Polarstern GmbH: 40 % der Ökostromangebote ohne Gütesiegel – Versorger fordert mehr Qualität im Markt

Rund 20 Jahre nach den ersten bundesweiten Ökostromangeboten, stellen sie heute die deutliche Mehrheit. 60 % aller Stromtarife zwischen denen ein Haushalt im Schnitt wählen kann, sind Ökostromtarife. Das bedeutet, dass der Strom komplett aus erneuerbaren Energien stammt. Welche Kraftwerksquellen dahinterstehen, wie stark dort Umwelt- und Tierschutzmaßnahmen gefördert werden oder ob dabei in den Ausbau der erneuerbaren Energien investiert wird, das bleibt unklar. Darüber geben jedoch Qualitätssiegel Auskunft. Nur genau hier hakt es.

Nach Analysen der auf Vergleichsportalen angebotenen Stromtarife durch den Ökoenergieversorger Polarstern sind immer weniger Ökostromtarife überhaupt zertifiziert. Allein im Vergleich zum Vorjahr hat der Anteil zertifizierter Ökostromtarife um zehn Prozent abgenommen. „Damit tragen 40 % der Ökostromangebote gar kein Gütesiegel, nicht einmal ein klassisches TÜV-Gütesiegel“, betont Florian Henle, Mitgründer und Geschäftsführer des Ökoenergieversorgers Polarstern (www.polarstern-energie.de).

Die strengeren und im Ökostrommarkt als am stärksten eingestuften Gütesiegel, das Grüner Strom Label und das ok-power-Siegel, tragen gerade einmal 13 % aller Ökostromangebote. Damit ist ihr Anteil verglichen zum Vorjahr relativ stabil geblieben. „20 Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes und den ersten bundesweiten Ökostromangeboten ist leider kein echter Trend zu mehr qualitativ hochwertigen Ökostromangeboten erkennbar“, betont Henle. Zwar steige das Angebot an grünen Stromtarifen, doch das Wachstum gehe an der Qualität vorbei. „Der Markt wächst an der falschen Stelle.“

Ehrlichen Ökostrom erkennen

Dass Ökostrom kein geschützter Begriff ist, wissen die wenigsten Verbraucher. Unterschiede in der Qualität sind ihnen meist unbekannt. „Da müssen alle ehrlichen Ökoenergieversorger mehr Aufklärungsarbeit betreiben“, sagt Henle. Es sei zudem ungesund für den Markt, wenn zu viele Gütesiegel existierten. Ein Verbraucher könne sich ihre Unterschiede gar nicht merken. Zumal diverse Tests wie zuletzt vom renommierten Magazin ÖkoTest hinzukämen. „An was soll man sich da als Verbraucher orientieren?“ Selbst diverse Anbieter zu vergleichen, sei vielen zu aufwändig.

Ökostrom anhand von Anwendungsbeispielen, Kraftwerksbeschreibungen und über persönliche Geschichten interessant und greifbar zu machen, das ist aus Sicht von Henle wichtig, um das Interesse an Ökostrom zu wecken. „Ansonsten haben wir bald gar keinen zertifizierten Ökostrom mehr, weil den Verbrauchern der Unterschied nicht wichtig und nicht verständlich ist.“

Vom Produkt- zum Unternehmensfokus

Anstatt ein neues Produktsiegel einzuführen, ist es für Florian Henle im Sinne des Gemeinwohls am wichtigsten, ein Unternehmens-Produkt-Siegel einzuführen. Erste Ansätze sind beim Grüner Strom Label und beim ok-power-Siegel erkennbar. Beispielsweise wird von ihnen kein Stromprodukt zertifiziert, das von einem Anbieter stammt, der Atom- und Kohlekraftwerke besitzt oder daran beteiligt ist.

Darüber hinaus gibt es weitere Kriterien, um die CO2-Emissionen wirkungsvoll zu reduzieren, die direkt und indirekt vom Energieversorger verursacht werden. Für eine generelle Berücksichtigung der verursachten CO2-Emissionen in den Produktkosten, sprechen sich immer mehr Energieexperten, Wissenschaftler und Politiker aus. „Nur, wenn die Siegel auch Kriterien beinhalten, die über das einzelne Produkt hinausgehen, wird Feigenblättern im Ökostrommarkt vorgebeugt und wirkungsvoll die Energiewende vorangetrieben“, sagt Henle.

Polarstern setzt auf die Gemeinwohlzertifizierung

Der Ökoenergieversorger Polarstern ist der erste Energieversorger in Deutschland, der nach dem Modell der Gemeinwohl-Ökonomie zertifiziert ist. „Die Gemeinwohl-Bilanz misst unternehmerischen Erfolg anhand des Beitrages zum Gemeinwohl. Dabei haben ökologische, ökonomische und soziale Aspekte den gleichen Stellenwert.“ Ein gesunder Dreiklang der unterstreicht: Profit ist, wenn alle profitieren.

Der Vorteil einer Gemeinwohlbilanzierung im Vergleich zu klassischen Nachhaltigkeitsbilanzen ist, dass am Ende ein Ergebnis steht, das mit dem von anderen Unternehmen verglichen werden kann. „Das birgt zwar auch Risiken und Herausforderungen, aber um Verbrauchern eine echte Orientierung zu bieten, müssen Produkte ganz einfach miteinander verglichen werden können. Ähnlich wie bei der Ampel-Kennzeichnung von Lebensmitteln, ist bei der Unternehmensbewertung ein Gesamtergebnis am Ende eine pragmatische Lösung.“

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