Massivbau

Ein Viertel mit Charakter

Anknüpfend an die Architekturgeschichte des Standorts fügt sich das neue „Zooviertel-Carrée“ im Düsseldorfer Stadtteil Düsseltal in seine städtebauliche Umgebung ein.

Auf dem ehemaligen Gelände des Bundesverbandes der Gießerei-Industrie realisierten slapa oberholz pszczulny | sop architekten im Auftrag der Viantis AG ein Ensemble aus modernen Mehrfamilienhäusern mit 16 barrierefreien und 38 barrierearmen Wohneinheiten sowie acht separaten Townhouses. In nur 18 Monaten entstand das neue Wohnquartier, dessen Gebäude in solider KS* Bauweise ausgeführt wurden. Neben den ausschlaggebenden bauphysikalischen Vorteilen bei Schall- und Brandschutz sowie der Statik und dem schnellen Baufortschritt durch das Mauerwerk, bildet der weiß gehaltene Charakter der Neubauten zugleich ein Gegengewicht zur Historie – ein spannungsvoller Dialog zwischen Alt und Neu.

Drei langgestreckte Baukörper und vier kleinere Solitäre orientieren sich an den Bestandshöhen der umliegenden Wohnhäuser und erzeugen attraktive, weitläufige Blickbeziehungen zur Gartenanlage, dem alten Baumbestand auf der Hans-Sachs-Straße und der benachbarten Kirche aus rotem Klinker. 

Fließender Übergang zwischen Alt und Neu

Um an das ehemalige Gelände des Gießerei-Verbandes zu erinnern und dem Wohnviertel einen identitätsstiftenden Charakter zu verleihen, entschieden sich die Architekten einen Teil des Bestandes zu erhalten. „Ein herrlicher 50er-Jahre-Bau“, befindet Architekt Helmut Oberholz, geschäftsführender Gesellschafter von sop architekten, mit Blick auf den funktionalen, unaufgeregten Haupteingang. Das Mitte des vergangenen Jahrhunderts errichtete Hauptgebäude wurde um ein Geschoss aufgestockt und in die neue Gebäudestruktur integriert. Mit seiner hellen Metallverkleidung hebt sich das neue Obergeschoss deutlich vom Bestand ab, während die historische Klinkerfassade des einstigen Eingangsportals an der Längsseite des mittleren Baukörpers als optischer Anker- und Startpunkt für den Dialog zwischen der Geschichte des Zoo-Viertels und seiner Zukunft fungiert.

Die insgesamt 54 neuen Wohneinheiten verteilen sich auf drei- bis viergeschossige Gebäude, die sich kombiniert mit den acht separaten Townhouses zu der angrenzenden Grünanlage und dem dahinter befindlichen Wohngebiet hin öffnen. In ihrer Gestaltung und Proportion greifen sie den historischen Bau mit seinem aufgestockten Obergeschoss auf, indem sie diesen mit zurückgesetzten Staffelgeschossen invertieren. Dadurch entstehen zugleich geräumige Balkone, Loggien und Dachterrassen. Die kubische Grundstruktur fortzeichnend weisen die Baukörper eine reduzierte, klare Architektursprache auf. Die anthrazitfarbenen Fenster in den weiß verputzten Fassaden, unterstreichen den Kontrast im Dialog mit seiner Umgebung. Während zur Straßenseite hin Lochfenster pragmatisch sind, öffnen sich die Wohnungen zum Innenhof hin mit großen Fenstern, Balkonen und Terrassen.

Massivbau mit hoher Flexibilität

Ausgeführt wurden die Neubauten mit funktionsgetrennten Außenwänden aus Kalksandstein von KS*. „Bei der Wahl des Materials war besonders der Schallschutz zur Straße hin und in den Wohnungen selber sowie der Brandschutz ein wichtiges Argument“, berichtet Oberholz. Für die schlanke Tragwerkskonstruktion kamen KS-Plansteine mit einer Wanddicke von 17,5 cm zum Einsatz, für die Wärmedämmung ein WDVS und für die Fassadengestaltung eine glatte Putzoberfläche. Die Innenwände wurden vorwiegend mit 2DF- und 3DF-Formaten gemauert. Dabei bilden in jedem Baukörper Installationsschächte im Treppenhaus den Gebäudekern. Die 3- bis 6-Zimmer-Wohnungen mit Flächen zwischen 80 und 160 m² zeichnen sich durch flexible Grundrisse aus, die an die jeweiligen Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden können. Die hohen statischen Eigenschaften von Kalksandstein unterstützen diesen Ansatz ideal.

„Die neuen Gebäude passen sich an, ergänzen und bilden einen Kontrast in Materialität und Formgebung“, erklärt Oberholz. Das ehemalige Eingangsgebäude mit seiner historischen Klinkerfassade wird zum „adressbildenden Mittelpunkt des Quartiers“, wie der Architekt erklärt. In dem diffusen Umfeld aus gewerblichen Objekten, Kleingärten und gut bürgerlichem Wohnviertel bildet das Ensemble einen perfekt harmonischen Übergang zwischen Historie und Zukunft.

Um an das ehemalige Gelände des Gießerei-Verbandes zu erinnern, blieb ein Teil des Anfang der 1950er Jahre errichteten Hauptgebäudes erhalten.

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