Konjunkturbericht der AWI Hessen: „Dem Vermieter bleibt immer weniger von der Miete“

Während sich die politische Diskussion auf steigende Mieten und eine vermeintliche Wohnungsnot fokussiert, stellt der von der Arbeitsgemeinschaft der Wohnungs- und Immobilienverbände Hessen (AWI Hessen) in Frankfurt vorgestellte Konjunkturbericht
fest, dass die Vermieter nicht zu den Profiteuren gehören.


Die Bau- und Modernisierungskosten stiegen schon seit Jahren stärker als die Lebenshaltungskosten. Gleichzeitig würden die Nebenkosten ebenfalls kräftig zu steigenden Wohnkosten beitragen. Die Durchschnittsmieten bewegten sich aber immer noch unterhalb der allgemeinen Preissteigerung. Beim Vermieter, der nach den aktuellen Gesetzesvorhaben bei der Miete „ausgebremst“ werden soll, öffnet sich aber eine zunehmende Schere zwischen Mieteinnahmen und zu tragenden Kosten. Besonders dramatisch sei das immer mehr an den Stadträndern zu beobachten, wo die Baukosten nicht niedriger als in den Zentren seien, dafür aber die Mietniveaus deutlich hinterherhinkten. Zunehmend sei aber auch zu beobachten, dass Mietinteressenten aufgrund der hohen Kosten in den Zentren in die Randlagen ausweichen.

Hitliste der aktuellen Kostentreiber

Auf Platz 1 der Preistreiber bei den Wohnkosten liegt nach dem Bericht die Haushaltsenergie.
Seit 2010 verteuerte sie sich in Hessen um 20 %. Hier sei es vor allem der Strom,
der immer mehr koste – allein 2013 stieg dessen Preis um fast 12 %. Platz 2 der Kostentreiber belege bereits die öffentliche Hand, die insbesondere die steuerliche Belastung in die Höhe treibe. So hätten die hessischen Kommunen seit 2010 die Grundsteuer B um durchschnittlich knapp 9 % angehoben. Gleichzeitig erhöhte das Land die Grunderwerbsteuer von 3,5 auf 5 %. Dies bedeute eine faktische Steigerung von 40 % – und die nächste Erhöhung auf sechs Prozent stehe unmittelbar bevor. Auch dies wirke sich auf die Wohnkosten aus, da höhere Investitionskosten wieder amortisiert werden müssten. So verhalte es sich auch mit Platz 3 des „Kostentreiberrankings“ – den Baukosten. Diese sind seit 2010 in Hessen um 6 % gestiegen. Innerhalb von zehn Jahren haben sich die die Wohnungsneubaupreise sogar um 22 % erhöht.

Forderung nach Einführung einer „Nebenkostenbremse“

Im Gegensatz zu den Kostentreibern entwickelten sich die Nettomieten seit 2010 mit einer
Zunahme von etwas mehr als 4 % noch deutlich unterhalb der Inflationsrate, die
über 5 % gestiegen ist. Insofern ist es der AWI Hessen völlig unverständlich, wieso
die Politik derzeit Mietpreisbremsen als Allheilmittel anpreise. Wenn schon in einer Preisbremse ein Allheilmittel zur Dämpfung der Entwicklung bei den Wohnkosten angesehen
Arbeitsgemeinschaft der Wohnungs- und Immobilienverbände Hessen werde, wäre eine „Nebenkostenbremse“ sachgerechter. Dann müsste sich allerdings auch die Politik selbst, die immerhin mit Eigenmaßnahmen Platz zwei bei den Kostensteigerungen einnehme, diesem „Diktat“ unterwerfen. Für die Glaubwürdigkeit der Politik wäre damit jedenfalls viel gewonnen.

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