Digitalisierung und Klimaschutz – vereinigt euch!
Die Bundesregierung hat im Corona-Konjunkturpaket beschlossen, dass die Gebäudesanierung stärker gefördert werden soll – zur Schadensbegrenzung und für den Klimaschutz. Effiziente Abläufe und nachhaltiger Klimaschutz sind Aspekte, die in der Immobilienwirtschaft nicht erst durch Corona immer stärker in den Vordergrund drängen. In diesem Prozess muss die Digitalisierung zugleich Treiber und notwendige Konsequenz sein, um die Energiewende zu ermöglichen.
Bereits mit dem im letzten Jahr verabschiedeten Klimaschutzprogramm 2030 wurden die Vorgaben für Klimaschutz und Energieeffizienz verschärft. Mit dem über 130 Mrd. Euro schweren Konjunkturpaket, bei dem mehr als ein Viertel der Investitionen in den Klima- und Energiebereich fließen sollen, geht die Bundesregierung aufgrund der aktuellen Krise weiter in die richtige Richtung und verbindet Konjunkturankurbelung mit Klimaschutzmaßnahmen.
Bis 2050 soll darüber hinaus der Gebäudebestand nahezu klimaneutral werden. Auch hier hat die Regierung im Rahmen des aktuellen Konjunkturprogramms vom 3. Juni 2020 einen weiteren Impuls gegeben: Die Mittel für das CO2-Gebäudesanierungsprogramm sollen zusätzlich auf 2,5 Mrd. Euro aufgestockt werden. Denn mehr Geld wird die Branche nach Corona nicht verzeichnen können. Im Gegenteil, es besteht sogar die Gefahr, dass die Auswirkungen der Krise zeitverzögert ankommen – wirtschaftlich und klimapolitisch.
Smarte und vernetzte Lösungen für mehr Energie-effizienz
Der Gebäudesektor ist für rund 35 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland verantwortlich. Der Fokus muss also im Kontext der Energiewende noch mehr auf diesen Sektor gelegt und auf die Reduzierung des Wärmeverbrauchs in Gebäuden gerichtet werden. Denn im Gebäudebereich soll bis 2030 eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um zwei Drittel gegenüber 1990 erreicht werden. Ohne diesen Fokus wird die Energiewende scheitern und die Klimaziele 2050 werden nicht erreicht.
Außerdem sollte sichergestellt werden, dass das CO2-Gebäudesanierungsprogramm auch tatsächlich zu mehr Investitionen in einen klimaneutralen Gebäudebestand führt. Der Einsatz smarter, geringinvestiver Lösungen in Immobilien kann ein Lösungsansatz sein. Künstliche Intelligenz (KI) ebnet neue Wege, um CO2-Emissionen und den Primärenergieverbrauch zu verringern. Außerdem bietet KI ein enormes Potential für eine intelligente Verknüpfung und Steuerung verschiedener Sektoren und kann damit zu Prozessoptimierungen und Kosteneinsparungen führen.
Neben einer Veränderung beim Nutzerverhalten müssen schnellstmöglich noch stärker Maßnahmen zur Anlageneffizienz Einzug halten, beispielsweise der Einsatz intelligenter Heizungs-, Steuerungs- und Messtechnik. Essenziell sind dafür politische Rahmenbedingungen, die moderne, innovative Technik und investitionsentlastende Modernisierungskonzepte voranbringen. Aber auch der Wille der gesamten Immobilienbranche, diese dann entsprechend umzusetzen. Und auch das Kundenerlebnis in der Wohnungswirtschaft rückt damit mehr und mehr in den Mittelpunkt. Vernetzte Lösungen geben neben der Energieeffizienz Raum für Mehrwertangebote und können darüber hinaus die Prozesseffizienz bei Vermietern steigern.
Digitalisierung für mehr Transparenz und CO2-Vermeidung
In der Wohnungswirtschaft herrscht ein grundsätzliches Investor-Nutzer-Dilemma: Bisher muss beispielsweise die Wärmekostenreduktion vom Vermieter geleistet werden – materieller Nutznießer ist aber der Mieter. Viele Mieter wissen aufgrund fehlender Transparenz nicht, wie ihr CO2-Fußabdruck hinsichtlich ihres Nutzerverhaltens überhaupt aussieht. Daher sollten sie auch stärker als bisher über ihren CO2-Ausstoß informiert werden. Denn nur wer das Wissen über seinen Energieverbrauch und den damit einhergehenden CO2-Ausstoß hat, kann etwas verändern. Diese Teilhabe, die nur über den Einsatz von digitalen Lösungen erfolgen kann, schafft gleichzeitig Fairness und Gerechtigkeit.
Letztendlich bedarf es also eines breit gefächerten Bündels an Maßnahmen, um voranzukommen. Neben einer Verbesserung der Anlagentechnik braucht es ebenso eine ganzheitliche Messung und Steuerung des Wärme- und Energieverbrauchs in den Liegenschaften sowie Transparenz und Anreize zur Veränderung des Nutzerverhaltens. Auch das jetzt gerade verabschiedete Gebäudeenergiegesetz ist hier noch stark ausbaufähig.
Um die beiden politischen Ziele ‚Energieeinsparung mit einhergehender CO2-Vermeidung‘, und ‚kostengünstiger Wohnraum‘ zeitgleich zu erreichen, muss der Kosten-Nutzen-Effekt von smarten Energieeffizienzmaßnahmen noch stärker in den Fokus des politischen Denkens und der Bau- und Modernisierungspraxis rücken. Fakt ist: Digitalisierung ist der Treiber für mehr Klimaschutz.