Im Wandel wandlungsfähig
Die Immobilienwirtschaft digitalisiert ihr Angebot. Das betrifft Einzelleistungen und Gesamtablauf, umfasst benachbarte und künftige Aufgaben. Die Bedingungen ändern sich ständig. Wie lässt sich technisch die Kontrolle wahren und zugleich Freiraum fürs Wachsen öffnen?
„Das Internet ist für uns alle Neuland“, meinte Bundeskanzlerin vor einigen Jahren – und erntete damit viel Häme. Tatsächlich hatte und hat sie damit nach wie vor recht. Zur Debatte um die Digitalisierung gibt es Parallelen: Einerseits wird der Wandel bereits Jahrzehnte betrieben und gerade IT‑Spezialisten meinen, sich mit dem Thema gut auszukennen. Andererseits schreitet die Veränderung so schnell voran und erscheinen so häufig neue Akteure auf der Bildfläche, dass eine permanente Umwertung notwendig ist.
Die zentrale Herausforderung für Strategen lautet: Wie lässt sich der digitale Wandel auf Basis dieser wabernden Matrix umsichtig umsetzen – mit Blick auf die künftige, aber auch bisherige Unternehmenslaufbahn?
Automatisch autonom
Die immer komplexer werdenden Leistungen von Immobilienunternehmen lassen sich heute nur noch bewältigen, wenn Standardabläufe und Routineaufgaben automatisiert werden. Es herrscht ein wachsender Bedarf an hochspezialisierten Apps bzw. Frontend-Produkten, die Mitarbeitern und Partnern ebenso wie Mietern und Interessenten mehr Autonomie verleihen und wohnungswirtschaftliche Geschäftsprozesse effizient unterstützen.
Derzeit besteht zum Beispiel eine gesteigerte Aufmerksamkeit für Mieter-Apps. Parallel dazu werden andere Technologien, wie etwa die messengerbasierte Mieterkommunikation oder der schlüssellose Türzugang via App, an Bedeutung gewinnen. Insgesamt bietet der Markt eine Fülle attraktiver Applikationen an.
Festung mit Durchzug
Für Immobilienunternehmen bedeutet dies konkret, die unternehmenseigene ERP-Welt für Innovationen zu öffnen und damit den Spagat zwischen der Bewahrung hochinvestiver ERP-Systeme einerseits und deren Erweiterung durch moderne Softwareprodukte andererseits zu vollziehen. Eine umfassende Digitalisierung schließt alle wiederkehrenden Unternehmensprozesse ein und Datenredundanzen – und damit Fehler und Sicherheitsrisiken – möglichst aus.
Die Phase komplett von der Außenwelt abgeschotteter ERP-Systeme geht merklich zu Ende. Immer mehr Unternehmen öffnen sich für Frischluftzufuhr. Jetzt geht es darum, stabile Brücken zu bauen, die auf sicheres Terrain führen und von dort nach außen. Es bedarf einer digitalen Plattform, die zwischen ERP- und Außenwelt liegt und eingerichtet ausgewählten Anbietern Zugang gewährt.
Solche Integrationsplattformen können beide Welten harmonisch und sicher zusammenbringen. Empfehlenswert sind eigene Plattforminstanzen, über die der Kunde autonome Entscheidungsbefugnisse hat. So kann er auch steuern, wer Zugang erhält und wer nicht. Für Unternehmen, die SAP ERP für ihre Kerngeschäftsprozesse nutzen, empfiehlt sich die SAP Cloud Platform.
Falsche Pferde
Digitale Plattformen sind in aller Munde – der Begriff wird deshalb auch interessengesteuert vereinnahmt. Das nimmt teilweise absurde Züge an: Es gibt große IT-Unternehmen, die ihre Produkte auf eigenen digitalen Marktplätzen anbieten, auf denen jedoch nur ihre eigenen Marktstände aufgebaut werden dürfen. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Kunden den Lock-in-Effekt erkennen.Denn eine der wichtigsten Eigenschaften digitaler Plattformen ist ihre Offenheit.
Der Grundsatz der staatlichen Gewaltenteilung lässt sich auch auf Digitalisierungsprozesse übertragen: Zugrunde liegt die Vorstellung einer ausgewogenen Balance, die Macht begrenzt und Freiheit sichert. Gerade für die gefragten Mieter-Apps beispielsweise kann niemand ganz allein alle Kompetenzen für werthaltige Funktionalitäten einbringen. Wenn also ein Content-Anbieter selbst die Plattform stellt, sollten die Alarmglocken schrillen. Auf diese Weise wird sie als trojanisches Pferd eingeschleust.
Goldene Brücken
Viele Wohnungsunternehmen haben in ihre ERP-Systeme immenses Kapital investiert und sind außerdem vertraglich und mental an einen ERP-Partner gebunden. Aus dieser doppelten Falle können sie sich via Integrationsplattform befreien, ohne das Kind mit dem Bade auszuschütten. Drittanbieter lassen sich so problemlos integrieren. Dennoch sollte die Branche mehr Druck auf die ERP-Partner ausüben, damit diese die Hürden für eine Integration externer Software senken.
Die Technologien, mit denen sich Drittanbieter-Software über offene und stabile Programmierschnittstellen (APIs) integrieren lässt, sind längst da – auf digitalen Plattformen gibt es auch dafür professionelle Services. Datatrain hat speziell für diese Zwecke den API-Hub entwickelt, eine Art Schnittstellen-Drehkreuz, das auf Basis des API Management Service aus der SAP Cloud Platform einfache Brücken in ERP-Systeme ermöglicht.
Gut gehüteter Tresor
Wann immer Wohnungsunternehmen ihre ERP-Welten für externe PropTech-Produkte öffnenj möchten, wird natürlich auch das Thema Sicherheit und Datenschutz brisant. Nicht selten benötigen diese Produkte personenbezogene Daten von Mietern. Eine doppelte Datenhaltung kann nicht die Lösung sein, denn durch jedes Replikat erhöht sich das Fehler- und Sicherheitsrisiko.
Sinnvoller ist ein anderer Weg: Es sollte nur einen Datentresor als Lieferquelle für diese sensiblen Daten geben, eine zuverlässige Single Source of Truth, die im Allgemeinen durch das ERP-System bereits gegeben ist.
Wer personenbezogene Daten benötigt, greift über starke Authentifizierungsmechanismen per API-Call transient auf die Daten zu. Außerhalb dieses unternehmenseigenen Datentresors werden keine personenbezogenen Daten persistiert. Das Prinzip ist in verschiedenen Kundenprojekten erfolgreich umgesetzt und hat sich bewährt.
Fazit
Der digitale Wandel ist durch viele Variablen bestimmt und lässt sich technologisch mit Beharrlichkeit auf der einen und Flexibilität auf der anderen Seite gut bewältigen. Sinnvoll ist ein elastisches IT-Fundament, bestehend aus dem streng gehüteten ERP-System als zentraler Datenquelle und einer für ausgewählte Anbieter offenen digitalen Plattform, die Brücken zu attraktiven Anwendungen schlägt. Auf diese Weise können Immobilienunternehmen im sich wandelnden Wandel Bewährtes bewahren und trotzdem wachsen, auf dem eingeschlagenen Weg fortschreiten und neue Pfade erschließen.
Die immer komplexer werdenden Leistungen von Immobilienunter-
nehmen lassen sich heute nur noch bewältigen, wenn Standardabläufe und Routineaufgaben automatisiert werden.