Wieso Urban Mining die Zukunft des Bauens ist

Der Immobiliendienstleister Drees & Sommer (www.dreso.com) greift Themen auf, die die Branche bewegen.

Der Bau- und Immobiliensektor ist eine der ressourcenintensivsten Branchen weltweit. Dass die Klimaziele mit der gängigen linearen Wirtschaftsweise nicht erreicht werden können, versteht sich da von selbst. Es muss ein Umdenken her: Kreislauffähiges Bauen und Wirtschaften nach Urban Mining-Prinzip bietet eine umweltverträgliche und längst überfällige Alternative.

Gebäude als Rohstofflager

Um Ressourcen zu sparen und Abfallberge zu vermeiden, müssen Städte als gigantische Rohstofflager verstanden und konzipiert werden. Durch Urban Mining ließen sich diese gezielt bewirtschaften. Zunächst ist dafür die Analyse der Bestandsbauten wichtig. Wir brauchen möglichst viele Daten über vorhandene Materialien, die wir im nächsten Schritt direkt in die Neubauplanung einbeziehen können. Wichtige Faktoren sind hier etwa Trennbarkeit, Rezyklierbarkeit und nicht zuletzt der Schadstoffgehalt der vorhandenen „Rohstoffe“.

Beim Rückbau von Gebäuden werden so wichtige Sekundärrohstoffe gewonnen, die als Materialien wieder in den Kreislauf eingebunden werden können. Dabei gilt: Ohne gesunde Baumaterialien und das richtige System- und Produktdesign läuft nichts. Die Konstruktionen und eingesetzten Produkte müssen so gestaltet werden, dass sie entweder vollständig abbaubar in der Biosphäre sind oder – wie meist in der Baubranche – wieder als Nährstoff in technische Kreisläufe zurückgeführt werden. Dazu müssen die Produkte sortenrein trennbar sein. Dieses Designprinzip heißt Cradle to Cradle, mit dessen Hilfe der Ressourcenverbrauch reduziert und das zukünftige Abfallaufkommen am besten komplett vermieden wird. Potenziell ermöglicht dieses Kreislaufsystem eine unendliche Zirkulation von Materialien und Nährstoffen.

Transparenz durch Gebäudeausweis

Zunächst müssen Daten von vorhandenen Materialien und Produkten erfasst werden. Der „Building Circularity Passport“ von EPEA liefert als Planungs- und Dokumentationsinstrument eine Analyse der Materialien in Bauten und unterstützt andererseits die Neubauplanung. Als eine Art Gebäudeausweis gibt er detailliert Auskunft darüber, welche Bauprodukte und -materialien eingesetzt werden und welches Kreislaufpotenzial sie aufweisen. Jede Schraube, jede Tür und jeder Balken werden darin aufgeführt.

Nach der Nutzungszeit eines Gebäudes müssen Rückbaukonzept und Logistik ineinandergreifen, und natürlich muss man Abnehmer finden, die möglichst viele Materialien wieder- und weiterverwenden können. Des Weiteren ist auch die Erstellung von flächendeckenden Gebäuderohstoffkatastern auf Ebene der Städte und Gemeinden wichtig. Nur so können Kreislauf-Strategien entwickelt werden und Aussagen getroffen werden, wann und wo, welche Rohstoffe in welcher Qualität aus dem Gebäudebestand freigesetzt werden.

Investitionen rechnen sich langfristig

Investitionen in kreislauffähige Gebäude fallen zwar zunächst höher aus als bei konventionellen Immobilien. Auf lange Sicht betrachtet rechnen sich die Mehrkosten jedoch und werden zum Beispiel durch den Verkauf des Altmaterials und den Einsparungen bei der Weiterverwendung sowie den steigenden Entsorgungskosten kompensiert. Dazu profitieren Eigentümer von kontinuierlich steigenden Rohstoffpreisentwicklungen – ohne in die Lagerung von Rohstoffen investieren zu müssen. Das an Baustoffe gebundene Kapital geht dadurch nicht vollends verloren, sondern wird ähnlich einer mittel- bis langfristigen Wertanlage wieder mit der Wiederverwertung freigegeben. Das alles macht Wertsteigerung von bis zu zehn Prozent möglich.

Urban Mining weiter vorantreiben

Eine echte Kreislaufwirtschaft beginnt mit dem richtigen Mindset. Neben den rein wirtschaftlichen Vorteilen ist es vor allem die Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft, die Urban Mining nach Cradle to Cradle-Prinzip vorantreibt. Ressourcenschonung mittels Fokus auf hohe Rezyklierbarkeit sowie dem Einsatz von erneuerbaren Energien und CO2-armen Materialien werden in der Bau- und Immobilienwirtschaft weiter an Bedeutung gewinnen.

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