Aareon-Chef Manfred Alflen: „Pionierarbeit ist Teil unserer DNA“
Neue Trends und Technologien treiben den digitalen Transformationsprozess seit vielen Jahren stetig voran. Wer das vielfältige Potenzial der Digitalisierung heben will, muss offen sein, braucht Mut und Pioniergeist. Wie das in der Praxis aussehen kann, hat uns Dr. Manfred Alflen, Vorstandsvorsitzender der Aareon AG (www.aareon.de), in einem Gespräch erläutert.
Herr Dr. Alflen, im Januar sind Sie bereits seit 20 Jahren Aareon-Chef. Wie hat sich die digitale Landschaft seither verändert?
Dr. Alflen: Ich erinnere mich noch gut an den Stand der Digitalisierung zu Beginn meiner Tätigkeit bei Aareon: Smartphones waren eine Rarität, soziale Netzwerke noch in der Entstehungsphase und die Nutzung des Internets war noch lange nicht so selbstverständlich wie heute. Umso revolutionärer war damals die Einführung unseres Service-Portals Mareon als webbasierte digitale Lösung zur Vernetzung von Immobilienunternehmen und Handwerkern. Mit dieser Pionierleistung hat Aareon für eine nachhaltige Veränderung in der Immobilienbranche gesorgt – und diese Rolle als Wegbereiter der digitalen Transformation in der Branche stetig weiterverfolgt.
Das digitale Ökosystem Aareon Smart World ist hierfür ein weiteres Beispiel. Bereits vor Jahren haben wir damit den Standard für die digitale Vernetzung aller Akteure in der Immobilienwirtschaft gesetzt. Pionierarbeit zu leisten, ist Teil der DNA von Aareon: mit Mut und Begeisterung voranzuschreiten, um unsere Kunden mit innovativen Lösungen auf Basis neuester Technologien bei ihren Herausforderungen und Unternehmenszielen bestmöglich zu unterstützen und ihnen das Leben leichter zu machen.
So hat sich gerade in der Pandemie gezeigt, dass diejenigen, die bereits digital aufgestellt waren, im Vorteil waren und ihren Geschäftsbetrieb auch im Homeoffice nahtlos fortsetzen konnten. Das hat der Digitalisierung der Arbeitswelt nochmals einen deutlichen Schub gegeben – und heute sehen wir, dass Homeoffice und hybride Arbeitsmodelle inzwischen in vielen Unternehmen gelebte Praxis sind.
Wie ist es Ihnen gelungen, den digitalen Transformationsprozess in diesen zwei Jahrzehnten zu unterstützen?
Dr. Alflen: Mit der Integration des Service-Portals Mareon als erster digitaler Lösung in ein Aareon-ERP-System haben wir 2001 den Grundstein für den Aufbau des digitalen Ökosystems Aareon Smart World gelegt. Seitdem ist das Angebotsportfolio der Aareon Smart World stetig gewachsen. Der Schwerpunkt lag hier zunächst auf der digitalen Vernetzung der Immobilienunternehmen mit ihren Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern über Service-Portale und Apps, um das komplexe Beziehungsmanagement ganzheitlich und effizient für alle Beteiligten zu gestalten – und das auch branchenübergreifend. Beispielsweise haben wir mit unserer Lösung Wechselmanagement den aufwendigen Prozess des Mieterwechsels zwischen Immobilienunternehmen, Energieversorgern und Messdienstleistern digitalisiert und damit vereinfacht.
Inzwischen hat auch die smarte Anbindung von Gebäuden bzw. Gebäudetechnik an das digitale Ökosystem stark an Bedeutung gewonnen. Denn die dadurch erleichterte Instandhaltung und Modernisierung von Gebäuden ist nicht nur ein wesentlicher Kostenfaktor für die Unternehmen, es besteht zudem dringender Handlungsbedarf in Bezug auf eine höhere Energieeffizienz und Reduktion des CO2-Ausstoßes. Auch hier unterstützen wir mit intelligenten Lösungen, etwa zur vorausschauenden Wartung und für das strategische Instandhaltungsmanagement.
