Klinker, Kratzputz und Klimaschutz
Die Klimaschutzsiedlung in Schwerte zeichnet sich durch eine klimafreundliche und nachhaltige Bauweise aus. Auch die Fassadengestaltung mit Edelkratzputz und Klinkerflächen machen das Gebäudeensemble zu einem Blickfang.
An der Lohbachstraße in Schwerte sind vor knapp einem Jahr die ersten Bewohner in eine neue Wohnanlage der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft Schwerte eG (GWG) gezogen. Noch während sich die Siedlung im Bau befand, meldeten sich bereits die ersten Interessenten bei der GWG. Dabei sorgte zum einen die zentrale Lage in Schwerte mit Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangeboten in der näheren Umgebung für eine hohe Nachfrage. Zum anderen lockt die Siedlung mit vielen energetischen und klimafreundlichen Vorzügen.
Im Fokus des von der Energieagentur NRW ausgeschriebenen Bauprojektes „100 Klimaschutzsiedlungen in NRW“ standen diverse Anforderungen, die aus der Wohnanlage eine Klimaschutzsiedlung machen. Mit dem Leitspruch „Gut und sicher wohnen“ macht die GWG es sich zur Aufgabe, modernen und vor allem nachhaltigen Wohnraum zu schaffen. „Da wir schon gute Erfahrungen mit ähnlichen Bauprojekten gemacht haben und wir grundsätzlich Wert auf Klimaschutz und ökologisches Bauen legen, haben wir uns zugetraut, die energetisch besonders hohen Anforderungen umzusetzen“, berichtet Ralf Grobe, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der GWG. Gefördert wird das Projekt vom Land Nordrhein-Westfalen.
Klimafreundlich und wirtschaftlich
Von der Tiefgarage bis zum Dach ist die Siedlung auf Klimaschutz ausgerichtet. So befinden sich in der Tiefgarage, die unter den drei Häusern verläuft, unter anderem Stellplätze mit Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes. Niederschlagswasser wird in unterirdischen Zisternen gesammelt und für die Toilettenspülungen in allen Wohnungen genutzt. Das dient nicht nur der Nachhaltigkeit, sondern macht die Wohnungen auch in punkto Wirtschaftlichkeit für die Mieter interessant.
In Kooperation mit den Stadtwerken Schwerte wurden die Häuser mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Der damit gesammelte Strom von den Dächern wird direkt genutzt. „Unseren Mietern steht es frei, den Solarstrom zu nutzen, oder Strom bei einem anderen Anbieter zu beziehen. Bisher haben sich aber alle Mieter dem hauseigenen Stromkreis angeschlossen. Das spricht für die Siedlung und auch für das Interesse der Bewohner am Klimaschutz“, berichtet Grobe stolz.
Dass Solarenergie auch passiv genutzt werden kann, wurde bei der Planung der Häuser berücksichtigt: Die Wohnungen haben zur Südseite großzügige Fensterflächen. Das sorgt für die Erwärmung und Beleuchtung des Innenraumes mit natürlicher Sonnenenergie. Muss doch die Heizung angemacht werden, steuert eine regionale Biomethangasanlage die nötige Energie bei.
Wärmedämmung im Sonderformat
Damit die 52 Wohnungen möglichst lange von der Wärme im Innenraum profitieren, wurde bei der Planung der Gebäude besonderes Augenmerk auf die Wärmedämmung der Fassade gelegt. Das Wärmedämm-Verbundsystem sollte den höchsten Anforderungen entsprechen, um Heizenergie einzusparen. Aus Umweltschutzgründen entschieden sich die Auftraggeber für einen mineralischen Dämmstoff in 26 Zentimeter Schichtdicke. „Eine Mineralwoll-Dämmung in dieser Stärke ist nicht üblich. In Zusammenarbeit mit dem Baustoffhersteller Saint-Gobain Weber haben wir eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) beantragt“, erzählt Ralf Grobe. „26 Zentimeter dicker Dämmstoff auf 17,5 Zentimeter dicken Kalksandsteinmauern – damit sind unsere Gebäude eine echte Seltenheit.“
Klinkerriemchen als Akzent
Ein weiterer Vorteil des WDVS: Die Gestaltungsoptionen der Fassade sind nahezu unendlich. Für das Design der Wohnhäuser entschied sich das Architekturbüro Bornemann aus Schwerte für eine Kombination aus beidem – Klinker und Putz. Der Großteil der Fassadenflächen ist mit einem Edelkratzputz gestaltet. Die feine Oberflächenstruktur und der helle Farbton nimmt sich vornehm zurück und überlässt den Klinkerflächen die Bühne.
