„BFW Gewerbeimmobilientag“ Berlin/Brandenburg: Potenziale für Wohnungsbau und Einzelhandel

Wie lassen sich Einzelhandel und Wohnungsbau zusammenbringen und langfristig stärken? Mit diesem Thema beschäftigte sich der fünfte „BFW Gewerbeimmobilientag“, eine gemeinsame Veranstaltung des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) sowie des BFW Landesverbands Berlin/Brandenburg im UNICORN Brunnenviertel in Berlin.

Innenstädte benötigen das Nebeneinander von Wohnen und Einzelhandel, um lebendig und attraktiv zu bleiben. Angesichts knapper Flächen in den Citylagen stellt sich jedoch die Frage: Welche Anforderungen müssen erfüllt sein, damit die Einzelhandelsunternehmen ihre Flächenpotenziale für den Wohnungsbau erschließen?

Vertreter des Einzelhandels stellten innovative Ideen zu diesem Thema vor. So präsentierte Jenny Stemmler, Bereichsleiterin Immobilien/Prokuristin bei der Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG, das Konzept „Bauen auf dem Supermarkt“. Sie zeigte auf, welche Anforderungen ein modernes Supermarktkonzept erfüllen muss und vor welchen Herausforderungen die Unternehmen in Zeiten des immer offensiveren Onlinehandels stehen.

Die zusätzliche Wohnnutzung, erklärte Jenny Stemmler, diene einerseits der Optimierung des Kerngeschäfts ihres Unternehmens, andererseits helfe sie, in den Innenstädten dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Es müsse aber möglich werden, dass geplante Wohnnutzungen oberhalb der Ladenfläche mit vergrößerten Verkaufsflächen für die Einzelhändler einhergehen. Das Baurecht enthalte aktuell noch viele Hürden für diese und andere Maßnahmen, die Wohnen und Einzelhandel näher zusammenbringen könnten.

Thilo Mayer, Real Estate Project Manager bei der IKEA Verwaltungs GmbH, stellte das erste deutsche City-Format des schwedischen Möbelhändlers vor, das 2014 in Hamburg-Altona eröffnet wurde. Von der Konzeptions- und Planungsphase bis hin zur Realisierung des Vorhabens ist IKEA dabei explizit auf die lokalen Bedürfnisse und Gegebenheiten eingegangen. Ein großer Vorteil der Innenstadtlage sei hier der vereinfachte Warentransport, für den unter anderem Lastentaxis und Leihfahrräder angeboten werden. Grundsätzlich diene das Modell dazu, für den Kunden besser erreichbar zu werden und zugleich die Urbanisierung positiv zu gestalten – mit dem Ziel, langfristig einen Beitrag zu lebendigen Innenstädten zu leisten.

Beide Referenten diskutierten im anschließenden Panel mit Susanne Klabe, Geschäftsführerin des BFW Berlin/Brandenburg, und Jochen Brückmann, Bereichsleiter Stadtentwicklung und internationale Märkte bei der IHK Berlin, über die notwendigen politischen Voraussetzungen, damit das vorhandene Potenzial für den Wohnungsbau ausgeschöpft werden kann.

In einem Fazit der Veranstaltung stellte Susanne Klabe fest: „Wenn die Politik will, dass Wohnungsbau auf Supermärkten in größerem Umfang realisiert wird, müssen die Interessen und Bedürfnisse von Immobilienwirtschaft und Einzelhandel endlich ernst genommen werden. Um die berühmte „win-win“ Situation zu erreichen, muss der Einzelhandel in seinem Kerngeschäft profitieren. Flächen müssen an die modernen Einkaufsanforderungen angepasst werden. Das vom Senat errechnete Potenzial von 50.000 Wohneinheiten bleibt andernfalls eine Zahl für Statistiker, es wird abgesehen von wenigen Einzelfällen keine Entwicklung in diesem Bereich geben.“

Andreas Ibel, Präsident des BFW Bundesverbandes, resümierte: „Die Zukunft der Stadt liegt in einem lebendigeren und besseren Miteinander von Gewerbe und Wohnen. Für die nutzungsgemischte Stadt der kurzen Wege müssen Gewerbe und Wohnimmobilien Hand in Hand entwickelt werden. Das eine darf von der Politik nicht auf Kosten des anderen vernachlässigt werden.“

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