Mit Stolz können wir heute sagen, dass wir mit der Aareon Smart World die gesamte Wertschöpfungskette der Immobilienwirtschaft in einem einzigen Ökosystem abbilden und den verschiedenen Stakeholdern der Immobilienwirtschaft nahtlose Ende-zu-Ende-Prozesse ermöglichen.
Um die Aareon Smart World weiter zukunftsorientiert auszubauen, investieren wir intensiv in Forschung und Entwicklung. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und Business Intelligence wollen wir einen hohen Automatisierungsgrad, mehr Komfort und weitere Mehrwerte für Immobilienunternehmen und die Gesellschaft schaffen. Dabei steht für uns immer der Mensch im Mittelpunkt, denn ihm soll die Technologie die Arbeit am Ende erleichtern. Daher beziehen wir unsere Kunden und ihre Anforderungen von Beginn an in die Entwicklungsarbeit mit ein. Auf diese Weise entstehen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit und Co-Creation nutzerorientierte Lösungen.
Inwiefern profitieren Ihre Kunden von der zunehmend internationaleren Aufstellung der Aareon Gruppe?
Dr. Alflen: Die enge länderübergreifende Zusammenarbeit der Aareon-Gesellschaften und der gruppenweite Wissensaustausch ermöglichen es uns, europaweit Synergien und Potenziale zu heben. Beispielsweise prüfen wir, ob die digitalen Lösungen eines Aareon-Ländermarktes auch für Kunden in anderen Ländermärkten Mehrwert stiften können. Ist dies der Fall, passen wir das Produkt auf die jeweiligen Marktbedürfnisse an und vernetzen es über unsere Digitale Plattform mit den länderspezifischen ERP-Systemen. Unsere Kunden profitieren somit von der Expertise der gesamten Aareon Gruppe.
Um für die Branche weitere Mehrwerte zu erschließen, ist die Vergrößerung der Aareon-Familie durch gezielte Unternehmenszukäufe ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie. In Deutschland haben wir jüngst die wohnungshelden und die GAP-Group akquiriert. Mit der digitalen Lösung von wohnungshelden bauen wir für unsere Kunden das Angebotsportfolio rund um den digitalen Vermietungsprozess weiter aus. Die Kunden der GAP-Group können künftig von einem größeren Produktportfolio profitieren, beispielsweise im Hinblick auf weitere digitale Lösungen. Darüber hinaus haben wir 2021 mit weiteren Übernahmen von Softwareanbietern in Großbritannien den Markt für kleine und mittelständische Unternehmen als neues Segment sowie in den Niederlanden das Marktsegment der WEG-Verwaltung erschlossen.
Welche Produktneuheiten haben Sie Ihren Kunden zuletzt angeboten?
Dr. Alflen: Zum einen haben wir unser Angebotsportfolio um neue Anwendungen zur strategischen Datennutzung erweitert. PrediMa, unsere Lösung zur vorausschauenden Wartung, erkennt durch intelligente Datenverarbeitung mögliche Anomalien an der Gebäudetechnik oder sagt Ausfälle vorher und gibt Empfehlungen zur Leistungsoptimierung sowie zur Optimierung der Energieeffizienz. Die im September eingeführte Lösung AiBATROS® Energie- und CO2-Analyse versetzt Verwalter in die Lage, ihren Immobilienbestand durch einen automatisierten energetischen Sanierungsprozess ziel- und zukunftsorientiert zu entwickeln, indem die Bestandsdaten genutzt werden.
