BFW Nordrhein-Westfalen warnt: Hochstandardisierte Häuser durch politische Auflagen kann sich bald niemand mehr leisten
26.09.2019„Ohne bezahlbares Bauen ist bezahlbares Wohnen nicht möglich. Mehr Klimaschutz, mehr sozialer Wohnungsbau, mehr Verkehrsinfrastruktur und mehr Mobilitätsangebote – all das kostet Geld. Weniger Verfahrensbürokratie, weniger Baulandknappheit und weniger unnötige Auflagen sind gefordert. Klimaschutz muss ziel- und zweckmäßig gestaltet werden.“
Im direkten Sichtfeld zum Kölner Dom fand jetzt der jährliche Bauträgertag des BFW Nordrhein-Westfalen statt. Die mehr als 150 Teilnehmer aus der mittelständischen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft informierten sich über die neusten Standards und Trends im Neubau. Dazu standen Fachbeiträge zu den Themenbereichen Baukostenentwicklung, Fachkräftemangel, Grundsteuer, Baurecht, Raum- und Verkehrsplanung sowie Best Practice Beispiele zur NRW Initiative „Bauland an der Schiene“ auf dem Programm.
„Brauchen wir bald eine Mietenuntergrenze?“, fragte Nisse Neßeler, Vorsitzender des Fachausschusses Bauträger sowie Vorstandsmitglied des BFW Nordrhein-Westfalen. Neßeler, der auch Geschäftsführer der Nesseler Projektidee in Aachen ist, verwies in seinem Impulsvortrag darauf, dass die Anforderungen beim sozialen Wohnungsbau und der Barrierefreiheit gestiegen sind und die Baukosten rapide anwachsen. Die versprochene Verfahrensvereinfachung durch die Digitalisierung lasse jedoch auf sich warten. Sollte die Nachfrage sinken, besteht die Sorge, dass man die hochstandardisierten Häuser kaum noch verkaufen kann. Die Immobilienwirtschaft soll das Klima retten, Sozialwohnungen schaffen, die Verkehrswende mitbegründen aber das alles darf nichts kosten. Dies ist schlichtweg unmöglich, so Neßeler weiter.
Stephen Paul, Sprecher der FDP Fraktion für Heimat, Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung, zog in seinem Grußwort eine Halbzeitbilanz der schwarz-gelben Regierungskoalition in NRW. „Es ist noch einiges zu tun für die schwarz-gelbe Koalition in NRW. Bei der Grunderwerbsteuer liegt noch Arbeit vor uns. Hier müssen im ersten Schritt Freibeträge geschaffen werden.“ Gegen eine vollständige Abschaffung der Grunderwerbsteuer spricht aus FDP-Sicht nichts. Mindestens eine Senkung der Grunderwerbsteuer müsse noch in dieser Legislaturperiode erfolgen. „NRW zählt zu den Ländern mit der höchsten Grunderwerbsteuer, dies muss sich ändern“, so Paul weiter. Abgeordneter Paul betonte „nicht nur das Wohnen, auch das Bauen und Vermieten muss bezahlbar“ bleiben.
Dem Thema ‚Sozialer Wandel, Raum und Mobilität‘ widmete sich Prof. Dr. Joachim Scheiner von der Technischen Universität Dortmund. Nach Meinung von Dr. Scheiner wird sich das Mobilitätsverhalten in den kommenden 10 Jahren nicht gravierend verändern. Zwar wird es ein breiteres Angebotsspektrum geben, allerdings wird sich das Nutzungsverhalten nicht signifikant verändern. Scheiner, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat „Mobilität in Deutschland“ des Bundesverkehrsministeriums, glaubt, dass Quartiere die größte Auswirkung auf das Mobilitätsverhalten der Bewohner haben werden. Clevere Wege sowie kurze Anbindungen innerhalb von Quartieren werden ein neues Nutzungsverhalten schaffen, so Scheiner.
Thomas Lennertz, Geschäftsführer der BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW und Verantwortlicher für die NRW Initiative „Bauland an der Schiene“, sieht dies ähnlich. Bei der Schaffung von neuen lebendigen Quartieren entlang der Bahnschiene sieht er ein großes Potenzial für attraktiven und kostengünstigen Wohnraum. Langatmige Genehmigungsverfahren bremsen allerdings eine schnelle Umsetzung der Initiative aus. Ferner verwies Lennertz darauf, dass auch die Bahn nur ein begrenztes Pendleraufkommen bewerkstelligen kann.