Nicht ohne Aufzug
Das Berliner Wohnungsunternehmen Degewo errichtet derzeit 3500 Eigentumswohnungen in Berlin. Dabei setzen die Bauherren auf eine barrierearme Ausführung mit Aufzügen in jedem Gebäude. Die Anlagen sollen den Käufern nicht nur mehr Komfort bieten, sondern auch eine Nutzung bis ins hohe Alter ermöglichen.
Der demografische Wandel stellt die Wohnungswirtschaft vor große Herausforderungen. Barrierefreier Wohnraum wird immer knapper. Gleichzeitig steigen auch die Komfortansprüche jüngerer Mieter und Käufer, die beispielsweise ihre Einkäufe oder den Kinderwagen ohne Hürden in obere Etagen transportieren möchten. Daher liegt ein Fokus bei der Planung von Neubauten heutzutage darauf, dass die Menschen in ihren eigenen vier Wänden alt werden können. Eine Vorreiterrolle nimmt die Degewo ein. Das Berliner Wohnungsunternehmen investiert derzeit in den Bau von Eigentumswohnungen, die bestehende Viertel in der Hauptstadt zukunftsfähig weiterentwickeln sollen. Neben bezahlbaren Preisen setzen die Bauherren vor allem auf eine barrierearme Ausführung mit Aufzügen in jedem Gebäude. Die Anlagen sollen den Wohnkomfort für die Bewohner deutlich erhöhen – und Leerständen nachhaltig vorbeugen.
Günstig wohnen zwischen City und Erholungsgebiet
Bis 2020 wird die Degewo insgesamt 3500 neue Wohnungen in der Hauptstadt errichten. Bereits im Dezember 2012 wurde ein erstes Objekt in der Bruno-Wille-Straße im Stadtteil Friedrichshagen fertiggestellt. Nach der 14-monatigen Bauphase entstanden auf einem ehemaligen Garagenhof 15 familienfreundliche Eigentumswohnungen mit Flächen zwischen 109 und 154 m2. Bei Quadratmeterpreisen um 2400 € handelt es sich für Berliner Verhältnisse um ein erschwingliches Angebot – besonders in Anbetracht der vorteilhaften Lage zwischen gut sanierten Altbauten in einem grünen Umfeld. Zudem profitieren die Bewohner von einem hohen Freizeit- und Erholungswert, der einerseits durch die Anbindung zur Stadt und andererseits durch das nahegelegene Erholungsgebiet Müggelsee gewährleistet wird.
Das fünfgeschossige Mehrfamilienhaus von Rüthnick Architekten gliedert sich in drei Baukörper, die von zwei Treppenhäusern getrennt werden. Durch ein geschicktes Farbkonzept und eine moderne, klare Architektur mit Flachdächern, Staffelgeschossen, aufgelockerten Fassaden und großzügigen Balkonen passt sich der Neubau charakteristisch dem umliegenden Altbaubestand an. Um energetisch hochwertigen Standards zu entsprechen, verfügt das Gebäude zudem über einen baulichen Wärmeschutz und ein hauseigenes Blockheizkraftwerk. Auch in Punkto barrierearmes Wohnen hegte das Berliner Bauunternehmen hohe Ansprüche: „Bei der Planung haben wir dem demografischen Wandel eine große Beachtung geschenkt. Die Wohnungen müssen in ihrer technischen Beschaffenheit und Grundrissen auf die Bedürfnisse aller Menschen ausgerichtet sein. Nur so ist generationenübergreifendes Wohnen möglich“, sagt Lutz Ackermann, Degewo-Pressesprecher. Doch nicht nur ältere Bewohner sollen von den modernen Baumaßnahmen profitieren: „Ein barrierearmes Umfeld bedeutet in erster Linie Wohnkomfort. Nicht nur im Alter, sondern auch im Alltag mit Kinderwagen oder Einkaufstasche.“
Zwei Aufzüge erschließen 15 Wohnungen
