In diesem Kindergarten wird Inklusion gelebt
Die neue Tagesstätte „Mikado“ für Kinder mit und ohne Behinderung in Hirschaid bietet großzügige, helle Räume und eine vielseitige Umgebung. Um den hohen Schallschutzanforderungen der vier Häuser mit Satteldächern gerecht zu werden und ein angenehmes Raumklima zu gewährleisten, wurde ein Tragwerk aus Kalksandstein gewählt.
Die inklusive Kita Mikado am Ortsrand der Marktgemeinde Hirschaid wurde als Antwort auf den steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen neu errichtet. Paptistella Architekten erhielten den Auftrag aufgrund ihrer Erfahrung in der Realisierung von Kitas. Besonderes Augenmerk wurde auf die Schaffung einer inklusiven Umgebung gelegt, wobei sowohl die Architektur als auch die Außenraumgestaltung auf die Bedürfnisse von Kindern mit Beeinträchtigungen abgestimmt wurden. Der Neubau bietet Platz für bis zu 136 Kinder in acht Gruppen.
Bei der Planung gingen die Architekt*innen auf eine Bedarfsanalyse ein, indem sie mit der Kindergartenleitung und dem Trägerverein zusammenarbeiteten. Der Architekt Stefan Paptistella erläutert: „Bei den ersten Entwürfen haben wir uns zunächst auf die Grundrisse konzentriert und überlegt, wie alles angeordnet werden kann.“
Durch ihre Erfahrung in der Kitaplanung hatte das Büro bereits ein gutes Gespür für die Raumzusammenhänge und die Wegebeziehungen. Schnell wurde deutlich, dass der Neubau ein relativ großes Gebäude mit einer gewissen Baumasse und Raumtiefe sein würde. Um den Proportionen des Gebäudes gerecht zu werden und das kindliche Maßstabsempfinden zu berücksichtigen, kam den Architekt*innen die Idee, das Gebäude in vier „einzelne“ Häuser zu unterteilen. Diese Herangehensweise ermöglichte ihnen, die Gestaltung auf die Wahrnehmung der Kinder abzustimmen.Architektur vereint Funktionalität und kindgerechte Gestaltung
Auf der südlichen Gebäudeseite entstanden vier auf den ersten Blick eigenständige Häuser mit Satteldächern. Im Erdgeschoss befinden sich die Krippenkinder, während im ersten Obergeschoss die Kindergartenkinder untergebracht sind. Jede Gruppe verfügt über einen eigenen Raum mit Nebenraum, Garderoben und einem Sanitärbereich. Die Ausrichtung der Kinderbereiche wurde so gewählt, dass sie direkten Zugang zum Freibereich haben und von großzügigen Fenstern viel Tageslicht erhalten.
Die vier Satteldachhäuser sind rückseitig durch einen riegelförmigen Baukörper mit Flachdach miteinander verknüpft. Dieser Gebäudeteil fungiert als Erschließungs- und Verwaltungsbereich und beherbergt auch Speise-, Therapie- und Mehrzweckräume. Ein breiter Flur verbindet im Inneren den riegelförmigen Bau mit den vier einzelnen Häusern. Dabei erfüllt er eine Doppelfunktion als Verkehrsbereich und Spielfläche, um die soziale Interaktion und Gemeinschaft der Kinder zu fördern.
Bei der Gestaltung der vier Einzelhäuser haben die Architekten bewusst eine einfache und klare Formensprache gewählt, indem sie auf den klassischen Typus eines Hauses mit Satteldach zurückgriffen. Bastian Gärber von Paptistella Architekten erklärt: „Die Satteldächer erinnern die Kinder an traditionelle Wohnhäuser. Dadurch entsteht eine vertraute Umgebung für die Kinder.“
Die Kita-Leitung wünschte sich eine zurückhaltende Farbgestaltung, da die Räume durch Spiele, Bastel- und Malsachen bereits von Natur aus lebendig und bunt sind. Entsprechend kamen in den Räumen sandfarbene Linoleumböden, Holztürblätter, eine neutrale Wandfarbe und weiße Akustikdecken zum Einsatz. Einzelne farbliche Highlights finden sich lediglich in den Sanitär- und Treppenbereichen.
