Welche Fragen ergeben sich durch die Digitalisierung?
Dr. Manfred Alflen, Vorstandsvorsitzender der Aareon AG, blickt in die Zukunft der Wohnungswirtschaft. Diesmal geht es um die „digitale Ethik“.
Die allgegenwärtige digitale Transformation mit stetig neuen Technologieentwicklungen und wachsenden Datenströmen zeigt Gesellschaft und Wirtschaft: Das ist etwas, mit dem wir uns jetzt und in den kommenden Jahren intensiv auseinandersetzen müssen. Dabei rücken der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), die Nutzung von Datenalgorithmen und weitere Trends immer stärker die Themenbereiche digitale Ethik und digitale Werte ins Bewusstsein.
Die neuen Technologien bieten zahlreiche Chancen, wie zum Beispiel durch Sensorik im Alter länger in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Aber sie stellen uns auch vor neue Fragen: Gibt es ethische Grenzen beziehungsweise welche Werte gilt es zu integrieren, beispielsweise bei der Erhebung von Daten oder bei dem Einsatz von KI/Robotik oder bei der Entwicklung von Datenalgorithmen. Nötig ist daher eine ganzheitliche Betrachtung der weiteren Ausgestaltung der Digitalisierung: die digitale Ethik. Sie wird ein immer wichtigeres Handlungsfeld für Politik und Unternehmen, aber auch für jeden Einzelnen von uns. Ziel ist es, das Miteinander von Menschen und Maschinen alltagstauglich und achtsam zu gestalten sowie dabei gesellschaftliche Werte zu berücksichtigen.
Verschiedene Gremien versuchen bereits hierfür übergreifend Orientierung zu geben, wie zum Beispiel die Datenethikkommission der Bundesregierung und die EU-Kommission. Letztere sieht die ethische Betrachtung von KI nicht als Luxus, sondern vielmehr als Notwendigkeit, um das Vertrauen der Gesellschaft in neue Technologien zu stärken. Es gilt Antworten auf vielfältige Fragen zu finden: Wie stellen wir sicher, dass Zukunftstechnologien dem Wohle des Menschen dienen können? Welche Standards sollten Institutionen und Unternehmen bei einem ethisch akzeptablen Umgang mit Daten beachten? Wie gehen wir mit Innovationen, Algorithmen und Datensicherheit um? Und inwieweit sollte jeder Einzelne achtsam in seinem eigenen – auch gesundheitlichen – Interesse sein?
Digitale Ethik zum Wohl des Menschen
Ethische Leitplanken dienen dabei nicht nur einer theoretischen Debatte und zunehmenden Sensibilisierung. Sie sollen vielmehr praktische Hilfestellung leisten für alltägliches – auch unternehmerisches – Handeln, institutionelle Entscheidungen und die Führung von Mitarbeitern. Digitale Ethik fängt beispielsweise schon bei einer nutzerorientierten Entwicklung von Technologien an. Daher sollte sie auch in der Digitalstrategie der Unternehmen berücksichtigt werden. Denn die digitale Transformation verändert die Arbeitswelt der Mitarbeiter nachhaltig. Deshalb geht es in einer digitalisierten Arbeitswelt um eine Werteorientierung, die die Achtsamkeit gegenüber den Mitarbeitern in den Mittelpunkt rückt: Wie ermöglichen Führungskräfte Freiräume, in denen angesichts einer Beschleunigung von Arbeitsprozessen innegehalten werden kann – gerade, um die Innovationsfähigkeit und Produktivität zu erhalten und Überlastungen zu vermeiden? Digitale Ethik kann somit zu einem zentralen Führungs- und Gestaltungselement werden.
Zusammengefasst heißt das, dass Themen wie Privatsphäre, soziale Gerechtigkeit, digital unterstützte Nachhaltigkeitskonzepte, technologischer und gesellschaftlicher Fortschritt auf der Agenda derjenigen stehen, die die Digitalisierung ethisch verantwortlich weiterentwickeln wollen.