Bei elektrischen Anlagen herrscht Handlungsbedarf
Bei der Modernisierung von Wohnungen wird die Elektroinstallation häufig nur oberflächlich saniert. Veraltete Technik birgt Gefahren und ist für künftige Anforderungen ungeeignet. Ein E-Check bewertet die vorhandene Elektroinstallation.
In Millionen von Wohngebäuden in Deutschland sind die elektrischen Anlagen veraltet. Das reicht von einer unzureichenden Anzahl von Steckdosen bis hin zu fehlenden Zählerplätzen, Personen- und Leitungsschutzinstallationen. Eine Studie des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) hat mit Blick auf die elektrischen Installationen im Gebäudebestand einen erheblichen Sanierungsbedarf aufgedeckt. Am schlechtesten ausgestattet sind der Studie zufolge Gebäude der Baujahre 1950 bis 1979. Hier findet sich die größte Häufung veralteter Ausstattung. Sind ältere Gebäude bereits modernisiert, wurde die Elektroinstallation als Ganzes oft vernachlässigt; die Verfasser der ZVEI-Studie sprechen hier von einer „oberflächlichen Sanierung“, die sich auf Steckdosen und Lichtschalter beschränkt. Bei den Kernkomponenten der Anlage wie Elektroleitungen, Zählerplatzsystemen, Sicherungsinstallationen und Personenschutzschaltern hingegen ist oftmals alles im wahrsten Sinne des Wortes beim Alten geblieben. So sind etwa 30 % der Mietbauten noch mit veralteten Zählerplatzsystemen ausgestattet und in knapp 50 % der Gebäude, die älter als 35 Jahre alt sind, wurden die Elektroleitungen noch gar nicht saniert.
Gebäude mit veralteter Elektroinstallation sind sehr kritisch zu bewerten. Haushalte haben heute eine vollkommen andere Verbrauchscharakteristik als in den 1970er- oder gar 1950er-Jahren. Diese Anlagen genügen modernen Ansprüchen nur noch in sehr begrenztem Umfang. Das ist nicht nur wenig komfortabel, sondern birgt auch Gefahren. Heute werden im Haushalt weitaus mehr elektrische Geräte genutzt als früher und Stromkreise und Elektroleitungen so stärker belastet – oft sogar überlastet, meist über viele Jahre. Leitungen altern dadurch schneller als üblich, die Leitungsisolierung wird porös, die Schwelbrandgefahr und damit das Risiko eines Wohnungsbrandes steigen. Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer nennt Elektrizität als die häufigste Ursache für Wohnungsbrände, mehr als jeder dritte Brand geht darauf zurück.
Wohnungsbestand an moderne Standards anpassen
Auf moderne, zukunftsweisende Technologien sind diese Anlagen nicht vorbereitet: Energiemanagement- und Smart-Home-Systeme lassen sich mit ihnen nicht realisieren. Auch die Integration von Batterie- oder Warmwasserspeichern und Photovoltaik-Anlagen ist oft nicht ohne weiteres möglich bzw. würde die Anlage völlig überlasten. Damit fehlen wichtige Komponenten zur Steigerung der Energieeffizienz und in letzter Konsequenz auch für die Energiewende.
Für die Initiative Elektro+ ist daher klar: In der Gebäudewirtschaft herrscht in puncto Elektroinstallation großer Handlungsbedarf im Wohnungsbestand. Steht grundsätzlich eine Modernisierung von Häusern und Wohnanlagen an, sollten sich die Planungen nicht nur auf neue Türen und Fenster, Heizung und Badeinrichtungen beschränken. Vielmehr sollten Wohnbaugesellschaften die Chance nutzen, auch die elektrische Anlage überprüfen zu lassen und sie dann zu erneuern, damit sie fit für die Zukunft ist. Nur so kann man ein zeitgemäßes Wohnumfeld mit Komfortausstattung und Sicherheitsfunktionen schaffen, wie es Mieter heute erwarten.
Smart Metering und E-Mobilität kommen
Nach Regierungsbeschluss sollen Wohngebäude nach und nach mit Smart Metern, intelligenten Stromzählern, ausgestattet werden. Spätestens bis zum Jahr 2032 müssen alle bestehenden Zähler durch moderne Messeinrichtungen ersetzt werden. Gebäudeeigentümer müssen die Installationen der Smart Meter durch die Energieversorger nicht nur erlauben, sondern auch die Voraussetzungen dafür schaffen. Bei vielen Altanlagen ist der Einbau nur bedingt möglich – alte Zählertafeln müssen daher durch neue Technikzentralen ersetzt und eine sichere und zuverlässige moderne Elektroinfrastruktur errichtet werden. Die Eigentümer profitieren dabei aber auch von einem positiven Nebeneffekt: Die intelligenten Stromzähler erlauben eine transparente Verbrauchserfassung und garantieren so Abrechnungssicherheit.