„Man verbindet Kindergärten oft automatisch mit bunten Farben, und manche unserer früheren Kindergärten waren auch sehr bunt“, sagt Stefan Paptistella. „Aber man merkt schnell, dass mit dem Einzug der Kinder genug Farbe ins Spiel kommt.“ Es sei dann schwierig, die Kindergartenausstattung und die Dekorationen der Kinder mit einer sehr bunten Gestaltung in Einklang zu bringen. Aus diesem Grund empfiehlt das Architekturbüro, bei der Farbgebung eher zurückhaltend zu sein und je nach Aufgabenstellung ausgewählte Akzente zu setzen.
Kindergarten mit optimaler Schalldämmung und natürlicher Klimaregulierung
Der Kindergarten in Hirschaid ist ein klassischer Mauerwerksbau, bei dem großformatige Kalksandsteine (KS-QUADRO) Verwendung finden. Sowohl die Außenwände als auch der Großteil der Innenwände bestehen aus Kalksandstein. Diese Entscheidung basiert auf den positiven Eigenschaften des Baustoffs: Kalksandstein ist robust, nicht brennbar und weist eine hohe Tragfähigkeit sowie Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse auf. Gerade in einem Kindergarten, wo die Sicherheit der Kinder oberste Priorität hat, ist dies von großer Bedeutung.
Darüber hinaus sorgt Kalksandstein für eine ausgezeichnete Schalldämmung und Raumakustik. Aufgrund seiner hohen Dichte und Masse dämpft der massive Baustoff Geräusche von außen und trägt auch zur Schalldämmung innerhalb des Gebäudes bei. Für den Kindergarten in Hirschaid genügte der Standardschallschutz (RDK 1,8). Lediglich in einigen Teilbereichen waren für einen noch besseren Schallschutz Kalksandsteine mit höherer Rohdichte (RDK 2,2) erforderlich.
Neben dem Schallschutz spielt auch der sommerliche Wärmeschutz eine immer wichtigere Rolle, insbesondere in Gebäuden mit hoher Nutzerdichte wie Kindergärten. Hierbei erweist sich die Verwendung von Kalksandstein aufgrund seiner hohen Wärmespeicherfähigkeit als vorteilhaft: Er kann Wärme aufnehmen und langsam wieder abgeben, was zu einer gleichmäßigen Innentemperatur führt und somit ein behagliches Raumklima schafft. In Verbindung mit guten Dämmmaterialien sorgt dies für eine stabile Innentemperatur und reduziert den Energiebedarf für Heizung oder Kühlung.
Paptistella Architekten setzen Kalksandstein in der Mehrheit ihrer Projekte ein. Dies liegt auch an den zeitlichen Vorteilen, die sich durch die Verwendung von großformatigen KS-QUADRO-Steinen ergeben. Sie lassen sich effizient verarbeiten und versetzen, was zu verkürzten Bauzeiten und einer schnelleren Fertigstellung des Kindergartens führte. Zusätzlich spart der Einsatz des massiven Baustoffs dem Architekturbüro viel Planungszeit ein, da sie mit dieser Konstruktionsart eine große Erfahrung haben.
Bei der Fassadengestaltung für den Kindergarten in Hirschaid setzten die Planer*innen auf eine Vorhangfassade. Die vier Satteldachhäuser sind mit einer Holzverkleidung versehen, während im Verwaltungsbereich dunkle Faserzementplatten zum Einsatz kommen. Um eine homogene Fassadenansicht zu bewahren, wurde das Holz mit einer silbergrauen Lasur behandelt. Die beschreibbare Beschichtung auf den Faserzementplatten verleiht ihnen das Aussehen einer Schultafel und unterstreicht die Bedeutung des Kindergartens als Ort des Lernens und der Entdeckungen. Dort können die Kinder kreativ sein, indem sie ihre Ideen auf der Oberfläche festhalten.
Der Energiebedarf des Gebäudes wird auf nachhaltige Weise gedeckt. Durch die Kombination von Luftwärmepumpen, einem begrünten Flachdach und PV-Modulen wird eine umweltfreundliche Energieversorgung sichergestellt.
Durch die Verwendung von Kalksandstein als Tragwerk und einer dezenten Integration von Farbe und ausgewählten Materialien gelingt es der Architektur, sowohl funktionale als auch ästhetische Qualitäten zu vereinen. Das Gebäude strahlt Stabilität und Nachhaltigkeit aus, während es gleichzeitig eine einladende und kindgerechte Atmosphäre schafft.