Langsam dämmert es
Der ehrenamtliche BFW-Präsident Dirk Salewski spricht Klartext.
Das Klima schützen und dabei klug vorzugehen, müsste alles Handeln der zuständigen Ministerien bei der Herkulesaufgabe Klimaschutz leiten. Leider ist dem nicht so. Beim Neubau von Gebäuden werden enge Vorgaben mit großer Detailtiefe gemacht, an die sich alle halten müssen, ohne links und rechts zu schauen, ob es nicht klügere Wege gäbe, CO2 einzusparen und so das Klima zu schützen.
Hinzu kommt, nicht alles, was denkbar ist, lässt sich auch umsetzen. Grenzen setzt nicht zuletzt das Portemonnaie der Hausbesitzer. Wenn ihnen das nötige Geld fehlt, um gesetzliche Vorgaben für den Bestand investiv einzusetzen, droht am Ende der Eigentumsverlust.
Die Wärmepumpe soll das Allheilmittel der Wärmeversorgung unserer Gebäude der Zukunft werden, wenn sich die Bundesregierung mit ihrer Neuauflage des Gebäudeenergiegesetzes durchsetzen sollte. Ganz einig scheint sich die Koalition ja nicht zu sein. Sollte der Strom zum Betrieb dieser Wärmepumpen 100 % CO2-neutral, gerne auch auf dem eigenen Dach, produziert werden, wäre bereits ein enormer Effekt zur CO2-Einsparung im Gebäude-Sektor erreicht. Wozu aber dann noch jedes Haus von Buxtehude bis Rosenheim mit Dämmmaterial einpacken, wie Christo den Reichstag?
Am besten auch noch mit ökologisch mehr als bedenklichen Verbundwerkstoffen auf Erdölbasis.
Die Erkenntnis setzt sich langsam durch: Dämmen um jeden Preis ist logischerweise teuer und schlicht ineffektiv. Immer mehr, immer dicker, immer breiter – das hat die Dämm-Olympiade der vergangenen Jahre ausgemacht. Ständig überbieten sich die Vorgaben in einer Art Selbstzweck. Dass unabhängige Wissenschaftler darüber den Kopf schütteln und längst das Erreichen des Grenznutzens betonen - scheinbar nicht ganz so wichtig.
Es gibt viele Zielmarken für Gebäude, national und international. In und für Europa ist es die Effizienzklasse D, die den minimalen Standard für Gebäude, den es in zehn Jahren zu erreichen gilt, vorgibt. Das betrifft die Hälfte aller Gebäude in der Europäischen Union. Das sind unvorstellbare Dimensionen, wenn bei derart vielen Gebäuden investiert werden müsste.
In Deutschland ist ab 2025, so der Plan der Bundesregierung, als Pflicht für Neubauten der Effizienzhausstandard 40 einzuhalten. Professor Dietmar Walberg bringt es klipp und klar auf den Punkt, wenn er sagt: „Der CO2-Einspareffekt eines Effizienzhauses 40, langfristig betrachtet, gegenüber einem Effizienzhaus 55 beträgt null.“ Null!
Wenn die Gebäude eingepackt werden in eine bis zu 35 cm dicke Hülle, dann sieht das nicht nur schlecht aus. Es ist auch schlecht fürs Klima und für das Budget der Hausbesitzer. Selbst mit der größtmöglichen staatlichen Förderung aus Steuergeldern können die Eigentümer von Einzelhäusern das gar nicht leisten. In die ganze Rechnung muss doch die Klimabilanz der Dämmstoffe auch eingerechnet werden. Dann sieht es nämlich plötzlich gar nicht mehr gut aus.
„Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Konsens, um die notwendigen Veränderungen in unserer Gesellschaft zu stemmen. Dabei muss das sozial Verträgliche, das technisch Machbare und das klimatisch Notwendige in Einklang gebracht werden“, so Bundesbauministerin Klara Geywitz. Das sehe ich genauso. Handeln wir also besser, klüger und engen wir unsere Handlungsoptionen nicht künstlich ein. Dann erreichen wir mehr Klimaschutz für weniger Geld und mit mehr Akzeptanz aller Bürgerinnen und Bürger.