Maklergebüren: Neuregelung löst Wohnungsproblem nicht
In den Metropolen werden Mietwohnungen zunehmend knapp. Gerade in den Ballungszentren lassen sich Wohnungen großteils nur noch über Makler finden. Eine aktuelle Analyse von ImmobilienScout24 zeigt, dass in Hamburg 82 % der Mietobjekte über Makler angeboten werden. In München sind es 76 % und in Berlin immerhin 61 %der Wohnimmobilien. Die Provision zahlt zumeist der Mieter. Der Vorschlag, dass zukünftig der Vermieter die Provision trägt, wird laut ImmobilienScout24-Geschäftsführer Marc Stilke die Situation auf dem Wohnungsmarkt nicht entspannen.
Ansturm auf Mietwohnungen
In deutschen Großstädten nimmt die Zahl der Interessenten pro angebotene Mietwohnung stetig zu. Das beweisen auch die Erhebungen von ImmobilienScout24. Das zunehmend geringere Wohnungsangebot führt gleichzeitig zu steigenden Mieten. In München sind die Mieten in den letzten 12 Monaten um rund 6 % gestiegen, in Hamburg um 5 und in Berlin sogar um durchschnittlich 8 %. Insbesondere für Großstadt-Mieter bedeutet die Übernahme der Maklerprovision eine zusätzliche finanzielle Belastung zu den ohnehin schon höheren Mietkosten.
Dass die Vermittlungsgebühr vor allem in den Metropolen fällig wird, zeigt eine Studie von Mindline Energy, die vergangenes Jahr im Auftrag von ImmobilienScout24 durchgeführt wurde: Fast jeder Zweite (44 %) derjenigen, die für den Verkauf oder die Vermietung einen Makler einschalten, wohnt überwiegend in größeren Städten mit über 100000 Einwohnern. Die Mehrheit derjenigen, die keinen Makler nutzen (41 %), lebt dagegen in eher kleineren Orten unter 20000 Einwohnern.
Wer bestellt, soll zahlen: fair, aber...
Für Stilke ist diese Initiative, die Maklerprovision künftig nach dem Bestellerprinzip zu regeln, nachvollziehbar: „Dass derjenige, der den Makler beauftragt, auch zahlt, ist nur fair.“ Jedoch stellt für ihn die derzeitige politische Diskussion ein Feigenblatt dar, mit dem das eigentliche Wohnungsproblem nicht gelöst werden kann: „Anhand unserer umfassenden Marktdaten sehen wir, dass sich der Mietmarkt in den vergangenen fünf Jahren vor allem in den Metropolen stark angespannt hat." Die gestiegenen Mieten ließen sich ganz klar auf ein geringeres Angebot zurückführen. Eine neue gesetzliche Regelung zur Übernahme der Courtage werde deshalb die Mieten nicht senken. In angelsächsischen Ländern beispielsweise werde der Makler seit Jahren vom Vermieter bezahlt. „London ist aber nach wie vor eine der teuersten Metropolen Europas.“
Politik ist gefragt
„Wenn pauschal die Vermieter die Maklerprovision übernehmen sollen, kann dies eher zu einer Umlage auf die Kaltmiete führen; dadurch würde indirekt doch der Mieter zur Kasse gebeten“, warnt Stilke. Gefragt sei vielmehr die Politik, gerade in den Großstädten die Weichen für mehr Neubau und entsprechende Grundstücksvergaben zu stellen.
Die rot-grün regierten Bundesländer wollen die Vermittlungsprovision zukünftig nach dem Bestellerprinzip geregelt sehen. So sieht es ihr Vorhaben, Anfang 2013 einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Bundesrat einzubringen, vor. Derjenige, der den Makler beauftragt, soll die Courtage bezahlen. Bisher ist nicht gesetzlich geregelt, ob der Vermieter oder der Mieter die Gebühr entrichten muss. Lediglich ihre maximale Höhe – zwei Monatskaltmieten plus Umsatzsteuer − ist festgelegt. Während Vermieter in bevölkerungsarmen Landstrichen die Maklerkosten häufig selbst tragen, wird die Gebühr in Metropolen wie Hamburg, München, Köln oder Düsseldorf meist auf den Mieter abgewälzt.