Eine Erfolgstory und neue Empfehlungen für die Praxis
Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen (AMEV)
Das AMEV-Plenum erörterte auf seine letzten Präsenzveranstaltung verschiedene Themen wie auch die angespannte Situation der Energieversorgung. Diese führt natürlich zu verschiedenen Debatten gerade in den Kommunen, wo zum Beispiel über die Absenkung der Raumtemperaturen oder der Verzicht auf warmes Wasser in städtischen Einrichtungen diskutiert wird.
Hierbei ist natürlich immer noch die Trinkwasserhygiene im Auge zu behalten und auch der erhöhte Aufwand bei der Wiederinbetriebnahme einer Trinkwarmwasser-Anlage. Hier sei auch darauf hingewiesen, dass die EnSikuMaV des BMWK zum Beispiel Kindertagesstätten und andere Einrichtungen zur Betreuung von Kindern von den gesetzlichen Temperaturbeschränkungen ausgenommen hat.
Die Homepage, eine Erfolgsstory
Die Auswertung der Statistik der AMEV-Homepage (www.amev-online.de) der letzten zwölf Monate ist bemerkenswert. Die beeindruckende Zahl von über 3 Mio. Seitenzugriffen innerhalb eines Jahres zeigt, dass der Arbeitskreis für die öffentliche Bauverwaltung weiterhin eine wichtige Rolle spielt.
Unangefochten an der Spitze der aufgerufenen Dateien sind das AMEV-Vertragsmuster „Wartung“, gefolgt von der Empfehlung „EltAnlagen 2020“. Der AMEV wird zeitnah mit Anbietern von Vergabeplattformen ausloten, inwieweit die Vertragsmuster im jeweiligen Vergabe-Flow verortet werden können. Dies wäre eine Erleichterung für die Anwender in den Verwaltungen und vereinzelte Schwierigkeiten mit den Makros in den programmierten Dateien würden auch der Vergangenheit angehören.
Neu eingeführte Empfehlungen
Die überarbeitete Empfehlung „Ersatzstrom - Hinweise für Planung, Bau und Betrieb von Sicherheits-, Ersatz- und Notstromversorgungsanlagen in öffentlichen Gebäuden“ wurde vom BMWSB per Erlass im Dezember 2022 eingeführt. Mit dieser Empfehlung wurden die aktuellen normativen Änderungen und technischen Weiterentwicklungen berücksichtigt. Dabei wurde versucht die Empfehlung weg vom Lehrbuchcharakter hin zu einem praktikablen Leitfaden mit weitreichenden Verweisen auf Normung und Fachliteratur zu entwickeln. Dementsprechend wurde auch nicht auf alle möglichen technischen Ausführungsvarianten eingegangen, sondern nur auf solche, die regelmäßig in öffentlichen Gebäuden Anwendung finden.
Die AMEV-Empfehlung „Ersatzstrom“ hält sich im Wesentlichen an den Lebenszyklus einer technischen Anlage, beginnend beim Bedarf, über Planung und Errichtung bis hin zum Betrieb. Besonders dem Betrieb wurde hier erstmals besonderes Augenmerk geschenkt, da von diesem ganz wesentlich die dauerhafte Einsatzbereitschaft einer Netzersatzanlage abhängt.
Die Ersatz- oder Notstromversorgung rückt durch die allgemeinen Entwicklungen besonders in den Fokus und schnell werden Forderungen nach Sicherstellung einer vollumfänglichen und langfristigen Stromversorgung laut. Aus wirtschaftlichen und insbesondere technischen Gründen kann dies jedoch nicht empfohlen werden. „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ muss hier die Richtlinie sein. Vorrangig sind hier die Verwaltungen zu berücksichtigen, welche zur kritischen Infrastruktur (KRITIS) gehören. Der Bedarfsträger hat hier die Verantwortung um unter anderem zu klären, welche Organisationseinheiten, kritischen Geschäftsprozesse und Funktionalitäten wirklich zwingend aufrechterhalten werden müssen. Dies sind allerdings organisatorische, betriebliche und sicherheitspolitische Fragestellungen, zu denen der AMEV keine Aussage treffen kann.
Empfehlungen in der Entwicklung
Derzeit beschäftigt sich der AMEV mit der Evaluierung mehrerer Empfehlungen, wie etwa zur Raumlufttechnik, oder den Vertragsmustern und Empfehlungen des AMEV-Fernmeldeausschusses (FMA).
