In Deutschland ist die Immobilienwelt noch in Ordnung
Das „große Familientreffen“, der Pflichttermin schlechthin für das Who‘s Who der Immobilienwirtschaft, ist vorbei. Und einmal mehr haben Finanzinvestoren auf der Expo Real große Geschäfte eingefädelt.
Gleichwohl blieb die wichtigste Arbeitsmesse der Branche, bei der Netzwerke gepflegt und Geschäftskontakte geknüpft wurden, nicht unberührt von der Finanz- und Schuldenkrise und der damit einhergehenden restriktiven Finanzierungspolitik der Banken. „In Deutschland und Mitteleuropa ist die Immobilienwelt noch in Ordnung, die südliche Peripherie von Europa ist deutlich schwächer“, sagte Messechef Eugen Egetenmeir. Dennoch hat die Expo Real an Bedeutung und Anziehungskraft nichts verloren. Im Gegenteil: Mit 1700 Ausstellern waren fünf % mehr als im vergangenen Jahr gekommen. Zudem stieg die Zahl der Fachbesucher und Unternehmens-Repräsentanten um 1000 auf 38 000.
Auch der Anteil internationaler Aussteller wuchs. 393 (2011: 373) Immobilien-Unternehmen aus dem Ausland präsentieren sich an der Isar. Sie waren entweder auf der Suche nach deutschen Geldgebern oder wollten ihr Geld in deutsche Immobilien anlegen, die auch hierzulande als sicherer Hafen in der Krise gelten. Ob das so bleibt, ist indes offen. Es gibt viele Fragezeichen. In Metropolen wie Berlin tummeln sich laut Experten inzwischen so viele Anleger, dass die Preise in die Höhe schießen und die Renditen unter Druck kommen.
Interessant: Neben modernen Bürogebäuden und gut gehenden Handelsimmobilien standen auch Wohnimmobilien auf der Expo Real im Fokus. Vorbei scheint die Zeit, als sie noch von breiten Anlegerkreisen als verwaltungsintensiv und zu gering rentierlich eingestuft wurden.
Auf der Messe ließ die deutsche Immobilienbranche dann noch mit einer Nachricht aufhorchen. Acht Verbände riefen einen neuen Superverband ins Leben – die Bundesarbeitsgemeinschaft der Immobilienwirtschaft Deutschlands (BID). Makler, Wohnungsgesellschaften und Banken sprechen damit in Zukunft mit einer Stimme.
Der neue Verband vereint die bisherige Bundesvereinigung der Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft (BSI) und den Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) und soll sich als einheitliche Vertretung der Branche gegenüber der Politik profilieren. Er vertritt dabei rund 12 800 Unternehmen. Erster BID-Präsident ist BSI-Chef Walter Rasch.
„Bereits in der Vergangenheit haben die Verbände der Immobilienwirtschaft unbestrittene Erfolge bei der Vertretung der Immobilienbranche verzeichnet und mit ihrem immobilienwirtschaftlichen Sachverstandviele Vorhaben in der Politikvorangebracht“, erläuterte Rasch. Diese Arbeit solle in der BID nun fortgeführt werden. Zentrale Themen der neuen Arbeitsgemeinschaft sind unter anderem der demografische Wandel, die Energiewende sowie der Klimaschutz, aber auch das Steuerrecht, Finanzierungs-Möglichkeiten sowie das gesamte Spektrum der Stadtentwicklung.
Auch Bundesbauminister Dr. Peter Ramsauer (CSU) besuchte bei seinem Messerundgang den BID-Stand. Er begrüßte den Zusammenschluss als positives Signal für Kooperation und Kommunikation in der deutschen Immobilienwirtschaft.
Zum Auftakt der Messe hatte der Minister noch die Wichtigkeit der Immobilienbranche für Deutschland unterstrichen. „Sie ist eine tragende Säule unserer Wirtschaftskraft und sorgt für Investitionen und Arbeitsplätze.“ Immobilien machten den weitaus größten Anteil am Anlagevermögen aus.
Laut Immobilienmarktbericht der Bundesregierung gibt es in Deutschland 35 Mio. bebaute Grundstücke, auf denen rund 25 Mio. Wohnimmobilien stehen. Allein ihr Wert wird auf fünf Billionen € geschätzt. Die Bruttowertschöpfung durch Immobilien betrug im vergangenen Jahr rund 270 Mrd. €. Damit erreicht die Immobilienwirtschaft einen Anteil von rund 12 % der gesamten deutschen Wertschöpfung.
Wie aus dem 106 Seiten umfassenden Report des Bauministeriums weiter hervorgeht, waren die Preise für Wohnimmobilien insgesamt stabil Gegenwärtig sei jedoch vor allem in den Großstädten ein deutlicher Preisanstieg festzustellen.
Die nächste Expo Real findet vom 7. bis 9. Oktober 2013 in München statt.