Geringere Wartungskosten: Faserzement statt Holz
Ein Wohn- und Geschäftshaus wird modernisiert und gleichzeitig um eine Etage aufgestockt. Die Fassaden werden mit Faserzementplatten in täuschend echter Holzoptik ausgeführt. Ausschlaggebend dafür waren wirtschaftliche Gründe. Denn die eingesetzten Bekleidungen aus Faserzement sind im Gegensatz zu Holz stabil, witterungsbeständig, langlebig sowie wartungsarm und müssen nicht regelmäßig gestrichen werden.
Idyllisch am Ammersee gelegen, ist die oberbayerische Gemeinde Schondorf sowohl für Touristen als auch für Pendler aus München ein interessantes Ziel. Wohnraum ist hier knapp und teuer. Bei der Renovierung einer ihrer Geschäfts- und Wohnimmobilien nutzte die VR-Bank Landsberg-Ammersee daher die Gelegenheit, diese um ein Geschoss mit drei weiteren Wohnungen aufzustocken. Gemeinsam mit den Bestandswohnungen im 1. Obergeschoss standen so nach Fertigstellung der Maßnahme in zentraler Lage insgesamt sieben Wohnungen zur Verfügung, die – gemäß der Philosophie der VR-Bank – zu bezahlbaren Mieten angeboten wurden. Entsprechend groß war die Nachfrage: „Es gab zwischen 10 bis 30 Anfragen pro Wohnung am ersten Tag der Internet-Ausschreibung“, berichtet der Bauherr.
Neben moderaten Mietpreisen überzeugen die Wohnungen vor allem durch ihr Konzept. Kleine Wohnungen mit höchstens 80 m² Fläche, offener Küche sowie bis zu drei Schlafzimmern ermöglichen eine flexible Nutzbarkeit und sprechen Alleinstehende, Paare sowie Familien mit mehreren Kindern gleichermaßen an. „Bei der Vermietung im Lockdown entpuppten sich die geplanten Kinderzimmer ebenso als willkommene Lösung für das Homeoffice“. Markus Müller-Hahl vom bureau für architektur (Müller-Hahl & Bercherer Architekten PartGmbB) aus Landsberg am Lech, der mit seinen Kollegen das Objekt plante, hat damit einen neuen Trend ausgemacht.
Während der gesamten Baumaßnahme bleiben die Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss geöffnet. Die Architekten haben die Grundrisse der bereits vorhandenen vier Wohnungen im ersten Obergeschoß an moderne Bedürfnisse angepasst und vor allem im Sanitärbereich renoviert und saniert. Außerdem wurden auf der Südseite die bestehenden Stahlbeton-Balkone abgetragen und später zusammen mit den Balkonen für das Dachgeschoß aus einer vorgestellten Stahl-Holz-Konstruktion neu errichtet. Die drei neuen Wohnungen profitieren zusätzlich von einem ca. 1,60 Meter breiten Laubengang, über den sie erschlossen werden, der jedoch wie ein zweiter Balkon genutzt wird. Die Ausstattung ist mit Eichenparkett und Holz-Alu-Fenstern sowie einem wohnungszentralen Lüftungssystem und einer 100 m² großen PV-Anlage auf dem Dach insgesamt hochwertig. Durch den fehlenden Keller stehen in jeder Wohnung großzügige Abstellräume zur Verfügung.
Aus statischen Gründen erfolgte die Ausführung des zusätzlichen Geschosses in Holzrahmenbauweise. Da die Belastbarkeit der Fundamente des Massivbaus aus der unmittelbaren Nachkriegszeit nicht genau bestimmt werden konnte, waren zur statischen Stabilisierung und Sicherung der Aufstockung auf der Nord- sowie auf der Südseite jeweils zwei Stahlstützen mit den entsprechenden Fundamentierungen notwendig, die die Hauptlast der Aufstockung aufnehmen.
Sämtliche Außenwände sind raumseitig einlagig mit luftdicht verklebten fermacell® Gipsfaser-Platten Vapor d=15 mm beplankt. Diese Platte reduziert durch eine spezielle, auf der Plattenrückseite aufgebrachte Kaschierung die Wasserdampfdurchlässigkeit soweit, dass zusätzliche dampfbremsende Schichten in der Außenwandkonstruktion entfallen können. Außenseitig wird eine 60 mm dicke Holzfaserplatte aufgebracht. Die Dämmung sämtlicher Außenwände erfolgt mit Zellulose.
