„Zukunft braucht Fläche“
Rechtsanwalt Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Landesverbandes Baden-Württemberg, spricht Klartext.
Im Ländle geht es um den Grund und Boden, der für Bauen und Wohnen noch zur Verfügung stehen kann. Die grün-schwarze Landesregierung strebt beim Flächenverbrauch eine sogenannte Netto-Null an, das bedeutet, dass sich Versiegelung und Entsiegelung von Flächen in etwa die Waage halten.
Manche Fragen lassen sich nur gemeinsam beantworten. Im Land Baden-Württemberg haben sich deshalb insgesamt elf Verbände und Institutionen zusammengefunden, um von den politischen Verantwortlichen eine realitätsorientierte Flächenplanung einzufordern. Verbände von Betrieben und Unternehmen, aus Handwerk, Industrie- und Handel, aus der Bau- und Wohnungswirtschaft fordern gemeinsam mit dem Gemeindetag Baden-Württemberg und Landkreistag Baden-Württemberg von den politischen Verantwortlichen im Land eine an den Realitäten orientierte Flächenplanung. Das Bündnis hat klar belegte Fakten zusammengestellt, die deutlich veranschaulichen, dass es eine Reihe miteinander in Wettbewerb stehender gesellschaftlicher Interessen gibt, die jeweils auch Nutzungen von Flächen erforderlich machen.
Natürlich bekennen sich die im Bündnis aktiven Verbände zu einem zurückhaltenden und verantwortungsvollen Gebrauch zusätzlicher Flächen. Denn auch die Menschen in den Unternehmen und Organisationen setzen sich in Baden-Württemberg für den Erhalt der Biodiversität und der allgemeinen Lebensgrundlagen einschließlich der Landwirtschaft ein. Deshalb betonen wir gemeinsam den Fokus auf den Vorrang der Innenentwicklung. Tatsächlich sind nach Schätzungen des statistischen Landesamtes aktuell ca. 6,8 % der gesamten Bodenfläche Baden-Württemberg versiegelt, also etwas weniger als die Hälfte des Siedlungs- und Verkehrsfläche.
Um das Nebeneinander von Wirtschaft, Industrie, Energiewende, Infrastruktur und Verkehrsflächen, Bildung, Wohnraum und Pflege gleichzeitig nebeneinander zu ermöglichen, sind sich die Verbände einig: Ohne verfügbare Flächen geht es nicht!
Politische Festlegungen auf eine Netto-Null beim Flächenverbrauch lösen die Probleme nicht, sondern schaffen falsche Erwartungen in der Gesellschaft.
Die in der Initiative zusammenarbeitenden Verbände stellen daher die Forderung an die Politik die Gesamtheit der Fakten und Bedarfe bei ihren Überlegungen zu berücksichtigen und transparent zu entscheiden.
Neben dem Gebrauch der Flächen für den Betrieb eines Unternehmens oder für die Schaffung von neuem Wohnraum, wird hierdurch auch eine unternehmerische Wertschöpfung in Gang gesetzt. Die Schaffung wohnortnaher Arbeitsplätze ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz. Die Sicherung von Arbeitsplätzen, die wirtschaftlichen Folgeentwicklungen und Steuereinnahmen sind ebenfalls zu berücksichtigen.
Am Ende bleibt es die Aufgabe der Politik, diese Zielkonflikte, um Flächen zu lösen. Nicht nur bei Fortschreibung des Landesentwicklungsplanes, sondern auch mit Blick auf die Landtagswahl im Frühjahr 2026, haben die Bürger des Landes Baden-Württemberg Anspruch auf transparente Positionen der politischen Parteien zum Thema Flächen.
Wir benötigen künftig neben innerstädtischen Flächen auch neue Flächen, um den benötigten Wohnraum zu schaffen. Bezahlbare Flächen sind dabei Grundlage für bezahlbaren Wohnraum, der aktuell dringend benötigt wird. Nur ein ausreichendes Angebot an Wohnraum wirkt preisdämpfend und hält Baden-Württemberg auch für neue Arbeitskräfte
attraktiv.