Michael Neumann, Vorstandschef der Dr. Klein Privatkunden AG, zum Wohngipfel: „Wer jedem helfen will, hilft am Ende keinem“

Vorstandsvorsitzender Michael Neumann, kommentiert die Ergebnisse des Wohngipfels.
Foto: Dr. Klein Privatkunden AG

Vorstandsvorsitzender Michael Neumann, kommentiert die Ergebnisse des Wohngipfels.
Foto: Dr. Klein Privatkunden AG
„Mit den auf dem Wohngipfel diskutierten Maßnahmen versucht die Bundesregierung vor allem, jedem gerecht zu werden. Wie bereits im Vorfeld beschlossen, bekommen Käufer das Baukindergeld, was der Wohneigentumsquote hilft und den Immobilienkauf attraktiver macht. Dann werden die Rechte der Mieter gestärkt, indem die Mietpreisbremse verstärkt und der Betrachtungszeitraum beim Mietspiegel verlängert wird. Und sogar die Bausparkassen erhalten mit einer attraktiveren Wohnungsbauprämie eine staatliche Vertriebsunterstützung. So profitiert jeder von einem Subventionsbeitrag und wird sich nicht allzu laut beschweren. Das Problem ist aber: Wer jedem helfen will, hilft am Ende keinem. 

Was weiterhin fehlt, sind konkrete und wirkungsvolle Maßnahmen für dauerhaft mehr Wohneinheiten, damit die Nachfrage gedeckt werden kann. Zu Legislaturbeginn wird lauthals das Ziel von 1,5 Mio. neuen Wohneinheiten bis 2021 ausgerufen. Rund 300.000 Wohneinheiten bauen wir in Deutschland derzeit ohnehin pro Jahr. Ich halte es für unrealistisch, dass durch die vereinbarten Maßnahmen, die zusätzlichen 300.000 Einheiten in den nächsten drei Jahren entstehen. Warum? Weil es keine konzertierte Strategie gibt, um für mehr Wohnraum zu sorgen.

Wer die in Deutschland schon sehr starken Mieterrechte ausbaut, benachteiligt den Vermieter und macht den Bau und Erwerb von vermieteten Immobilien unattraktiver. Wer mit dem Baukindergeld Subventionen für eine kleine Käufergruppe einführt, sorgt für eine noch höhere Nachfrage im Markt und damit für steigende Immobilienpreise. Das benachteiligt am Ende alle potentiellen Käufer.

Die Instrumente, die wirklich den Kern des Problems treffen, wie z. B. eine Entbürokratisierung der Baugenehmigungsverfahren und mehr Bauland auszuweisen, bleiben viel zu vage. Konkret wurde keine Maßnahme verabschiedet, die auch nur im Ansatz hilft, die versprochenen 1,5 Millionen neuen Wohnungen tatsächlich entstehen zu lassen. Einzig die Investition von 5 Mrd. € in den sozialen Wohnungsbau, um 100.000 neue Sozialwohnungen zu bauen, wird sich auf der Angebotsseite bis 2021 nachhaltig bemerkbar machen.“

Thematisch passende Artikel:

BBSR-Auswertung: Wohninvestments - Große Nachfrage, geringes Angebot

Der Handel mit größeren Wohnungsbeständen ab 800 Einheiten bleibt verhalten: In den ersten sechs Monaten kam es zu zehn Verkäufen, bei denen 31.700 Wohnungen gehandelt wurden. Ausschlaggebend für...

mehr

BFW zum Wohngipfel: Tempo beschleunigt – Widersprüche bleiben

„Bund und Länder verpflichten sich im Abschlusspapier des Wohngipfels, eine Vielzahl von Maßnahmen beschleunigt umzusetzen. Das ist ein echter Erfolg des Gipfels. Die vorhandenen Widersprüche...

mehr

Berlin: Baukindergeld geht an den Start

Bei der KfW Bankengruppe können ab dem 18. September 2018 für das Baukindergeld Anträge gestellt werden. Mit dem Baukindergeld fördert das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI)...

mehr

Bundesbauminister Horst Seehofer: Vorbereitungen auf den Wohngipfel 2018 laufen

Gemeinsam mit hochrangigen Vertretern von Ländern, Kommunen, Wohnungs-, Immobilien- und Bauwirtschaft beriet Bundesbauminister Seehofer auf dem ersten Spitzengespräch des Bündnisses für...

mehr

Erfolgreiches Baukindergeld: Verbände fordern zielgenaue Fortführung

Ein breites Verbändebündnis aus den Bereichen Familien-, Kommunal-, Bau- und Wohnungspolitik sowie dem Verbraucherschutz fordert eine Verstetigung des Baukindergeldes über diese Legislaturperiode...

mehr