Führungswechsel und neuer Leiter der Geschäftsstelle
In Darnstadt kam Ende April der Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen (AMEV, www.amev-online.de) zu seiner Frühjahrstagung zusammen. Neben einigen Beschlüssen zu Neuveröffentlichungen gab es auch zwei wichtige Personalwechsel.
Sie war gerade einmal drei Monate im Amt. Die Rede ist von Peggy Große aus dem Bundesministerium für Verteidigung (BMVg). Dann musste die Diplom-Ingenieurin aufgrund neuer Aufgaben im BMVg den Vorsitz im AMEW wieder niederlegen und den Arbeitskreis verlassen. Zu ihrem Nachfolger wählte das AMEV-Plenum Robert Schmidt. Er ist Abteilungsleiter im Technisches Gebäudemanagement der Stadt Aachen.
Mitte Mai 2024 verabschiedete der AMEV zudem den langjährigen Leiter der Geschäftsstelle im Bundesbauministerium (BMWSB), Andreas Schork, in den Ruhestand. Schork war seit 1995 zunächst im damaligen Bundesbauamt Berlin tätig, wechselte 1998 in die Bauabteilung der Oberfinanzdirektion Berlin und 2003 in das damalige Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen. Seit 2013 führte er die Geschäftsstelle des AMEV im BMWSB. Schorcks Nachfolger ist Oliver Dahms, Referent im BMWSB im Referat Kreislauf- und klimagerechtes Bauen, Technik.
Verabschiedet wurden auch die langjährigen Mitglieder Karsten Hübener aus Bremen, Peggy Große vom BMVg und Walter Arnold aus Frankfurt am Main.
Der AMEV hat für den Gebäudetechnikbereich in den zurückliegenden Monaten wieder einige neue Empfehlungen veröffentlicht.
BACtwin
In der Gebäudeautomation ist das BACnet-Protokoll als DIN EN ISO 16484-5 genormt und weltweit führend. BACnet bietet einen beispiellosen Informationsumfang und ist für GA-Projekte und fast alle Gewerke universell nutzbar. Da die komplexen Massendaten in den GA-Projekten nicht manuell beherrscht werden können, sind weitergehende Standardisierungen der GA-Prozesse zielführend.
Die neue AMEV Empfehlung BACtwin 2024 baut auf dem weltweiten BACnet-Standard, der BACnet 2017 und neuen Konzepten und Erfahrungen im D-A-CH-Bereich auf. Der AMEV hat diese Impulse zu einem umfassenden, schlüssigen Datenmodell weiterentwickelt. Der Kurzbegriff BACtwin steht für „Digitaler Zwilling in der Gebäudeautomation mit BACnet“ und orientiert sich am Digitalen Zwilling im Kontext von Industrie 4.0 und an BIM im Bauwesen.
Zentrale Ziele sind IT-gestützte Standardisierung, Digitalisierung und Automatisierung der BACnet-Projekte. Das BACtwin-Datenmodell ist als modulares Baukastensystem konzipiert, das auf einem maschinenlesbaren Benutzeradressierungsschlüssel basiert. Das Datenmodell vereinfacht mit standardisierten Vorlagen die BACnet-Anwendungen, unterstützt medienbruchfreien Datenaustausch und ermöglicht automatisierte 1:1-Prüfungen. Mit Hilfe des Datenmodells wird die Leistungsfähigkeit der Planungs-, Engineering-Tools und Prüf-Tools deutlich erhöht.
BACtwin-Anwender können Standard-Aggregate (z. B. Pumpen, Stellventile, Fühler, Wärmepumpen, Wärmerückgewinnung) einfach und zeitsparend konfigurieren. Dank der Standardisierungen lässt sich der nachhaltige, wirtschaftliche Gebäudebetrieb weitgehend automatisieren und mit Hilfe von technischem Monitoring (TMon) gezielter optimieren und kontinuierlich pflegen.
Die Anwendung des BACtwin bietet allen Projektbeteiligten erhebliche Vorteile. Dank der neutralen Standardisierung müssen Bauherr/Betreiber, GA-Planer und ausführende Firma nicht bei jeder Baumaßnahme „das Rad neu erfinden“. Der Abstimmungsaufwand bei Planung, Umsetzung und Sanierung von GA-Systemen wird reduziert. Doppelarbeit und Fehler durch Medienbrüche werden vermieden.
BACtwin fördert kooperativen Umgang der Projektbeteiligten und fairen Wettbewerb. Das BACtwin-Datenmodell schafft damit wichtige Grundlagen zur neutralen Nutzung des BACnet-Protokolls, zur nachhaltigen Umsetzung der Vorgaben im Gebäudeenergiegesetz (§ 71a) und zur leichteren Integration der Gebäudeautomation in BIM-Projekten.
Herzstück der BACtwin-Empfehlung ist die BACtwin-Bibliothek, deren Templates und Tabellen (XLSX) das BACtwin-Datenmodell definieren. Erläuterungen enthält die BACtwin-Beschreibung (PDF). Die BACtwin 2024 wird kostenfrei zur Verfügung gestellt (Open-Source-Ansatz).
Beleuchtung
Die Beleuchtungstechnik vollzieht eine immer rasantere Entwicklung. Daher hatte sich der AMEV entschlossen, bereits nach 1 Jahr eine neue Beleuchtungsempfehlung zu veröffentlichen.
Der Schwerpunkt der Überarbeitung der Empfehlung lag in den Kapitel 4.1, 10 und 12. Ansonsten wurden nur leichte redaktionell Korrekturen vorgenommen, die keine grundsätzlichen Änderungen beinhalten.
Energie
Die eingeführte AMEV Empfehlung „Energie - Hinweise zum Energiemanagement in öffentlichen Gebäuden“ ersetzt die Ausgabe aus dem Jahr 2010.
Das Energiemanagement in öffentlichen Gebäuden wurde in der Vergangenheit vor allem aus rein wirtschaftlichen Gründen betrieben. Die eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel, der im Wesentlichen durch die CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Ressourcen verursacht wird, und die bereits massiv erkennbaren weltweiten Konsequenzen dieser Klimakrise zwingen spätestens jetzt zu einer forcierten Wende in der Energieanwendung.
Deshalb stehen wir nun vor der Herausforderung, in einem im Vergleich zu früheren Veränderungen sehr kurzen Zeitraum die bisher die Energieversorgung dominierende Verbrennung fossiler Energieträger vollständig zu beenden. Dies wird nur möglich sein durch ein Zusammenwirken verschiedener Handlungsstränge: Gleichzeitig Begrenzung der energierelevanten Ansprüche (Suffizienz), Steigerung der Energieeffizienz und Umstieg auf erneuerbare Energieversorgung.
Der öffentlichen Hand kommt dabei eine besondere Vorbildfunktion zu. Gerade die staatlichen und kommunalen Verwaltungen verfügen über einen umfangreichen Gebäudebestand, der nur zu kleinen Anteilen durch Neubauten ersetzt wird. Die entscheidenden Einsparungen an Energie und Emissionen sind also in Nutzung, Betrieb, Optimierung und Sanierung der bestehenden Gebäude zu erzielen. Diese Empfehlung bietet eine praxisnahe Hilfestellung für den Weg zu einem klimaneutralen Bestand öffentlicher Gebäude. Sie soll dazu beitragen, dass betriebliche Erfahrungen bei der Planung und Ausführung von Baumaßnahmen beachtet werden. Darüber hinaus gibt sie Anregungen zur Strukturierung der Aufgabenfelder.