Der FMA beschäftigt sich derzeit auch intensiv mit Unified Communications. Damit wird die Zusammenführung relevanter Kommunikationsdienste wie z.B. Telefonie, Voice-Mail oder Videokonferenzen vereinfacht und optimiert die externe und interne Kommunikation und Zusammenarbeit. Hierzu hat eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Jens Kochanow (stellv. Abteilungsleiter Z im Sächsischen Landtag) die Arbeit aufgenommen.
Die Überarbeitung der „RLT Anlagenbau“ unter der Leitung Ihres Obmanns Ralf Hengelhaupt (Leiter der Hauptgruppe Technisches Facility Management in der Deutschen Bundesbank) ist in der Endphase. Derzeit sind noch Detailabstimmungen zur integrierten „Bedien RLT 2008“ mit dem AMEV Ausschuss Gebäudeautomation erforderlich. Geplant ist die Einführung im Frühjahr 2023.
Evaluiert wird auch das Vertragsmuster InstandBHKW. Neben einer redaktionellen Überarbeitung des Vertragsmusters wird es zukünftig auch eine Erläuterung zum Vertragstext geben. Die Einführung erfolgt noch im ersten Quartal 2023.
Das AMEV-Projekt BACtwin geht in die entscheidende Phase. Erste auf AMEV-BACtwin basierend Pilotprojekte wurden bei Generali Deutschland Services in Karlsruhe (Badenia Bausparkasse) und Saarbrücken (COSMOS DIREKT) bei GA Sanierungen erfolgreich durchgeführt.
Ziele des BACtwin-Projektes ist es, dass maschinenlesbar, benutzerfreundlich, zukunftssicher ein universelles Datenmodell für Kommunen, Länder, Bund, Hochschulen, Kliniken geschaffen wird. Zentrales Schlüsselelement des BACtwin-Datenmodells ist daher das Benutzeradressierungssystem (BAS), häufig auch als Kennzeichnungssystem bezeichnet. Da vorhandene BAS nicht für BACtwin optimiert und nicht maschinenlesbar sind, hat der AMEV-AK BACtwin in Fortführung der VDI 3814 einen neuen, leistungsfähigen BACtwin-BAS (E) entwickelt. Damit werden Dateninhalte maschinenerkennbar und eindeutig interpretierbar. Die Massendaten für Planung, Ausführung und Betrieb sind dann mit Prüf-Tools 1:1 prüffähig. Diese BACtwin-fähigen GA-Tools bieten einen Datenaustausch ohne Medienbruch und somit eine einfachere, schnellere, fehlerfreiere Handhabung.
Neues von der Organisation
Der AMEV-Fernmeldeausschuss hat eine neue Führungsspitze mit dem Obmann Ronald Gockel aus Rheinland-Pfalz und seinem Vertreter Karl-Heinz Kranzosch aus dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Der Deutsche Landkreistag ist mit Andreas Wosnik (Kreisbaumeister Landkreis Miltenberg) und Anke Haas (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) wieder im AMEV vertreten. Der AMEV hat aber auch einige Abgänge zu verkraften, da lang gediente Kollegen verabschiedet wurden: Peter Caratiola aus Hessen, Klaus Aldehoff aus Nordrhein-Westfalen, sowie Manfred Györi aus Baden-Württemberg und Wolfgang Kalinich aus Sachsen.
Mit der Bildung der Regierung der 20. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages wurde das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) geschaffen, in dem die AMEV-Geschäftsstelle im Referat B I 4 „Kreislauf- und klimagerechtes Bauen, Technik“ verortet wurde. Damit wird im AMEV-Beirat zukünftig neben dem Beiratsvorsitzenden MinDirig Lothar Fehn Krestas der Referatsleiter B I 4 MR Andre Hempel vertreten sein.
Das BMWSB hat viele herausfordernde Aufgaben zu erfüllen und muss die großen Herausforderungen der Zukunft angehen, denn die Erreichung der für die nächsten Jahre formulierten baupolitischen Ziele und Vorgaben müssen uns gelingen. Hierzu zählen im Baubereich insbesondere die Forcierung des Wohnungsneubaus, Klimaschutz und -resilienz, Fachkräftesicherung und Wissenstransfer sowie die Optimierung von Normen und Standards. Hier benötigt das BMWSB auch die Expertisen aus den Ländern und Kommunen und setzt deshalb auch weiterhin auf die Unterstützung aus dem AMEV.