Praktische Erfahrungen für einen zukünftigen großflächigen Einsatz von Solarthermie im Wohnungsbestand gewinnen: Pilotprojekt einer thermischen Solaranlage der GBG im Mannheimer Stadtteil Gartenstadt

Solar-Pilotprojekt in Mannheim

Anfang Februar nahm die GBG, die Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH, in der Gartenstadt ihr Pilotprojekt einer themischen Solaranlage in Betrieb. Die Anlage mit 62 m2 Gesamt-Nettofläche und zwei Pufferspeichern (mit jeweils 1460 Litern) ist ein weiterer Baustein der umweltfreundlichen Energiegewinnung des größten kommunalen Wohnungsunternehmens in Baden-Württemberg mit mehr als 20 000 eigenen und verwalteten Wohnungen.


Mit der thermischen Solaranlage, die 40 Wohnungen (mit 2630 m2 Wohnfläche) versorgt, will die GBG praktische Erfahrungen für den Einsatz von Solarthermie im Wohnungsbestand gewinnen. „Energie wird sich weiter verteuern“, so Diplom-Ingenieur (FH) Alf Münzberg, Haus- und Maschinentechniker der GBG, „da führt kein Weg daran vorbei. Für uns als Wohnungsbaugesellschaft ist es deshalb sehr wichtig, viele Optionen und Komponenten zu testen, die dazu beitragen können, die Kostensteigerungen in den Mietnebenkosten in erträglichem Rahmen zu halten. Es geht in erster Linie um mögliche Einsparpotentiale und natürlich um das Kosten-Nutzenverhältnis. Gleichwohl sind wir uns als Unternehmen der gesellschaftlichen Aufgabe bewusst, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten zu müssen.“

 

Die GBG und die Gartenstadt

Schon 1929 errichtete die GBG in zwei Bauabschnitten die ersten Wohnungen für kinderreiche Familien in der Gartenstadt. Kleine zweigeschossige Häuser mit Wohnungen und einem kleinen Gartenanteil waren damals typisch für den Stadtteil. Das Bild der Gartenstadt hat sich im Laufe der Jahre nicht wesentlich verändert. Die charakteristischen Merkmale der „Stadt mit Gärten“ sind bis heute erhalten geblieben. In jüngster Zeit wurde die Mannheimer Gartenstadt bekannt durch Innovationsprojekte. Nicht weit entfernt vom solarthermischen Bauvorhaben Schlehenweg/Ginsterweg steht das bekannte 3-Liter-Haus im Bestand der GBG und werden Stirlingmotoren auf ihre Praxistauglichkeit als Energieerzeuger in der Gebäudetechnik „getestet“.

 

Startschuss vor zwei Jahren

Die Weichen für das GBG Pilotprojekt Solarthermie waren schon früh gestellt worden. Die langgezogenen, zweigeschossigen Reihenhäuser (pro Haus mit zwei Wohnungen) wurden vor zwei Jahren komplett modernisiert. Neben der energetischen Modernisierung der Fassaden (nach EnEV-Standard) bekamen alle Wohnungen eine moderate Modernisierung, inklusive neuer und moderner Bäder. Die Wärme- und Trinkwasserversorgung stellte man im Rahmen der Maßnahme auf dezentrale „Taurus 20 Wohnungsstationen“ um. Die neuen Heizkörper sind mit elektronischen, programmierbaren Heizkörperthermostaten ausgestattet. Sie sind eine einfache und unkomplizierte Möglichkeit, Heizenergie einzusparen. Gerade in Mehrfamilienhäusern, in denen ein bestimmtes Zeitfenster der Heizungsregelung die Beheizung des Gebäudes vorgibt, kann so der persönliche Heizbedarf der Räume individuell angepasst werden. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, wurden die Mieter von der GBG mit der Handhabung vertraut gemacht.

In einer separaten Heizzentrale ist ein Gasbrennwertkessel (142 kW) untergebracht. Hier wurde auch die SOLVIS SR-1465 Komplettstation installiert. Die insgesamt acht SOLVIS Großflächenkollektoren wurden in umittelbarer Nähe als Aufdachmontage installiert. Die komplette Installation der Anlage übernahmen Mitarbeiter der Senger GmbH in Mannheim, die sich auf den Bau von solarthermischen Anlagen spezialisiert hat.

Die Solaranlage ist bewusst in der Dimensionierung lediglich als Unterstützung zur Energieversorgung konzipiert, da ein vollständiger Ersatz aufgrund des stark schwankenden Leistungsbedarfs – auch in den Sommermonaten – nicht möglich ist. Dabei wird der solare Ertrag stetig überprüft und bewertet, um die theoretisch ermittelten Einsparungen mit den tatsächlich erreichten Erträgen vergleichen zu können. Erst nach Abschluss dieser Auswertungen wird die GBG überprüfen können, ob sich die gewonnenen Erkenntnisse im Wohnungsbestand weiter verwerten lassen.

 

Die Stationen

Schon seit Jahren verfolgt die GBG die Philosophie, bei Modernisierungsvorhaben aus hygienischen und energetischen Gründen dezentrale Trinkwassererwärmungsstationen einzusetzen. Mehr als 2500 Taurus-Stationen sorgen mittlerweile in GBG-Wohnungen für ausgezeichnete Legionellenprophylaxe.

Gleichzeitig senken die Stationen den Energieverbrauch und entlasten damit die Mieter in der Nebenkostenabrechnung. Die Wohnungswärmezentren erhalten die benötigte Heizenergie von einer Hauptübergabestation pro Gebäude oder Liegenschaft, die, sowohl mit Fernwärme als auch mit Gas, die notwendigen Vorlauftemperaturen bereitstellt. Taurus 20 Zentren bestehen im Wesentlichen aus einem Wärmeüberträger mit 35 kW Leistung, welcher in Abhängigkeit der Warmwasser-Zapfmenge über einen Proportionalregler ohne Hilfsenergie Warmwasser mit einer Auslauftemperatur bis zu 57 °C bereitstellt. Die Vorlauftemperatur beträgt 63°C.

Zusätzlich sind im Gerät zu Abrechnungszwecken ein Kaltwasserzähler und ein Wärmemengenzähler sowie die Wohnungsabsperrungen integriert. Dabei wird der Wärmemengenzähler auch zur Heizungsabrechnung genutzt, indem die Heizleitungen entweder als Sockelleistensystem oder, falls möglich, unter dem Estrich verlegt und an das Wohnungswärmezentrum angeschlossen ­werden.

Es geht in erster Linie um mögliche Energieeinsparpotentiale, aber natürlich auch um das Kosten-Nutzenverhältnis.

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