Die Innenwände in den einzelnen Wohnungen werden mit einer beidseitigen Beplankung aus fermacell® Gipsfaser-Platten d= 12,5 mm und Naturfaserdämmung ausgeführt. Die beiden Wohnungstrennwände im Dachgeschoss sind zugleich Fachwerkbinder aus Baubuche, die auf den beiden Stahlstützen auf der Nord- bzw. Südseite des Gebäudes aufliegen. „Fast die gesamten statischen Lasten“, erklärt Architekt Markus Müller-Hahl, „laufen in diesen Trägern aus Baubuche zusammen.“ Normalerweise käme für Fachwerkträger Fichtenholz- zum Einsatz. „Wegen der höheren Druckfestigkeit in den Fußpunkten wurde in diesem Fall vom Statik-Ingenieurbüro Wurm & Henningsen in Kaufering jedoch mit Buche statt Fichte geplant,“ erläutert der Architekt. Die Beplankung der Wohnungstrennwände erfolgte ebenfalls beidseitig mit fermacell® Gipsfaser-Platten d= 12,5 mm und einer Dämmung aus Naturfaserdämmstoffen. Außen- und Innenwände erfüllen die Brandschutzanforderungen F 30.
Mit Material- und Verarbeitungseigenschaften, die dem Holz sehr ähnlich sind, sind Gipsfaser-Platten eine gute Ergänzung zu Holzkonstruktionen. „fermacell® Gipsfaser-Platten“, erklärt Stefan Fichtl, Chef des Familienbetriebes Holzbau Fichtl aus Windach-Hechenwang, „passen gut zur Holzbauweise, weil sie in einem umweltfreundlichen Verfahren ausschließlich auf Basis von natürlichen Materialien (recycelte Papierfasern, Gips und Wasser, Anm. die Red.) ohne Leimzusätze hergestellt werden. Daher enthalten sie praktisch keine gesundheitsgefährdenden Stoffe und sind nachgewiesenermaßen praktisch emissionsfrei.“
Zertifizierungen des Instituts für Baubiologie bzw. des Kölner eco-Instituts bestätigen dies. „Dabei sind sie hoch belastbar und sehr stabil“, betont der Holzbauer, der sich auf den Bau von ökologischen, modernen, maßgeschneiderten Holzbauten – vom energieeffizienten Einfamilienhaus über Mehrfamilienhäuser bis zum Bürogebäude mit komfortabler Arbeitsatmosphäre – spezialisiert hat. „An Gipsfaser-Platten können komfortabel und unkompliziert sehr hohe Lasten befestigt werden.“ Leichte oder mittelschwere Gegenstände lassen sich in vielen Fällen mit Hohlraum-, Hintergreifdübeln oder vergleichbaren Befestigungsmitteln direkt an den Platten befestigen. Je nach Befestigungsmittel sind Konsollasten bis 60 kg direkt an der Platte möglich – für die Mieter ebenfalls sehr komfortabel beim Anbringen von Schränken und Bildern.
Zudem dürfen fermacell® Gipsfaser-Platten im Holzbau aufgrund ihrer hohen Stabilität sowohl tragend als auch aussteifend verwendet und zur Beplankung und Bekleidung von Bauteilen eingesetzt werden (Nutzungsklasse 1 und 2 gemäß DIN EN 1995-1, s. DIN EN 1995-1-1:2010-10- Eurocode 5, Bemessung und Konstruktion von Holzbauten; Teil 1-1, Allgemeines). Sie sind damit nicht nur in gesundheitlicher Hinsicht ein guter Ersatz z. B. für Holzwerkstoffplatten.
Für die statisch notwendigen Stahlstützen auf der Vorder- und Rückseite des Gebäudes wurde eine feuerhemmende Ausführung verlangt. Dazu erhielten sie eine dreiseitige Beplankung mit Aestuver® Brandschutzplatten d=15 mm. Aestuver® Brandschutzplatten sind zementgebundene, glasfaserbewehrte Leichtbetonplatten für den hochwertigen Brandschutz. Sie sind witterungs-, frost- und wasserbeständig und besonders geeignet für Brandschutzlösungen bei Umgebungsbedingungen mit hohen klimatischen Anforderungen an die Bauteile
Langlebige Fassadenlösung
Die Fassaden der beiden Wohnetagen sowie die Giebelflächen sollten nach der Planung der Architekten ursprünglich eine Außenbekleidung als Stülpschalung aus Holz erhalten. Ausgeführt wurde schließlich eine Beplankung mit Hardie® Plank Fassadenbekleidungen aus Faserzement. Diese sehen aus wie Holz und sind auch ähnlich leicht, dabei aber stark wie Beton und kombinieren eine Fülle von Vorteilen, die sie herkömmlichen Fassadensystemen überlegen macht.