Beschlossen ist ebenfalls, dass schon 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein sollen. Diese Fahrzeuge müssen natürlich entsprechend geladen werden und es ist sinnvoll, neben öffentlichen Stromtankstellen auch Ladestationen am oder im Gebäude anzubieten. Veraltete Elektroanlagen sind für solche Ladestationen nicht geeignet: Die Leistung vorhandener Stromkreise ist in der Regel nicht auf die benötigte Ladeleistung für Elektroautos ausgelegt. Für einen sicheren und reibungslosen Betrieb müssen Ladestationen über einen eigenen Stromkreis verfügen und mit separaten Schutzeinrichtungen abgesichert werden. Daher sollte bei einer Modernisierung bereits an zusätzliche Zählerplätze für Ladeeinrichtungen gedacht werden.
Zukunftsthema Smart Home
Auf dem Vormarsch ist auch die Smart-Home-Vernetzung, die beispielsweise Heizung, Beleuchtung, Jalousien, Belüftung und Sicherheitstechnik verbindet und steuert. Solch ein vernetztes System arbeitet energieeffizient und kommt den individuellen Bedürfnissen der Hausbewohner entgegen. Die intelligente Gebäudeautomation spielt zudem eine wichtige Rolle für barrierefreies Wohnen – ebenfalls ein Thema, mit dem sich die Wohnungswirtschaft aufgrund des demografischen Wandels verstärkt auseinander setzen muss. Auch dafür ist eine moderne Elektroinstallation unabdingbar, denn mit Anlagen, die 30 Jahre alt oder älter sind, lässt sich eine vernetzte Gebäudetechnik nicht realisieren. Wohnungen mit modernen Elektroanlagen sind auch für die Bewohner attraktiver. Sie bieten deutlich mehr Wohnkomfort und vor allem deutlich mehr Möglichkeiten für individuelles Wohnen. Letztendlich lässt sich auf diesem Weg auch Leerstand reduzieren und der Wert der Immobilie steigern.
Planung: Mit RAL-Ausstattungswerten auf der sicheren Seite
Entscheiden sich Eigentümer für die Modernisierung der Elektroinstallation in ihren Liegenschaften, steht am Anfang eine sorgfältige Planung der neuen Anlage. Elektro+ empfiehlt, dafür die Ausstattungswerte nach RAL (Deutsches Institut für Gütesicherung) zugrunde zu legen, aber mindestens die Vorgaben aus der DIN 18015-2. Gerade die Ausstattungswerte „plus“ der RAL-RG 678 spiegeln die Anforderungen an eine moderne Elektrik wider. Sie beinhalten neben der konventionellen Elektroinstallation auch Empfehlungen für die intelligente Smart-Home-Vernetzung.
Neben Komfortmerkmalen und Zukunftstauglichkeit punktet eine moderne elektrische Anlage auch mit Sicherheit und Flexibilität. Überspannungsschutzmaßnahmen sind etwa seit Oktober 2016 verpflichtend vorgeschrieben. Elektroinstallationsrohre bieten die nötige Flexibilität, zu einem späteren Zeitpunkt Leitungen auszuwechseln oder nachzurüsten. Eine ausreichende Anzahl von Stromkreisverteilern schließlich bringt langfristig Sicherheit und den nötigen Komfort.
Für eine Bestandsaufnahme und Bewertung der vorhandenen Elektroinstallation empfiehlt die Initiative Elektro+, den E-Check durch einen qualifizierten Elektrobetrieb durchführen zu lassen. Dabei überprüft der Elektrofachmann sämtliche Verteiler, Leitungen, Schalter und Steckdosen, protokolliert deren Zustand und deckt Gefahrenquellen auf. Der E-Check bietet damit die ideale Grundlage für die Planung von Modernisierungsmaßnahmen. Sinnvoll ist, ihn auch nach erfolgter Modernisierung in regelmäßigem Turnus – am besten alle vier Jahre –durchzuführen, da er den Nachweis über den korrekten Zustand der Elektroanlage gibt.
Spätestens bis zum Jahr 2032 müssen alle bestehenden Zähler durch moderne Messeinrichtungen ersetzt werden.
Für eine Bestandsaufnahme und Bewertung der vorhandenen Elektroinstallation empfiehlt die Initiative Elektro+ den E-Check durch einen qualifizierten Elektrobetrieb.