Quartierslogistik:
Abliefern auf ganzer Strecke

Der Immobiliendienstleister Drees & Sommer greift Themen auf, die die Branche bewegen.

Rund drei Milliarden Sendungen haben die Kurier-, Express- und Paketdienstleister in Deutschland im letzten Jahr befördert. Nicht zuletzt durch Corona nahm das Einkaufen per Mausklick zu, was neben einer Paketflut auch besondere Herausforderungen für Quartiersbetreiber und Logistiker zur Konsequenz hat. Die Logistikbranche wächst. Doch mit ihr wachsen auch die Anforderungen an kostengünstige, dabei aber umwelt- und bürgerfreundliche Lieferungen.

Denn die Auslieferungskonzepte selbst haben sich seit Jahrzehnten kaum verändert. Wie eh und je werden Logistikzentren in der Regel auf großen Flächen vor der Stadt errichtet. Von hier aus muss die Ware noch in die Filialen oder zur Haustüre des Kunden, bei immer höheren Anforderungen der Kommunen an Verkehrsreduktionen und Klimaneutralität. Während die Stadtbewohner neue Mobilitätsformen zur Verkehrsreduktion testen, wird für die Logistikbranche die sogenannte letzte Meile – vom Logistikzentrum bis zum Kunden selbst – oft zum Problem.

Abhilfe versprechen mit Betreibern abgestimmte Quartierslogistikkonzepte sowie Urban Hubs. Darunter sind Flächen zu verstehen, die im Quartier als Logistikansiedlung genutzt werden können. Sie können in Mobility Hubs, auf ungenutzten Parkplätzen oder in umgebauten Einkaufsflächen untergebracht werden. Das Besondere daran: Urban Hubs können rund um die Uhr genutzt werden. So werden Lieferungen gebündelt und kurze Lieferzeiten gewährleistet. Doch nicht nur das: Durch den Einsatz von umweltfreundlichen Transportmitteln wie Lastenräder wird die Verkehrsbelastung erheblich reduziert. Alternativ könnten anbieterneutrale Logistikzentren, sogenannte White Label Hubs, von Kurier-, Express- und Paketdienstleistern genutzt werden, um gebündelte Transporte in gemeinsamen Verkehrsmitteln zu realisieren. Sie tragen dazu bei, Lager-, Personal- und Transportkosten zu senken und das Verkehrsaufkommen zu minimieren.

Damit solche Konzepte funktionieren, müssen zunächst Daten des zu erwartenden Paketaufkommens je nach Nutzergruppe bewertet werden. Anschließend gilt es, ein Quartierslogistikkonzept mit allen Akteuren abzustimmen: Online-Händler, Paketdienstleister, Projektentwickler, Stadtplaner sowie die öffentliche Hand müssen früh einbezogen werden.

Bisher gibt es in Deutschland nur wenige Vorbilder für tragfähige Quartierslogistikkonzepte. Ein Beispiel dafür findet sich in Berlin. Die Hauptstadt entwickelte mit dem Quartier Heidestraße in Zusammenarbeit mit Logistikdienstleistern einen Concierge-Dienst für das Quartier, um die Zustellung auf der letzten Meile umwelt- und bürgerfreundlich abzuwickeln. Bewohner des Viertels können seither Warenlieferungen direkt abholen oder mit einem umweltfreundlichen Lastenfahrrad ausliefern lassen - zum Teil zum Teil bis hinter die Wohnungstüre.

Auch, wenn viele neue Lösungsansätze zur Quartierslogistik sich noch in der Testphase befinden: gerade in Zeiten von Corona macht das überproportionale Sendungsvolumen Kooperationen und Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren wichtiger denn je. Auch wenn die logistischen Anforderungen und die organisatorischen Kapazitäten von Stadt zu Stadt unterschiedlich sind, für alle gilt: Die Logistik darf auf neue Probleme nicht mit alten Lösungen reagieren. Darum sollten – gerade im Zuge neuer Mobilitätskonzepte – Kommunen und Quartiersbetreiber immer auch Konzepte für die Logistik mitdenken.

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