Hergestellt werden Hardie® Plank Fassadenbekleidungen nachhaltig und mit geringem Energiebedarf aus hochwertigem Portland-Zement, Sand und Zellulosefasern. Die Fassadenplatten erfüllen die Anforderungen der Baustoffklasse A2-s1, d0 und sind somit gemäß internationaler Klassifizierung nicht brennbar. Insgesamt kamen 450 m² Hardie® Plank Fassadenbekleidungen mit Holzstruktur zum Einsatz. Die Architekten hatten mit dem Farbton „nebelgrau“ einen sanften und raffinierten Grauton ausgewählt, der an klassische Linien von Strandhäusern erinnert. Für die Bekleidung der Stützen sowie der Untersicht des Laubengangs wurden die Fassadenplatten mit glatter Textur in der gleichen Farbe verarbeitet.
„Wir haben“, berichtet Architekt Markus Müller-Hahl aus dem Planungsprozess, „zunächst einem soliden Sockel mit dunkler Putzfassade und darüber die beiden Wohngeschosse mit einer leicht anmutenden Holzfassade entworfen.“ Im Hinblick auf die langfristigen Unterhaltskosten habe sich die VR Bank Landsberg-Ammersee jedoch trotz zunächst höherer Investitionskosten gegen Holz und für die Beplankung mit den Fassadenplatten von James Hardie entschieden. Stefan Fichtl, gemeinsam mit seiner Frau Claudia Fichtl Geschäftsführer der Holzbau Fichtl GmbH in Windach-Hechenwang, erzählt wie es dazu kam: „Die Bank ist in dieser Frage auf uns als ausführendes Unternehmen zugegangen. Sie haben unsere Empfehlungen zur Ausführung angenommen und sich darauf verlassen.“
Insgesamt, so Fichtl, dessen Unternehmen bei dem Objekt den Holzbau, Trockenbau, die Fenster, Spenglerarbeiten, Gerüst, Bodenaufbau, Parkett, Innentüren sowie die Fliesenarbeiten ausführte, habe man im Planungsprozess sehr eng und konstruktiv mit dem Architekturbüro zusammengearbeitet. „Die Bank hat für sich die langfristigen Kosten berechnet“, erklärt der Planer die Entscheidung. „Eine Holzfassade verändert witterungsbedingt ihr Aussehen. Wenn man diese natürliche Vergrauung und ungleichmäßige Auswaschung nicht wünscht, muss man die Fassade regelmäßig streichen. Außerdem können Rissbildungen und Verwerfungen praktisch nicht vermieden werden. Innerorts war eine gestrichene Fassade und keine Naturholzfassade gewünscht. Soll diese Fassadenoptik wie bei Fertigstellung erhalten bleiben, muss man in absehbarer Zeit nachstreichen.“
Fassadenbekleidungen aus Faserzement von James Hardie dagegen sind stabil, witterungsbeständig, langlebig und wartungsarm - auch wenn sie viele Jahre lang extremen Klimabedingungen ausgesetzt sind. „Das ausschlaggebende Argument für die Bank war tatsächlich, dass eine Fassade mit Hardie® Plank Fassadenbekleidungen nicht regelmäßig gestrichen werden muss. Die höhere Investition amortisiert sich da schnell“, resümiert Architekt Markus Müller-Hahl. „Alles in allem“, unterstreicht Holzbauunternehmer Stefan Fichtl, „basierte der ganze Prozess auf einer hohen Vertrauensbasis. Alle Beteiligten haben gemeinsam ein Ziel verfolgt: Nachhaltiges und ökologisches Bauen in allen Belangen. Architektur, Baustoffauswahl, Nutzen und Finanzrahmen in sich vereinen“.
Klimaspezifische Faserzementtechnologie
Erreicht werden die Produkteigenschaften der Hardie® Plank Fassadenplatten durch eine klimaspezifische Faserzementtechnologie. Diese sogenannte Hardie® Zone Technologie sorgt dafür, dass die Faserzementplatten jedem Wetter standhalten. Basis ist dabei die Kombination von individuellen klimatischen Variablen, mit denen die langfristige Leistung der Außenwandbekleidungen auf die verschiedenen Klimazonen der Welt angepasst werden kann. So sind etwa die Platten für den deutschen und europäischen Markt mit der HZ5TM-Technologie ausgestattet, die speziell auf das europäische Klima mit seinen Frost-Tau-Zyklen, extremen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen sowie dem Regen/Sonne-Wechsel im Sommer abgestimmt wurde.
Hinzu kommt eine speziell entwickelte Beschichtungs- und Auftragsmethode, die sogenannte ColorPlus™-Technologie. Diese ist die Grundlage für die hohe Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit der Farbbeschichtung und schützt vor Verblassen durch starke UV-Strahlung. Auch bei Verschmutzung ist kein Nachstreichen der Fassade erforderlich. Verunreinigungen lassen sich bei Bedarf mit Wasser und einem milden, lösungsmittelfreien Haushaltsreiniger ganz einfach säubern.
