Ein Stadtteil im Aufschwung
Nach drei Jahren Bauzeit hat die EWG Dresden im Stadtteil Gorbitz ein Wohnquartier fertiggestellt, das den Charakter der angrenzenden Plattenbau-Siedlung aufnimmt und architektonisch gekonnt neu interpretiert. Die „Kräuterterrassen“ umfassen 184 Mietwohnungen, die mit unterschiedlichen Wohnkonzepten Familien, Singles, Paaren und SeniorInnen qualitativ hochwertigen, gleichzeitig aber bezahlbaren Lebensraum bieten.
Nach der Wende kam für viele Dresdner das Wohnen in Gorbitz mit seinen bis zu elfgeschossigen Beton-Blöcken nicht mehr infrage. Im Laufe der Jahre reduzierte sich die Einwohnerzahl von rund 35.000 auf unter 20.000. Doch inzwischen hat sich städtebaulich im Dresdner Westen viel getan: Zahlreiche Wohnblöcke, darunter auch der Plattenbautyp der Wohnbauserie (WBS) 70, wurden modernisiert oder rückgebaut. Der Stadtteil wächst wieder – und damit der Bedarf an neuem Wohnraum.
Vom Plattenbau zum zukunftsfähigen Quartier
Bereits Anfang 2000 hat die EWG einen großen Teil zur Aufwertung des plattenbaugeprägten Stadtteils beigetragen und die herausfordernde, gleichzeitig aber potenzialreiche Lage erkannt: Die oberen drei Geschosse des alten WBS 70-Quartiers „Kräutersiedlung“ wurden abgetragen und die Grundrisse an moderne Nutzungen angepasst. Auf einem direkt angrenzenden, brachliegenden Grundstück, auf dem zuvor Plattenbauten standen, erweiterte die Wohnungsbaugenossenschaft nach reiflicher Überlegung die Kräutersiedlung.
„Unser Ziel war es, den Charakter der bestehenden Siedlung aufzugreifen, diesen aber architektonisch vollkommen neu zu interpretieren“, berichtet Claudia Floßmann, die als Projektleiterin bei der EWG tätig ist. „Uns war bewusst, dass die Integration des neuen Quartiers in das bestehende Siedlungsgefüge eine Herausforderung werden würde. Zusätzlich galt es, besonders wirtschaftlich zu bauen, ohne Aspekte wie Ökologie und Werthaltigkeit aus dem Blick zu verlieren.“
Bezahlbar wohnen in jeder Lebenssituation
Die Erweiterung wurde von der IGC Ingenieurgemeinschaft Cossebaude geplant und in drei Bauabschnitten umgesetzt. Die neuen „Kräuterterrassen“ werden durch 15 großzügige, terrassenförmig am Hang errichtete Mehrfamilienhäuser gebildet. Diese unterteilen sich in zehn Gartenhäuser, die senkrecht zu den Straßen angeordnet sind, drei große Stadthäuser mit 66 Wohnungen und zwei kleinere Gebäude in Punktform. Die genossenschaftlichen Mietwohnungen mit Größen von 56 bis zu über 120 m² bieten Familien, SeniorInnen sowie Singles ein Zuhause. „Der Quadratmeterpreis für die Wohnungen liegt unter 10 Euro Kaltmiete“, so Floßmann. „Damit liegen wir weit unter dem durchschnittlichen Netto-Mietpreis in Dresden.“
Von Lavendel bis Rosmarin
Besonderes Augenmerk lag auch auf der Gestaltung der Gemeinschafts- und Freiräume: Während die Wohnungen in den oberen Etagen über Balkone oder Dachterrassen verfügen, können sich die Mieter der Erdgeschosswohnungen in kleinen Gärten und auf Terrassen erholen. Innerhalb des Quartiers gibt es gemeinschaftliche Ruhe- und Kommunikationszonen in Form breiter Parkbänder.
Die Gebäude umschließen jeweils paarweise einen kleinen Hofgarten, in dem ein Kraut – Lavendel, Melisse, Salbei, Minze oder Rosmarin – Hauptbestandteil der Bepflanzung ist. Fassadenelemente und Hofbepflanzung wurden passend zum Konzept farblich aufeinander abgestimmt und geben den Höfen ihre Einzigartigkeit. „Es ist uns gelungen, Wohnräume zu schaffen, die Privatheit und Erholung bieten und gleichzeitig Gemeinschaft und Nachbarschaft fördern“, sagt Claudia Floßmann.
Natürliche Materialien für langfristige Wohngesundheit
Um die ökologische Zielsetzung zu erreichen, kamen neben begrünten Dächern und der Gewinnung von Solarenergie auch nachhaltige Baustoffe zum Einsatz. Mit der Entscheidung für Kalksandstein, wählte man einen Mauerstein, der lediglich aus Kalk, Sand und Wasser besteht und frei von Schadstoffen sowie chemischen Zusätzen ist. Hergestellt in einem energiearmen Prozess, kann er während der Nutzungsphase das Raumklima auf natürliche Weise regulieren. Über seine hohe Speichermasse nimmt er die Wärme des Innenraums auf und gibt sie bei sinkenden Temperaturen wieder ab. Ebenso verhält es sich mit der Raumluftfeuchte, die er über seine offenen Kapillaren problemlos regulieren kann.
Während die ökologischen und bauphysikalischen Qualitäten des Kalksandsteins über die gesamte Standzeit der Gebäude wartungsfrei erhalten bleiben, kann er nach dem Rückbau zu 100 Prozent recycelt werden und findet beispielsweise im Straßenbau oder als Vegetationsbaustoff – sortenrein sogar als Wertstoff in der Kalksandsteinherstellung – Verwendung. Aufgrund der Funktionstrennung, die die KS-Bauweise auszeichnet, lassen sich diese positiven Eigenschaften des Mauerwerks ohne Zielkonflikte mit einer Dämmung gemäß individueller Anforderungen und einer frei gestaltbaren Fassade kombinieren.
Massiv geplant, effizient errichtet
Damit das großangelegte Neubauprojekt in Dresden besonders wirtschaftlich errichtet werden konnte, kam der weiße Stein in Form des Bausystems KS-PLUS zum Einsatz. „Durch seine hohe Rohdichte und Steindruckfestigkeit verfügt er über eine hohe Tragfähigkeit und ermöglicht schlanke Wandkonstruktionen. Unsere Wohnungen sollen modern, hell und lichtdurchflutet sein. Mit Kalksandstein haben wir auch bei 24er Mauerwerksstärken die Möglichkeit, Lastabtragungen für große Fensterelemente zu gewährleisten und größere Spannweiten für Deckenkonstruktionen zu erzeugen“, weiß Floßmann.
Auch eine weitere Herausforderung konnte durch den effizienten Einsatz der großformatigen Kalksandsteine gelöst werden: Der erst zu Baubeginn entdeckte Lehmboden machte die Gründung komplizierter und dadurch langwieriger als geplant. „Durch die schnelle Verarbeitung der individuell angefertigten Steine konnte unser Generalunternehmer die verlorene Zeit jedoch problemlos wieder aufholen.“ So wurden die Kräuterterrassen schlussendlich sogar noch vor der geplanten Fertigstellung realisiert.
Um die ökologische Zielsetzung zu erreichen, kamen neben begrünten Dächern und der Gewinnung von Solarenergie auch nachhaltige Baustoffe zum Einsatz.
Mit der Entscheidung für Kalksandstein, wählte man einen Mauerstein, der lediglich aus Kalk, Sand und Wasser besteht und frei von Schadstoffen sowie chemischen Zusätzen ist.