Zum anderen haben wir mit der Digital Agency alle Prozesse eines Mieterlebenszyklus zur ganzheitlichen Kundenbeziehung vernetzt. Bereits vor Inkrafttreten der neuen Heizkostenverordnung haben wir unseren Kunden durch das Zusammenspiel von CRM-App/CRM-Portal und Wechselmanagement eine EED-konforme Lösung für die neuen Informationspflichten der Immobilienwirtschaft gegenüber ihren Mietern angeboten. Auch unsere ERP-Systeme der neuen Generation unterstützen Immobilienunternehmen mit innovativen Technologien wie künstlicher Intelligenz und Business Intelligence.
Wohin geht der Trend bei der Betriebsart – Cloud oder nicht Cloud?
Dr. Alflen: Wir verzeichnen in der Immobilienwirtschaft einen deutlichen Trend zur Nutzung von Software as a Service (SaaS) aus der Cloud. Aus unserer Sicht ist das die passende Antwort auf ein Umfeld, das sich in immer kürzeren Zyklen verändert und zudem ein agiles IT-Verständnis erfordert.
Immobilienunternehmen profitieren von der Cloud in vielerlei Hinsicht: Hohe Anfangsinvestitionen in Lizenzen entfallen. Die Kosten für Hardware und IT-Fachpersonal sind geringer und planbar. SaaS-Nutzer haben stets unabhängig von ihrem jeweiligen Arbeitsort die neueste Softwareversion im Einsatz und können jederzeit bedarfsspezifisch, schnell und komfortabel weitere Anwendungen dazubuchen und so ihr eigenes passgenaues digitales Ökosystem aufbauen und jederzeit anpassen. Sämtliche Wartungs- und Serviceaufgaben übernimmt der Dienstleister. Wird die Cloud exklusiv wie bei Aareon in einem hoch verfügbaren, ausfallsicheren und mehrfach zertifizierten Rechenzentrum betrieben, garantiert das den Nutzern höchsten Datenschutz und Datensicherheit.
Was dürfen die Kunden für 2022 erwarten?
Dr. Alflen: CO2-Reduktion, demografischer Wandel sowie neue Wohn-, Arbeits- und Lebenskonzepte zählen zu den großen Herausforderungen, die es für die Immobilienwirtschaft in den nächsten Jahren zu meistern gilt. In der Nutzung von Data Science sehen wir hierfür großes Wertschöpfungspotenzial. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass für smarte Gebäude und Prozesse neue Technologien genutzt werden. Denn nur dann lassen sich nachhaltig Mehrwerte generieren, beispielsweise eine höhere Energieeffizienz durch intelligente Datenanalysen oder die Möglichkeit, mithilfe von intelligenten Lösungen im Alter länger in den eigenen vier Wänden zu verbleiben.
Um diese Potenziale für unsere Kunden nutzbar zu machen, investieren wir intensiv in den Ausbau unseres Angebotsportfolios Aareon Smart World. Künftige ERP-Produktgenerationen der Aareon Gruppe werden als Software as a Service und mit Technologien wie künstlicher Intelligenz und Business Intelligence verfügbar sein. Auch unser digitales Lösungsangebot entwickeln wir stetig weiter. So wird es unter anderem bei Mareon und den CRM-Lösungen neue Features geben. Und bei der Kundenkommunikation wird unser KI-basierter Virtual Assistant Neela künftig weiteren Komfort bieten. Dabei bildet der inspirierende, konstruktive Austausch mit unseren Kunden die beste Grundlage, um in gemeinsamer Pionierarbeit die Zukunft der Branche zu gestalten.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
„Smartphones waren eine Rarität, soziale Netzwerke noch in der Entstehungsphase und die Nutzung des Internets war noch lange nicht so selbstverständlich wie heute. “
„Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, dass diejenigen, die bereits digital aufgestellt waren, im Vorteil waren und ihren Geschäftsbetrieb auch im Homeoffice nahtlos fortsetzen konnten. “
„CO2-Reduktion, demografischer Wandel sowie neue Wohn-, Arbeits- und Lebenskonzepte zählen zu den großen Herausforderungen, die es für die Immobilienwirtschaft in den nächsten Jahren zu meistern gilt.“