Holzhäuser sind keine Bretterbuden

Schallschutz, Brandschutz, Wohnkomfort: Immer mehr erkennt die Wohnungswirtschaft die Vorteile der Holzbauweise in Kombination mit dem Trockenbau. In Erlangen hat jetzt die GEWOBAU ihren ersten Sechsgeschosser mitsamt angrenzendem Begegnungszentrum komplett aus Holz realisiert.

Vom Spatenstich direkt zum Richtfest: Mit dem modernen Holzbau rückt ein derart schneller Baufortschritt in greifbare Nähe. In Erlangen hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAU, zu deren Be­­­stand rund 8000 Wohnungen zählen, die Vorteile dieser Bauweise erstmals in einem eigenen Projekt erprobt und ein sechsgeschossiges Holzgebäude mit 19 barrierefreien Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen errichtet.

Parallel entstand in der Isarstraße ebenfalls in Holzbauweise ein Stadtteilzentrum, das Generationen übergreifende soziale Angebote bündelt, wie etwa einen Bürgertreff, eine Kinderkrippe mit zwei Gruppen, eine familienpädagogische Station oder das Büro des städtischen Seniorenbetreuers. Im August beziehungsweise Oktober 2013 wurden beide Gebäude nach nur wenigen Monaten Bauzeit fertig gestellt.

Das von B&O Wohnungswirtschaft in enger Zusammenarbeit mit Forschern der TU München und der Hochschule Rosenheim errichtete Pilotprojekt soll den Erlangern als Prototyp für künftige – standardisierte – Häuser in Holzbauweise dienen. B&O hat bereits mehrere mehrgeschossige Wohnbauten in Holzbauweise realisiert. In Erlangen realisierte das Unternehmen aus statischen Gründen lediglich das Treppenhaus in Stahlbeton. Ansonsten kombiniert das Bauvorhaben Massivholzelemente mit Trockenbauweise. Aus Brandschutzgründen mussten die Decken und die tragenden Holzwände gekapselt werden.

Binnen sechs Wochen entstand der gesamte Rohbau mit seinen sechs oberirdischen Etagen. Dabei wurde das Treppenhaus parallel mit dem Holzbau hoch gezogen. „Pro Woche haben wir ein Geschoss fertig gestellt. Zwei Tage haben wir jeweils für die Stahlbetonfertigelemente benötigt, zwei Tage für die Holzbauelemente“, erklärt Jens Eitner, der das Projekt für B&O Wohnungswirtschaft betreute. „Für den Innenausbau in Trockenbauweise sprach vor allem die damit erreichbare größere Flexibilität in der Grundrissgestaltung. Darüber hinaus wäre eine massive Bauweise wesentlich teurer geworden.“

Wohnungstrennwände mit 62 dB

Als Wohnungstrennwände dienen daher größ­­tenteils mit Gipsplatten beplankte Massivholzkonstruktionen, vor die auf einer Seite 7 cm dicke biegeweiche Schallschutzvorsatzschalen gestellt wurden. Dabei arbeitete das mit den Trockenbauarbeiten beauftragte Fachunternehmen Ivo Gehre Akustik & Trockenbau mit Knauf Silentboard. Die Trockenbauer kombinierten die­­se spezielle Schallschutzplatte mit einer mit Mineralwolle gedämmten Me­­tallständerkonstruktion.

Eine zweilagige Beplankung garantiert, dass keinerlei unerwünschten Geräusche zur jeweiligen Nachbarwohnung durchdringen können. Insgesamt erreichten die Wohnungstrennwände durch die Vorsatzschalen Schallschutzwerte von 62 dB. Sämtliche nichttragenden Wände im Wohnungsbau sowie in der angrenzenden Kinderkrippe sind Metallständerwände, die zweilagig mit Knauf Platten beplankt wurden.

Die Holzbetonverbunddecken – 8 cm Beton auf einer 16 cm dicken massiven Holzdeckenplatte – ließ die GEWOBAU im Wohngebäude mit zwei Lagen 18 mm Knauf Feuerschutzplatten GKF mit Brandschutzzulassung K260 beplanken. Dabei wurden die Platten von den Trockenbauern direkt an die Rohdecke verschraubt.

„In der Kinderkrippe mussten wir zusätzlich noch akustische An­­forderungen berücksichtigen, weil in den Räumlichkeiten ein hoher Lärmpegel herrscht“, erinnert sich Jens Eitner. Entsprechend entschied sich der Bauherr dafür, alle Räume flächendeckend mit Schallschutzdecken ausstatten zu lassen. Rings um die mit Dämmung hinterlegte und mit Metall UK abgehängte Knauf Cleaneo Akustik Designdecke in der Ausführung mit gerader Quadratlochung verlaufen Friese und verleihen so der Konstruktion einen ruhigen Rahmen.

Dass dahinter Holz als tragendes Baumaterial liegt, ist im Nachhinein nicht mehr zu erkennen. Mit Ausnahme einer Fassadenseite, die mit Holz bekleidet wurde, wurden die Außenfassaden der beiden Neubauten verputzt. Optisch fallen sie im fertigen Zustand daher nicht mehr aus dem Rahmen der sie umgebenden Massivbauten. Die dahinter liegenden Qualitäten – den schnellen Baufortschritt und die flexible Gestaltungsmöglichkeit – sind trotzdem unübersehbar.

Binnen sechs Wochen entstand der ­gesamte Rohbau mit seinen sechs oberirdischen ­Etagen.

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