Boom im Wohnungsneubau stützt die Konjunktur
Die Baukonjunktur verläuft weiterhin sehr positiv. 2017 werden zwar die sehr hohen Wachstumswerte von 2016 nicht mehr erreicht werden, die Prognosen gehen aber einhellig von einer deutlichen Zunahme der Bauinvestitionen aus. Insbesondere der sehr starke Wohnungsneubau stützt die Konjunktur.
Es gibt zwar warnende Stimmen, dass angesichts der sehr hohen Kapazitätsauslastung eine weitere Produktionssteigerung nicht zwangsläufig sei. Angesichts der stark ausgelasteten Kapazitäten ist aber bemerkenswert, dass die Entwicklung der Baupreise mit einer jährlichen Rate von 2 % noch vergleichsweise moderat verläuft. Zudem ist zu beachten, dass die Messung des Auslastungsgrades derzeit nur die Maschinenkapazitäten im Bauhauptgewerbe erfasst. Das BBSR lässt daher derzeit in einem Forschungsprojekt erstmals die Kapazitätsauslastung für das gesamte Baugewerbe ermitteln.
Das Bauhauptgewerbe profitiert weiterhin am stärksten von der guten Baukonjunktur, die vom Wohnungsneubau getragen wird. Die Zuwachsraten liegen im Hauptgewerbe seit Jahren deutlich über denen im Ausbaugewerbe. Die weiterhin geringe Dynamik bei den Bestandsleistungen wirkt sich hierbei dämpfend auf die Entwicklung im Bereich der Bauinstallationen aus.
Dennoch bleibt das Ausbaugewerbe der bedeutsamste Sektor für die Beschäftigung in der deutschen Bauwirtschaft. Fast 60 % aller Mitarbeiter im Baugewerbe sind dort tätig. Das Bauhauptgewerbe hat zwar zuletzt die Beschäftigung leicht erhöht, die geleisteten Arbeitsstunden sind dort aber in weit höherem Maße gestiegen. Dies spricht dafür, dass die Firmen mit Neueinstellungen zunächst noch zurückhaltend sind bzw. aufgrund des Fachkräftemangels derzeit die zusätzliche Nachfrage durch Überstunden abfangen. Während im Bauhauptgewerbe die Zahl der Betriebe trotz Dynamik im Neubau leicht rückläufig war, steigt im Ausbaugewerbe die Zahl der Betriebe kontinuierlich. Über 90 % der Firmen haben hierbei weniger als 10 Beschäftigte.
In laufenden Preisen gerechnet wurden nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung im Jahre 2015 über 335 Mrd. € am Bau investiert[1]. Dominiert wird das deutsche Bauvolumen dabei mit über 56 % vom Wohnungsbau. Dort verzeichnet der Neubau von Mehrfamilienhäusern seit Jahren zweistellige Zuwachsraten. Das Wachstum ist hierbei in den neuen Bundesländern sogar höher als im Westen, bedingt vor allem durch die hohe Wohnungsnachfrage in Berlin.
Das Wohnungsbauvolumen in Ostdeutschland bewegt sich jedoch auf niedrigem Niveau. Die relative Bedeutung der Bauleistungen im Bestand ist zwar aufgrund des Booms im Wohnungsneubau abnehmend; noch immer machen sie aber fast 70 % des gesamten Wohnungsbaus aus. In den neuen Ländern haben die Bauleistungen an bestehenden Gebäuden sogar einen Anteil von nahezu 80 %. Die Bestandsleistungen werden dabei von Teilmodernisierungen dominiert; diese machen drei Viertel aller Sanierungsmaßnahmen im Hochbau aus. Im Wohnungsbereich haben die teilweisen Modernisierungen sogar einen Anteil von rund 85 %. Dort übersteigen die Ausgaben für Instandsetzungsmaßnahmen sogar den Umfang der Vollmodernisierungen.
Einen wesentlichen Anteil am hohen Niveau der Bestandsleistungen haben die energetischen Maßnahmen. Über 53 Mrd. €. wurden 2015 im Gebäudebestand energetisch investiert. Allerdings weist die energetische Wohngebäudesanierung seit Jahren einen Rückgang auf. Am aktuellen Rand ist allerdings wieder eine leichte Zunahme festzustellen.
Aufgrund der unverändert vorteilhaften Rahmenbedingungen – gute Arbeitsmarktlage, steigende Einkommen, niedrige Kreditzinsen – bleibt der Wohnungsbau insgesamt wesentliche Stütze des Wachstums. Binnenwanderung und Flüchtlingsmigration sorgen für eine zusätzliche Nachfrage nach Wohnraum in den Städten. Die Bauverbände gehen von 270 000 bis 300 000 fertiggestellten Wohnungen in 2015 aus; dies würde einen deutlichen Anstieg gegenüber den Vorjahren bedeuten.
Innerhalb des Gewerbeneubaus spielen Produktions-, Handels- und Lagergebäude die größte Rolle. Investitionen sind dort abhängig von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung. Die gewerblichen Bauinvestitionen der exportorientierten deutschen Wirtschaft reagieren sehr auf die weltwirtschaftliche Lage. Seit 2012 verläuft die Entwicklung beim Wirtschaftsbau unterdurchschnittlich.
Die gedämpften Aussichten hinsichtlich des Welthandels lassen eine Stagnation bei den gewerblichen Bauinvestitionen erwarten. Allerdings stimmt die starke Zunahme der Baugenehmigungen bei den Fabrik- und Werkstattgebäuden positiv. Auch die Investitionstätigkeit der Deutschen Bahn ist deutlich aufwärts gerichtet. Auch haben Bestandsmaßnahmen im Nichtwohnungsbereich ein erhebliches Gewicht; nach Berechnungen des DIW werden dort nahezu 60 Mrd. € jährlich investiert.
Dabei ist die Bedeutung der durchgreifenden Sanierungsmaßnahmen im Nichtwohnungsbau deutlich höher als im Wohnungsbau. Einen wesentlichen Anteil am hohen Niveau der Bestandsleistungen haben die energetischen Maßnahmen. Hier ist bei den Nichtwohngebäuden seit Jahren eine kontinuierliche Steigerung zu verzeichnen.
Für den öffentlichen Bau werden kräftige Impulse erwartet. Alle Gebietskörperschaften, vor allem aber viele Gemeinden profitieren von einer besseren Kassenlage. Die nachlassende Flüchtlingszuwanderung ermöglicht es vielen Kommunen, frei werdende Mittel für neue Bauvorhaben einzusetzen. Durch die Unterstützung des Bundes im Rahmen des Kommunalinvestitionsförderungsfonds werden zusätzliche investive Maßnahmen möglich. Derzeit laufen Verhandlungen zur Verdoppelung dieses Sondervermögens für finanzschwache Gemeinden auf 7 Mrd. €, um die Sanierung von Schulen zu fördern. Dies würde einen Schub bei den Bestandsmaßnahmen bedeuten.
Energetische Maßnahmen im Gebäudebestand spielen im öffentlichen Bereich eine besonders wichtige Rolle. Daneben ermöglicht die Aufstockung der Bundesmittel für die Verkehrsinfrastruktur höhere Investitionen im Straßen- und Tiefbau. Sowohl hier als auch bei dem kommunalen Entwicklungsfonds ist allerdings fraglich, in welchem Zeitfenster die zur Verfügung gestellten Mittel abgerufen werden. Oftmals besteht in den Verwaltungen ein Mangel an qualifiziertem Personal zur Bearbeitung der Bauaufträge.
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