Schmal und barrierefrei
Schmal geschnittene Bäder bilden eine ganz besondere Herausforderung, wenn es darum geht, dass sie von Rollstuhlfahrern benutzt werden können. Die Modernisierung eines rund 40 Jahre alten Bades zeigt Lösungen.
Mit seinem Verein Wings for Handicapped setzt sich der querschnittsgelähmte Jörg Leonhardt aus Reiskirchen (Hessen) seit Jahren für mehr Lebensqualität und Lebensfreude körperlich beeinträchtigter Menschen ein. Wie viel Engagement und Kreativität dafür manchmal nötig sind, stellte er jetzt wieder beim Umbau der eigenen Vereinsräumlichkeiten unter Beweis: Dort wurde ein sogenanntes Schlauchbad barrierefrei umgestaltet – inklusive bodengleicher Dusche, die passgenau über eine Dallmer-Duschrinne vom Typ CeraWall Individual entwässert wird.
Das Gebäude, in dem sich die Vereinsräumlichkeiten der Wings for Handicapped (W4H) im hessischen Reiskirchen befinden, wurde Anfang der 1970er-Jahre errichtet und war entsprechend gestaltet: zu schmale Türen, zu viele Stufen, zu enge Toiletten. Es war eine Herkulesaufgabe, der sich Jörg Leonhardt hier stellte. Als Rollstuhlfahrer fiel es ihm nicht schwer, schon bei der ersten Besichtigung die wesentlichen Schwachstellen aus der Sicht eines körperlich beeinträchtigten Nutzers zu identifizieren: „Zur damaligen Zeit war barrierefreies Bauen noch kein Thema. Zumindest teilweise hat sich das bis heute aber geändert, beispielsweise bei den Bädern. Bei bodengleichen Duschen steht dann zwar meistens der Komfortgedanke im Vordergrund, doch wir Rollstuhlfahrer profitieren automatisch auch davon.“
Vor 40 Jahren gab es diesen Komfortgedanken nicht. Stattdessen gab es, wie in den Vereinsräumen, lange schmale Schlauchbäder, in denen am Ende, häufig in Fensternähe, noch eine Dusche untergebracht wurde. Für Rollstuhlfahrer eine Katastrophe, denn das Bad ist schon zum Einfahren fast zu schmal. Und wenn die Dusche endlich erreicht ist, stellt die Schwelle der Duschtasse von hier etwa 40 cm eine unüberwindbare Barriere dar.
Wenig Luft nach oben
Der Einbau einer komplett neuen, bodengleichen Dusche lag da zwar nahe, stieß jedoch schnell an technische Grenzen: Knapp 1,20 m Raumbreite genügen nicht den normativen Anforderungen an eine behindertengerecht Ausstattung. Hinzu kam die benötigte Einbauhöhe des Ablaufs – denn auch der Deckenaufbau und damit die Estrich- sowie die Raumhöhe generell entsprachen dem 1970er-Jahre-Niveau. Leonhardt: „Viel Platz nach unten oder oben, je nach Sichtweise, gab es also für die Entwässerung nicht.“
Bei der Gestaltung sollten schmale Räume nicht durch kleinteilige Fliesenzuschnitte optisch weiter reduziert werden. Stattdessen war ein möglichst homogenes, flächiges Fliesenbild gewünscht, um das Bad größer wirken zu lassen. Ein konventioneller Punktablauf etwa wäre deswegen nicht sinnvoll gewesen. Außerdem ist solch ein Ablauf in einem für Rollstuhlfahrer konzipierten Bad ein Störfaktor, da er das Rangieren erschwert.
Jörg Leonhardt hatte ein konkretes Beispiel vor Augen, wie sich die Aufgabenstellung trotzdem ästhetisch und technisch optimal lösen ließe: „Im Haus meines Vaters gibt es bereits eine bodengleiche Dusche, die mit einer Duschrinne von Dallmer ausgestattet ist. Nach den dort gemachten, guten Erfahrungen war für mich die Entscheidung gefallen, eine solche Entwässerungsvariante auch in den Vereinsräumen einbauen zu lassen.“
Das fiel umso leichter, als das Ablaufgehäuse DallFlex der CeraWall Individual-Duschrinne mit nur 65 mm Einbauhöhe extrem flach aufbaut. So flach, dass sie sich auch in einem 1970er-Jahre-Haus für den bodengleichen Einbau eignet – und trotzdem eine Entwässerungsleistung von etwa 0,5 l pro Sekunde bietet. Das ist für klassische Duschsysteme in der Praxis mehr als ausreichend.
