ambiente bot.
Der Wunsch der Branche: Aussetzung der EnEV 2016
Den zweiten Veranstaltungstag startete Chefredakteur Achim Roggendorf mit einem Gespräch mit Axel Gedaschko über das „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“. Der BID-Vorsitzende und GdW-Präsident erläuterte, dass angesichts des fehlenden bezahlbaren Wohnraums die Nachdenklichkeit zum Thema Baukostensenkung sehr viel größer geworden sei und die Baukostensenkungskommission mittlerweile 60 Empfehlungen erarbeitet habe. Dazu zählten Überarbeitungen der Baunutzungsverordnung, der Musterbauordnung sowie des Baugesetzbuches. Gedaschko wies darauf hin, dass alle, die mit Bauen zu tun hätten, die Aussetzung der EnEV 2016 forderten.
Doch die werde es nach Aussage von Ministerin Barbara Hendricks nicht geben, erklärte Ministerialdirigentin Dr. Ute Redder in ihrem Vortrag über das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen. Die Leiterin der Unterabteilung „Wohnen“ im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) stellte die Handlungsfelder des Bündnisses vor und berichtete u.a. über Überlegungen zu besseren Konditionen für Konversionsliegenschaften sowie zu steuerlichen Anreizen hinsichtlich des Brandschutzes und der Stellplätze. Einen hohen Stellenwert werde künftig auch die Modulbauweise einnehmen.
In diesem Bereich ist die Familienheim Schwarzwald-Baar-Heuberg eG bereits aktiv – erfolgreich, wie das Geschäftsführende Mitglied Sebastian Merkle beim BundesBauBlatt Gipfel vorstellte. Die Baugenossenschaft hat unter dem Namen microLofts ein modulares Konzept für Mehrfamilienhäuser entwickelt. Zu den Kennzeichen zählen offene Grundrisse, eine intelligente Bauweise sowie optimierte Baustellenabläufe.
„Mieten müssen bezahlbar bleiben: Energetische Quartiersentwicklung ja, aber sozial“ lautete das Vortragsthema, zu dem Dr. Christian von Malottki vom Darmstädter Institut Wohnen und Umwelt referierte. Er machte deutlich, in welchem Dilemma insbesondere einkommensschwache Haushalte bei Modernisierungsmaßnahmen stecken. Als mögliche Lösungen bieten sich u.a. ein energetisch differenzierter Mietspiegel, energetische Aspekte im Transferleistungssystem sowie eine behutsame Entwicklung des Quartiers an. Ein Beispiel dafür präsentierte German Nogueira, Bereichsleiter „Immobilienmanagement“ bei der Bauverein AG, Darmstadt, anhand der Verdichtung einer 1950er-Jahre-Siedlung. In diesem Quartier realisierte die Bauverein AG einen Mix aus Neubauten sowie Aufstockung und Modernisierung des Bestands und konnte die Anzahl der Wohnungen von 331 auf 480 und die Wohnfläche um 81% von 18.000 m² auf 32.600 m² steigern.
Altern wird häufig mit Krankheit und Siechtum verbunden. Doch tatsächlich seien die meisten Menschen fit bis ins hohe Alter, berichtete Prof. Dr.-Ing. Thomas Jocher, Institut Wohnen und Entwerfen der Universität Stuttgart in seinem Vortrag. Er plädierte für Neubauten, die bei Bedarf schnell und einfach altersgerecht umgebaut werden können und präsentierte Ergebnisse aus der Studie „ready – vorbereitet für altengerechtes Bauen“ (www.readyhome.de).
Mit diesem Vortrag endete das fachliche Programm des 6. BundesBauBlatt Gipfels. Den offiziellen Abschluss bildete das gemeinsame Mittagessen, das die Teilnehmer noch einmal zum intensiven Networking nutzten.