Es lebe die Planwirtschaft!
Liebe Leserinnen und Leser,
das Leben ist kein Wunschkonzert. Das müssen in diesen Tagen auch die Vertreter der Wohnungswirtschaft auf schmerzliche Weise erfahren. Wochenlang hatten sie versucht, ihren Einfluss auf die Politik geltend zu machen. Bloß keine gravierenden Eingriffe in den Markt!
Geholfen hat dieser offen gelebte Lobbyismus indes nicht. Jetzt, wo die große Koalition steht (vorbehaltlich der Zustimmung durch die SPD-Basis; das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest), wird auch eine neue Mietpreisbremse kommen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Auch wenn sie kaum Erleichterungen für den angespannten Wohnungsmarkt in deutschen Großstädten bringen wird. Dem Ansturm auf Wohnungen in guten Lagen der Ballungszentren und den heftigen Preisanstiegen begegnet man nämlich am besten durch den Neubau von vielen Mietwohnungen. Und anders als man es erwarten würde, stimmen dem sogar Mietervereine grundsätzlich zu.
Auch die geplanten Änderungen von Union und SPD bei der Modernisierungsumlage sind den Branchenvertretern ein Dorn im Auge. Danach sollen Vermieter, die Geld in Modernisierungsmaßnahmen stecken, in Zukunft weniger Kosten auf die Mieter umlegen können.
Kein Wunder also, dass die Mitglieder des Dachverbands BID enttäuscht sind. „Gutes gestrichen, schlechtes behalten“, urteilen Sie in einer gemeinsamen Erklärung über den Koalitionsvertrag. Ihrer Meinung nach werden „die beschlossenen Maßnahmen die Situation auf den angespannten Wohnungsmärkten eher ver- als entschärfen“.
„Die große Koaltion schadet der Immobilienwirtschaft“, bringt es BID-Vorsitzender Andreas Mattner auf den Punkt. Es sei ein fatales Signal, dass sowohl die degressive Abschreibung für den Wohnungsneubau als auch die steuerliche Abschreibung bei der energetischen Gebäudesanierung gestrichen wurden. Ohne zusätzliche Impulse für Wohnungsbauinvestitionen werde sich die positive Entwicklung des Mietwohnungsbaus in den angespannten Wohnungsmärkten nicht fortsetzen und die Energiewende im Gebäudebereich auf der Strecke bleiben.
Als ZIA-Präsident, der er auch noch ist, legt Mattner sogar noch einen obendrauf: „Zum ersten Mal findet ein Element der Planwirtschaft – und nichts anderes ist die Mietpreisbremse – Einzug in einen deutschen Koalitionsvertrag“, spöttelt er – und fordert einen Krisengipfel mit der neuen Bundesregierung.
Das letzte Wort scheint folglich nicht gesprochen. Mal sehen, wie es weitergeht.
Herzliche Grüße,
Ihr
„Gutes gestrichen, schlechtes behalten“