Deutsches Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen

Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee hat beim Tag der Deutschen Bauindustrie in Berlin das deutsche Gütesiegel für nachhaltiges Bauen vorgestellt. „Mit diesem Gütesiegel haben wir in Deutschland jetzt ein echtes Zeugnis für nachhaltige Gebäude“, sagte Tiefensee. „Wir schaffen damit Transparenz und Vergleichbarkeit. Ich bin sicher: Das Nachhaltigkeitssiegel wird zu einem unverwechselbaren Qualitätsmerkmal auf dem Immobilienmarkt werden.“

Mit dem Gütesiegel wird ein umfassendes ­Bewertungssys­­tem eingeführt, das aus dem „BMVBS- Leitfaden Nachhaltiges Bauen“ entwickelt wurde. Das System wird gemeinsam vom Bundesbauministerium und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen umgesetzt.

„Mit diesem Siegel haben wir erstmals einen belastbaren Maßstab für die wirtschaftliche, ökologische und städtebauliche Qualität von öffentlichen und privaten Gebäuden“, so Tiefensee weiter. „Ich wünsche mir, dass viele gute Projekte mit diesem Siegel ausgezeichnet werden und lade Bauwirtschaft, Immobilienwirtschaft und die öffentlichen Hände ein, sich dem Be­­wertungssystem zu stellen.“ Der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Hans-Peter Keitel, sagte: „Das Gütesiegel wird am Schluss das äußere Zeichen eines hochwertigen, nationalen Zertifizierungssystems sein. Es ist das gemeinsame Werk aller am Bauprozess beteiligten Partner. Wir sind davon überzeugt, dass sich das Deutsche Gütesiegel schnell am Markt durchsetzen wird.“

Die Reden auf dem Tag der Deutschen Bauindustrie konstatierten eine gute konjunkturelle Entwicklung. Aber das Bild ist nicht ungetrübt. Die Energiepreise sind auf einem Rekordhoch. Die Rohstoffmärkte reagieren mit enormen Preissteigerungen auf knappere Ressourcen. Die Bautätigkeit und speziell der Gebäudesektor sind davon besonders betroffen. Immerhin ist der Gebäudebestand mit etwas mehr als einem Drittel der größte Energieverbraucher der Volkswirtschaft. Dieses volkswirtschaftliche Problem hat auch eine soziale Komponente. Drastisch steigende Energiepreise belasten die Bürger dieses Landes. Binnenkonjunktur und soziales Wohlbefinden hängen nicht nur von den Benzinpreisen an den Tankstellen, sondern auch von den Betriebskosten unserer Häuser ab. Tiefensee forderte deshalb, dass sich Bauen und Modernisieren sich deshalb noch viel stärker als bisher auf diese Fragen einstellen muss. „Wer baut und modernisiert muss ganzheitlich denken und zu­­kunft­sicher handeln.“ so Tiefensee.

Die geplante Zertifizierung nachhaltiger Gebäude wird den Einfluss auf den Immobilienmarkt in dieser Richtung weiter verstärken. Dabei geht es nicht darum, Gebäuden aus Marketinggründen ein grünes Mäntelchen zu verpassen, sondern es geht um einen umfassenden Ansatz, der Ökobilanzen von der Herstellung über den Betrieb von Gebäuden bis hin zum Rückbau, die Lebenszykluskosten, aber auch sozio- kulturellen wie auch funktionalen und technischen Aspekte einschließt. Dieses Konzept geht damit weit über die sog. Green buildings“ hinaus.

Mit Hilfe der BMVBS- Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ wurden Bewertungstools für ca. 60 Kriterien für eine umfassende Bauqualitätsbewertung erarbeitet und einheitliche Datenquellen geschaffen. Am Ende der Bemühung steht eine Gesamtnote, die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Belange berücksichtigt und gleichzeitig die technische und planerische Leistung bewertet. Deutschland hat damit ein einheitliches nationales Qualitätssiegel, das sowohl für Private als auch den öffentlichen Bereich zur Verfügung steht. Das Siegel und seine Regeln werden vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung bereitgestellt. Die Fortentwicklung des Systems und die Vergabe der Zertifikate werden ge­­­meinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen umgesetzt.

Das erste Zertifizierungspaket für den Bau von Büro- und Verwaltungsgebäuden wurde mit der Vorstellung des Gütesiegels für das 2. Halbjahr diesen Jahres freigeben. Im August 2008 wird im Auftrag des BMVBS ein Internetportal eröffnet, auf dem alle Bewertungstools und notwendigen Datenquellen zur Verfügung gestellt werden. Die ersten Gütesiegel sollen im Januar 2009 auf der weltweit größten Baumesse, der BAU München, vergeben werden.