Einfache Montage
Von Vorteil bei diesen Objekt war, dass die Montage von Hardie® Plank Fassadenbekleidungen in Stülpschalung sowohl auf massiv gebautem Untergrund als auch auf Leichtbauwänden in Form einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade möglich ist. Die Mitarbeiter von Holzbau Fichtl montierten die Faserzementplatten auf der Unterkonstruktion aus Holz mit einer Mindestdicke von 40 mm und einem Abstand von rund 625 mm. Dabei muss ein Belüftungsabstand von mindestens 30 mm zwischen der Fassade und dem tragendem Untergrund berücksichtigt werden. James Hardie Europe empfiehlt die Verwendung des EPDM-Bandes, um die Holzunterkonstruktion vor eindringender Feuchte zu schützen.
Die Fassadenbekleidung wird von unten nach oben verarbeitet. Demgemäß brachten die Handwerker zunächst das kombinierte Starter- Lüftungsprofil am Fuße der Konstruktion als Grundlage für die erste Reihe an. Die zweite sowie alle folgenden Reihen der Hardie® Plank Fassadenbekleidung wurden anschließend mit 30 mm Überlappung zur darunterliegenden Reihe im Fugenversatz montiert. Stöße hinterlegten die Verarbeiter jeweils mit EPDM Band.
Bewährt hat sich bei der Montage die GeckoGauge Justierhilfe, die sowohl die Verarbeitungsgeschwindigkeit als auch die präzise Installation unterstützt. Sie ist für eine Materialstärke von 8 mm voreingestellt auf die Standardlaibung von 150 mm bei einer Breite der Fassadenplatten von 180 mm. Daher wird praktisch keine Zeit zum Anzeichnen benötigt. Dabei funktioniert das Werkzeug wie ein zusätzliches Paar Hände, so dass die Befestigung der Hardie® Plank Fassadenbekleidung auch von einer Person allein ausgeführt werden kann.
Hardie® Plank Fassadenbekleidungen sind dünner (Dicke 8 mm, Länge 3600 mm, Breite 180 mm) und leichter (7,4 kg per Brett), gleichzeitig jedoch fester als die meisten alternativen Baumaterialien. Dies sorgte für eine einfache Montage mit relativ wenig Bruch. Die Elemente wurden von den Handwerkern im Fugenversatz einfach mit einem Nagelschussgerät angebracht, können alternativ jedoch auch aufgeschraubt werden. Ein Vorbohren ist in jedem Fall nicht erforderlich. Der Zuschnitt erfolgte mit dem Hardie™ Guillotin Schneidwerkzeug - ohne Staubbildung oder Strom - und sorgte für perfekte Stöße an den Ecken. Sämtliche Schnittkanten wurden vor der Installation mit ColorPlus™ Kantenversiegelung nachbehandelt. Für die Ausführung der Innen- und Außenecken wurden Hardie® NT3® Trim Zierleisten aus Faserzement verwendet.
Dauerhaft schön
Bei der Bevölkerung in Schondorf kommt das modernisierte und aufgestockte Gebäude mit Laubengang gut an. „Wir bekommen sehr viel Lob von ganz alt eingesessenen Schondorfern - und die sind sehr kritisch“, freut sich Architekt Markus Müller-Hahl, der das Produkt zwar bereits kannte, bei der Modernisierung der Geschäfts- und Wohnimmobilie jedoch erstmalig eingesetzt hat und lobt: „Durch die hohe Variantenvielfalt bei der Holzmaserung wirkt die Fassade nicht monoton. Es erkennt fast niemand, dass es kein Holz ist – einfach die ideale Lösung für alle, die zwar eine Holzoptik haben wollen, aber gleichzeitig ein Produkt suchen, dass über viele Jahre und unter allen Wetterbedingungen unverändert schön bleibt und nur einen geringen Wartungsaufwand erfordert.“
Mit Material- und Verarbeitungseigenschaften, die dem Holz sehr ähnlich sind, sind Gipsfaser-Platten eine gute Ergänzung zu Holzkonstruktionen.
„An Gipsfaser-Platten können komfortabel und unkompliziert sehr hohe Lasten befestigt werden.“
Fassadenbekleidungen aus Faserzement sind stabil, witterungsbeständig, langlebig und wartungsarm – auch wenn sie viele Jahre lang extremen Klimabedingungen ausgesetzt sind.
Alle Beteiligten haben gemeinsam ein Ziel verfolgt: Nachhaltiges und ökologisches Bauen in allen Belangen.
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