Die Klinkerriemchen tragen als Gestaltungselement entscheidend zur besonderen Optik der Klimaschutzsiedlung bei. Die natürlich-unregelmäßige Farbgebung, die von Beige zu hellen Brauntönen changiert, wirkt durch die verschiedenen Maße der Klinker in der Fläche ausbalanciert. Neben der sehr ruhigen Putzfläche bilden sie einen angenehmen Gegensatz. Die Klinker-Flächen heben das Erdgeschoss von den darüber gelegenen Etagen optisch ab. Auch Hauseingänge, Treppenhäuser und Eckbereiche sind mit den Klinkern verkleidet. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass auch bei der Wahl der Fenster auf ein stimmiges Farbbild geachtet wurde: „Die Fenster im Bereich der Klinker sind eine Sonderanfertigung. Die Farbe der Rahmen ist passend zu den Klinkern gewählt“, verrät Ralf Grobe. Im Vergleich dazu sind die Fenster auf der Putzfläche in einem Anthrazit-Ton gehalten, der gezielt einen Kontrast zu der hellen Fläche bildet.
Die Klinkerriemchen bestechen durch ihre natürliche Mineralität, die Putzflächen erinnern an Sandstrände. Die Gestaltung der Siedlung inklusive der Grünflächen unterstreicht die Natürlichkeit.
Fassade Schritt für Schritt
Mit der Ausführung der Fassade wurde der Fachhandwerksbetrieb MFT GmbH aus Hemer betraut. Die Mineralwoll-Dämmplatten verklebten die Fachhandwerker zunächst mit Hilfe eines Klebe- und Armierungsmörtels. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Fixierung des WDVS an das Gewicht des Belags – Putz oder Klinker – angepasst wurde. Nach der erforderlichen Standzeit folgte die Armierungsschicht. Aufgrund der keramischen Bekleidung verdübelte das MFT-Team die Dämmplatten durch das Armierungsgewebe.
Für die verputzen Flächen kam der Edelkratzputz weber.top 204 AquaBalance mit Jurastrukturkorn und Glimmer zum Einsatz. Dieser kommt ohne Biozide zur Algenabwehr aus und schützt die Fassade mit einem hydrophilen Wirkprinzip. Die Klinkerriemchen befestigten die Fachhandwerker im Buttering-Floating-Verfahren. Dabei wird der hochelastische Klebemörtel sowohl auf die Armierungsschicht als auch auf die Rückseite der keramischen Bekleidung aufgetragen. Nach entsprechender Standzeit wurde die Klinkerfläche mit einem farblich passenden Fugmörtel verfugt.
Erfolgreicher Abschluss
Der Bau der Klimaschutzsiedlung hat insgesamt etwa eineinhalb Jahre gedauert. Mit der Tiefgarage, die sich unter allen Gebäuden hindurchzieht und diese unterirdisch miteinander verbindet, begann das Großbauprojekt. Im Frühling 2020 konnte mit der Vollendung des letzten Gebäudes die Baustelle abgeschlossen werden. Mit unterschiedlich aufgeteilten Wohnungsgrundrissen ist das Quartier auf die Bedürfnisse von Singles, Paaren und Familien ausgerichtet.
Von der Tiefgarage bis zum Dach ist die Siedlung auf Klimaschutz ausgerichtet.
Damit die 52 Wohnungen möglichst lange von der Wärme im Innenraum profitieren, wurde bei der Planung der Gebäude besonderes Augenmerk auf die Wärmedämmung der Fassade gelegt.