Die Innenstadt der Zukunft: Vielfalt statt Monotonie

Der ehrenamtliche BFW-Präsident Andreas Ibel spricht Klartext.

Unsere Innenstädte müssen krisensicherer werden. Es war dieses Ziel, dass der Beirat Innenstadt beim Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat vor einigen Monaten vor Augen hatte. Gemeinsam mit Vertretern von Immobilienwirtschaft, Gewerbe, Handel und Handwerk sowie den kommunalen Spitzenverbänden wurde eine Strategie ausgearbeitet. Seit wenigen Tagen nun liegen konkrete Handlungsempfehlungen und Fallbeispiele auf dem Tisch, an denen der BFW aktiv mitgearbeitet hat. Doch damit ist die Arbeit nicht erledigt. Nun müssen den Worten Taten folgen. Aus Empfehlungen müssen zeitnah tragfähige und passgenau umsetzbare Praxisprojekte entstehen.

Die Innenstädte bilden zentrale Räume für das gesellschaftliche Zusammenleben. Sie haben gerade in der Post-Corona-Zeit eine ganz besondere soziale, aber auch wirtschaftliche Bedeutung. Eine der größten Herausforderungen bei der Stadtentwicklung ist es, die Vielfalt der Innenstädte wiederherzustellen. Wir alle haben die Bilder von geschlossenen Geschäften und menschenleeren Einkaufsstraßen während der Krise noch vor Augen. Sie haben uns deutlich gemacht, dass Städte mehr sind und mehr sein müssen als reine Handelszentren. Sie leben von der Kultur, den Menschen, die dort leben und arbeiten, aber auch von den Geschäften und der Gastronomie. Die Qualität der einzelnen Funktionen bestimmt das Gesamtbild und somit auch deren Bedeutung. Das eine bedingt das andere.

Es ist ein Irrglaube, dass der Transformationsprozess in unseren Städten erst mit der Corona-Krise eingesetzt habe. Sie hat der Digitalisierung in unserer Gesellschaft nur einen zusätzlichen Schub verliehen. Online-Plattformen ermöglichen uns inzwischen nicht nur das Einkaufen von Bekleidung, sondern auch die Möglichkeit, Speisen in Restaurant-Qualität nach Hause geliefert zu bekommen. Kulturveranstaltungen können wir am heimischen Bildschirm im Livestream verfolgen und müssten die Wohnung eigentlich nicht mehr verlassen. Trotzdem suchen wir gerade jetzt den Austausch mit anderen Menschen, anderen Kulturen und anderen Generationen und wollen uns treffen. Dafür braucht es auch weiterhin zentrale Ort in einer Stadt.

Die Attraktivität der Städte ist deshalb ungebrochen. Um sie resilienter zu machen, müssen wir monotone Strukturen aufbrechen und flexiblere Nutzungen ermöglichen. Wohnen, Gewerbe, Handel, Gastronomie sowie Kultur-, Bildungs- und Freizeitangebote müssen stärker durchmischt werden. Viel zu lange haben wir die Zentren Monofunktionen überlassen, statt zum Beispiel einen Fokus auf den innerstädtischen Wohnungsbau zu legen. Nur mit mehr innerstädtischem Wohnraum wird der Einzelhandel als eine Facette von Funktionsmischung langfristig profitabel möglich sein. Die Umnutzung leerstehender Flächen zu öffentlichen Räumen und verschiedensten Wohnformen bietet sich an.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Umnutzung vorhandener Warenhäuser und Büros weder einfach noch kostengünstig umzusetzen ist. Neue Nutzungskonzepte bedeuten Umbau oder Abriss und damit zusätzlich hohe Investitionen. Damit wird deutlich, dass schnelles Handeln gefordert ist. Wir brauchen innovative, flexible und zukunftsorientierte Konzepte, die zügig umgesetzt werden können. Denn mit Absichtserklärungen allein sind unsere Städte und Zentren nicht automatisch besser gerüstet als zuvor.

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