So verfügen die Wohnungen unter anderem über bodengleiche Duschen oder schwellenlose Zugänge. Mit den Aufzügen gelangen die Bewohner wahlweise vom Eingang oder aus der Tiefgarage direkt in ihre Etage. Die 15 Wohnungen wurden mit jeweils einer Anlage in den beiden Treppenhäusern erschlossen. Nach einer öffentlichen Ausschreibung entschied sich die Degewo für das Modell Schindler 3300 des führenden Aufzugsherstellers Schindler. „Die Kombination aus Wirtschaftlichkeit, geringem Raumverlust und hoher Laufruhe hat uns letztendlich überzeugt.“
Die Aufzüge sind auf 15 Personen beziehungsweise 1125 kg Traglast ausgelegt. Sie nutzen den vorhandenen Raum optimal aus, da auf einen Maschinenraum verzichtet wird. Stattdessen ist der Antrieb aufgrund seiner geringen Größe direkt im Schacht angeordnet. Ebenso wenig ist ein separater Steuerschrank erforderlich. Die Steuerung ist im Türrahmen untergebracht, was wertvolle Nutzfläche einspart. So kann dank des niedrigen Schachtkopfes zusätzlich auf störende Dachaufbauten verzichtet werden. Das klar gestaltete Flachdach wird nicht beeinträchtigt und die Gebäudeoptik eingehalten.
In vielfacher Hinsicht wird der Schindler 3300 dem Wunsch nach einem geräuscharmen Betrieb gerecht. Die moderne Aufzugsmaschine arbeitet getriebelos. Hinzu kommen kunststoffummantelte Tragriemen, die statt der bekannten Stahlseile eingebaut werden. Zusammen mit einer Mikroprozesssteuerung sorgen sie für eine ruhige Fahrt. Darüber hinaus ist das Modell auf einen energieeffizienten Betrieb ausgelegt. Durch die frequenzgeregelte Antriebstechnologie wird eine direkte Kraftübertragung ohne Energieverluste gewährleistet. Das mit LED betriebene Kabinenlicht sowie Ventilator und Türantrieb schalten sich bei Nichtbenutzung automatisch in den Standby-Modus. Auch das Bedientableau und die Etagenanzeiger sind mit energiesparenden LEDs ausgerüstet.
Überdies legten die Berliner Wert auf eine ansprechende Gestaltung: Die Anlagen sollten nicht nur als Transportmittel dienen, sondern die Gebäudeoptik insgesamt aufwerten. Die Aufzugsserie bietet ein hohes Maß an Gestaltungsvariationen. In der Bruno-Wille-Straße entschied man sich für eine reduzierte Edelstahlkabine mit einer verspiegelten Rückwand und einen Boden, der dem Werksteinbelag des Treppenhauses angepasst ist. Zudem sorgen eine indirekte Beleuchtung und ein berührungssensitives Tableau aus weiß hinterdrucktem Glas für eine angenehme Fahrtatmosphäre.
Aufzüge unterstützen bei der Vermarktung
Insgesamt beliefen sich die Baukosten für das Friedrichshagener Objekt auf 3,3 Mio. €. Der Verkauf der 15 Wohneinheiten ist äußerst positiv verlaufen. Nicht zuletzt dürfte die vertikale Erschließung aller Etagen für die langfristige Kundenbindung eine große Rolle spielen: Während die Aufzüge für junge Käufer eventuell nur ein Komfortargument darstellen, leisten sie in späteren Jahren einen großen Beitrag zu dem allseits angestrebten barrierearmen Lebensraum. So können Bewohner bis ins hohe Alter die Vorzüge einer geräumigen Eigentumswohnung genießen. Investoren und WBGs beugen wiederum dem demografischen Wandel vor und müssen keine Leerstände befürchten.
Aufzüge leisten einen großen Beitrag zu dem allseits angestrebten barrierearmen Lebensraum.