Praxisgerechte Konstruktion
Der entscheidende Faktor bei der Festlegung auf diese Ablaufvariante war aber, dass die Duschrinne CeraWall Individual optisch wie technisch nahezu unsichtbar ist: Zum einen bildet das schmale, kaum mehr als fingerbreite Edelstahl-Profil einen fließenden Übergang zwischen Boden und Wand. Die großformatigen Fliesen konnten so ohne optisch störende Schnitte über die volle Länge und Breite des Bades mit kaum wahrnehmbarem Gefälle zur Wand durchgelegt werden. Dort sorgt das ebenfalls fast unsichtbar in die Duschrinne eingearbeitete Gefälle zum Ablauf für die zuverlässige Ableitung auch größerer Wassermengen.
Zum anderen konnte durch die Entwässerung unmittelbar vor der Wand auch die gesamte Ablauftechnik – das Ablaufgehäuse DallFlex – in diesem Bereich auf den Rohfußboden gesetzt und in den Fließestrich eingebunden werden. Die Bewegungsfläche liegt also bei der Benutzung der Dusche komplett außerhalb jeder Installation; das erleichtert das Befahren mit dem Rollstuhl. Konstruktiv ist der Ablauf dennoch so ausgelegt, dass er der erhöhten Punktbelastung durch einen Rollstuhl oder einen Hocker in jedem Fall standhält. So wird die Option offen gehalten, bei einer anderen Einbausituation den Ablauf zum Beispiel mittig in einer bodengleichen Dusche zu positionieren.
Gleichzeitig hat der Hersteller mit dem konstruktiven Aufbau der Edelstahl-Duschrinne für eine klare Schnittstelle zwischen Sanitärinstallation und Fliesenleger-Handwerk gesorgt. Der Hintergrund: Durch die klare Trennung zwischen Ablaufgehäuse und Entwässerungsprofil kann der Ablauf im ersten Schritt der Installation auf den Rohfußboden gesetzt, an die Entwässerungsleitung angeschlossen und ausgerichtet werden. Dann wird der Estrich gegossen und die dauerhaft sichere Abdichtung im Verbund über eine flexible Dichtmanschette hergestellt.
Jetzt übernimmt der Fliesenleger das Heft des Handelns, legt das schmale Edelstahlprofil der CeraWall Individual in das Kleberbett ein und fliest bodengleich bis an das Profil heran. Der entscheidende Vorteil: Das puristische Ablaufprofil liegt extrem stabil komplett auf dem Estrich auf und es gibt keine Schnittstellenproblematik zwischen Fliesenleger und SHK-Handwerker bei der Abdichtung.
Mehr Kreativität gewünscht
Heute präsentiert sich das alte Schlauchbad in den Vereinsräumen der W4H optisch ausgesprochen gelungen. Zugleich ist es ein hervorragendes Beispiel dafür, wie mit planerischem Geschick und den entsprechenden Produkten auch funktional bis auf den letzten Zentimeter durchdachte Räume für Behinderte geschaffen werden können, ohne dass dies mit erhöhtem Aufwand verbunden ist. Jörg Leonhardt: „Gerade in diesem sensiblen Bereich würde ich mir einfach noch mehr Kreativität und Mut auch auf dem Bau wünschen, denn mit dem Umbau unseres Vereinsheims und Ausstattungsdetails wie der bodengleichen und trotzdem hoch belastbaren Duschrinne haben wir gezeigt, wie wenig eigentlich notwendig ist, um Menschen mit Behinderungen im Alltäglichen doch wieder Flügel zu verleihen!“
Knapp 1,20 m Raumbreite bildeten
eine Herausforderung für die behindertengerechte Ausstattung.
Mit planerischem Geschick und entsprechenden Produkten ist ein funktional durchdachter Raum geschaffen worden.